ZNS-Tumore: AYA-Studie des BZKF soll Heilungschancen junger Patienten verbessern

Bild: ©Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com

In der AYA*-Studie des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) arbeiten Kinder- und Jugendärzte sowie Erwachsenenmediziner in einem innovativ strukturierten Netzwerk eng zusammen. Dadurch sollen im Rahmen eines Forschungsprojekts zunächst die Diagnostik und dann die Behandlung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15‒39 Jahre) mit bösartigem Tumor des Zentralen Nervensystems (ZNS) erheblich verbessert werden.

Entscheidend dabei ist eine Kooperation mit der Mint Medical GmbH (Teil der Brainlab Companies), mit der eine bereits bestehende cloudbasierte Datenintegrationsplattform so weiterentwickelt wurde, dass umfassende Datensätze und Analysen der sechs kooperierenden bayerischen Universitätskliniken nahtlos auf einer IT-Plattform integriert werden können. Das Forschungsvorhaben wurde in den letzten Monaten von den Studiengruppen „Primäre und sekundäre Hirntumoren bei Erwachsenen“ und „ZNS-Tumoren des Kindes- und Jugendalters“ im BZKF gemeinsam entwickelt.

Dabei wurden in enger Zusammenarbeit mit hochkarätigen Wissenschaftlern Methodenbausteine z. B. zur Weiterverarbeitung von Bildgebungsdaten sowie Tumorgewebe und Liquor entwickelt. Diese ermöglichen einen wissenschaftlich fundierten und datenschutzgerechten Daten- und Materialtransfer zwischen den bayerischen Universitätskliniken und angeschlossenen außeruniversitären Einrichtungen sowie die anschließende wissenschaftliche Auswertung.

Prof. Peter Hau, Studienleiter und Sprecher der BZKF-Studiengruppe „Primäre und sekundäre maligne Hirntumoren bei Erwachsenen“. Foto: ©UKR/Vincent Schmucker

Prof. Peter Hau, Studienleiter und Sprecher der BZKF-Studiengruppe „Primäre und sekundäre maligne Hirntumoren bei Erwachsenen“, erklärt: „Eine umfassende Biomaterial- und Bildgebungs-basierte Studie für die vielschichtige Bewertung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Hirntumoren ist in Deutschland – im Gegensatz zu anderen Ländern – bisher noch nicht etabliert worden. Mit der BZKF-AYA Studie werden erstmals alle verfügbaren Daten in die Diagnostik einbezogen. So können z. B. Daten aus Magnetresonanztomografie (MRT) und Positronenemissionstomografie(FET-PET)-Bildgebung, aus Flüssigbiopsien und Strahlentherapiepläne wichtige Informationen über die Biologie und Prognose der Tumorerkrankung beisteuern und möglicherweise mittelfristig die Therapie entscheidend verbessern.“

Prof. Michael Frühwald, Co-Studienleiter und Sprecher der BZKF-Studiengruppe „ZNS-Tumoren des Kindes- und Jugendalters“, fügt hinzu: „Die Heilungschancen für Jugendliche und junge Erwachsene mit bösartigen ZNS-Tumoren sind nach wie vor extrem unbefriedigend. Bei vielen Patientinnen und Patienten kommt es trotz aggressiver Therapien zu einem Wiederauftreten der Tumoren nach der ersten Behandlung. Die Tumorbiologie und die klinischen Bedürfnisse sind innerhalb der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vergleichbar. Eine gemeinsame Behandlung der Patientengruppe durch Kinder- und Erwachsenenärztinnen und -ärzte wird durch Wissensaustausch innerhalb des BZKF und Bündelung von Ressourcen zu einem verbesserten Behandlungsergebnis beitragen.“

Prof. Michael Frühwald, Co-Studienleiter und Sprecher der BZKF-Studiengruppe „ZNS-Tumoren des Kindes- und Jugendalters“. Foto: ©Universitätsklinikum Augsburg

Beide Studienleiter sind optimistisch, dass die BZKF-AYA Studie zu einer erheblichen Verbesserung von Diagnose und Therapie beitragen kann. Denn in den letzten Jahren wurde der Nutzen von Liquid biopsies (Flüssigmaterialproben, z. B. Liquor und Blut) bei der Diagnostik von Hirntumoren gezeigt. So konnten nicht nur Rückschlüsse auf die Art des Tumors gezogen werden, sondern auch genetische Merkmale des Tumors aufgedeckt und Aussagen zu möglicherweise hochwirksamen Therapien getroffen werden. Ähnliche Entwicklungen sind in der Nutzung von Bildgebungsinformationen aus MRT und FET-PET sowie von Strahlentherapieplänen bekannt. Diese Erkenntnisse werden nun in der BZKF-AYA Studie erstmals zusammengefasst und in einer Gruppe von Patienten mit primären Hirntumoren untersucht. Ziel ist es, damit das Verständnis der Krankheitsentstehung und der Diagnose in dieser Patientengruppe entscheidend voranzubringen.

Bayerisches Zentrum für Krebsforschung

Seit der Gründung des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) im November 2019 wird das große Ziel verfolgt, allen Bürgern in Bayern, ganz unabhängig von ihrem Wohnort, Zugang zu bestmöglichen, neuesten und innovativen Therapien zu ermöglichen. Mit dem Zusammenschluss der sechs bayerischen Universitätskliniken in Augsburg, Erlangen, den zwei Standorten in München, Regensburg und Würzburg wird nicht nur die Krebsforschung gefördert, sondern auch Kompetenzen und Wissen zu den Themen Früherkennung, Therapie und Nachsorge von Tumorerkrankungen gebündelt und zugleich Betroffenen eine flächendeckende und interdisziplinäre Versorgung angeboten.

„Das Ziel unseres Zentrums ist es, gemeinsam innovative Krebstherapien von der Grundlagenforschung über die präklinische Prüfung zu den Patientinnen und Patienten zu bringen“, so Prof. Andreas Mackensen, Direktor des BZKF. „Neben dem Ziel, die Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten in Bayern voranzutreiben, möchten wir uns aber als starkes Konsortium etablieren, das national wie international in der Krebsbekämpfung eine entscheidende Rolle spielt“, so Mackensen weiter.

Das BürgerTelefonKrebs des BZKF bietet unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 85 100 80 eine unkomplizierte Möglichkeit, sich individuell zu allen Fragen bezüglich einer Krebserkrankung beraten zu lassen.

*Adolescents and Young Adults