Zur Charakterisierung der HFpEF: Neuer Sonderforschungsbereich an der Charité

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Die Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF) ist bislang nicht gut verstanden, daher stehen für ihre Therapie noch kaum Behandlungsoptionen zur Verfügung. Ein neuer Sonderforschungsbereich (SFB) unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin soll das ändern.

Im Gegensatz zur Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF), gibt es für HFpEF bislang kaum wirksame Therapien. Jedoch leidet etwa die Hälfte aller Personen mit Herzschwäche an HFpEF. Vor allem ältere Menschen sind betroffen. Aufgrund des demographischen Wandels ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Erkrankungen zukünftig steigen wird.

In Zusammenarbeit mit dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz Gemeinschaft (MDC), der Freien Universität Berlin (FU), dem Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist diese Form der Herzinsuffizienz nun Gegenstand eines neuen SFBs unter Leitung der Charité. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den Verbund mit rund 12 Millionen Euro für zunächst vier Jahre, wie die Charité kürzlich bekannt gab.

„Unser Ziel ist es, HFpEF als systemische und heterogene Erkrankung umfassend zu charakterisieren und zu klassifizieren, um sie so besser zu verstehen und gezielter zu behandeln. Und das auf verschiedenen Ebenen: Wir werden mit Blick auf den gesamten Organismus, auf das einzelne Organ, aber auch auf molekularer und zellulärer Ebene forschen“, erklärt Prof. Burkert Pieske. Er ist Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Charité Campus Virchow-Klinikum, Direktor der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie am DHZB sowie Sprecher des neuen SFBs.

Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Grundlagenwissenschaften und Klinik wird der Berliner Universitätsmedizin zufolge einen mehrstufigen Ansatz verfolgen. So analysieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die mechanischen, metabolischen, entzündlichen und immunologischen Auslöser der Erkrankung, die jeweiligen nachgeschalteten Signalwege sowie die spezifischen Reaktionen auf das Herz-Kreislauf-System. Dies in der Annahme, dass Störungen dieser Signalwege zu unterschiedlichen Erscheinungsformen von HFpEF mit verschiedenen Ausprägungen führen.

Dafür nutzt die Forschungsgruppe laut eigenen Angaben ihre Expertise in translationaler Kardiologie, funktioneller Genomik, Zell- und Molekularbiologie, Systemmedizin sowie Bioinformatik und künstlicher Intelligenz. Als Methoden kommen Omics-Technologien, hoch entwickelte Bildgebung, phänotypische Analysen und computergestützte Modellierungen zum Einsatz. Pieske erläutert: „Wir möchten eine mehrstufige Klassifikation der HFpEF erarbeiten, um Patientinnen und Patienten anhand von molekularen und klinischen Merkmalen genau diagnostizieren und beschreiben zu können. Darauf aufbauend möchten wir die Betroffenen perspektivisch dann mit möglichst individuellen, zielgerichteten Therapien behandeln.“