Zu niedrigen Blutdruck nach endovaskulärer Thrombektomie vermeiden

Eine restriktive Blutdruckkontrolle kann sich negativ auf die Erholung nach mechanischer Thrombektomie auswirken. (Foto: © Sandor Kacso – stock.adobe.com)

Eine internationale Arbeitsgruppe hat in einer groß angelegten randomisierten, kontrollierten, Endpunkt-verblindeten Open-Label-Studie entdeckt, dass sich eine intensive Blutdruckkontrolle nach einer endovaskulären Thromb­ektomie negativ auf die funktionelle Erholung von Schlaganfallpatienten auswirkt.

Für die zwischen Juli 2020 und März 2022 an 44 tertiären chinesischen Kliniken durchgeführte Studie wurden 821 Schlaganfallpatienten randomisiert, die nach erfolgreicher Reperfusion einen persistierend erhöhten systolischen Blutdruck (SBP; ≥140 mmHg für >10 min) aufwiesen. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1) einer intensiveren Behandlung (SBP-Zielwert <120 mmHg; n=407) oder einer weniger intensiven Behandlung (Zielwert 140–180 mmHg; n=409) zugewiesen, deren Ziel innerhalb einer Stunde erreicht und die 72 Stunden lang aufrechterhalten werden sollte.

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die funktionelle Erholung, den die Forschungsgruppe – geleitet von chinesischen und australischen Wissenschaftlern – anhand der Verteilung der Punktwerte auf der modifizierten Rankin-Skala (Bereich 0–6: keine Symptome bis Tod) nach 90 Tagen ermittelte. Die Analyse erfolgte nach dem modifizierten Intention-to-treat-Prinzip und wurde mit einer proportionalen logistischen Regression durchgeführt, bei der die Behandlungszuweisung als fester Effekt, der Standort als zufälliger Effekt und prognostische Ausgangsfaktoren berücksichtigt wurden. In die Sicherheitsanalyse schlossen sie Studienautoren alle nach dem Zufallsprinzip zugewiesenen Patienten ein.

Die Studie wurde nach Überprüfung der Ergebnisdaten am 22. Juni 2022 aufgrund anhaltender Wirksamkeits- und Sicherheitsbedenken vorzeitig eingestellt. Primäre Ergebnisdaten standen für 404 bzw. 406 Patienten in der intensiveren und der weniger intensiven Behandlungsgruppe zur Verfügung. Die Wahrscheinlichkeit eines schlechten funktionellen Ergebnisses war in der intensiv behandelten Gruppe größer als in der weniger intensiv behandelten Gruppe (gemeinsames OR 1,37; 95 %-KI 1,07–1,76). Im Vergleich zu letzterer kam es in der intensiv behandelten Gruppe häufiger zu einer frühzeitigen neurologischen Verschlechterung (gemeinsames OR 1,53; 95 %-KI 1,18–1,97) und zu schweren Behinderungen nach 90 Tagen (OR 2,07; 95 %-KI 1,47–2,93), aber es gab keine signifikanten Unterschiede bei symptomatischen intrazerebralen Blutungen. Auch im Hinblick auf schwerwiegende unerwünschte Ereignisse oder die Sterblichkeit gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

Die Studienautoren empfehlen daher, einen strikt niedrigen Blutdruck im Anschluss an eine mechanische Schlaganfalltherapie zu vermeiden. (ah)