Zusammenhang von Sellerieallergie und Beifußpollenallergie möglicherweise identifiziert17. Dezember 2021 Foto: Engin_Akyurt /pixabay Das Protein (ein Defensin) mit dem Namen Api g 7 könnte die bisher nicht aufgeklärte Verbindung zwischen Knollensellerie-Allergie und Beifußpollen-Sensibilisierung sein und einen Beitrag zur verbesserten Diagnostik dieser Form von Nahrungsmittelallergien leisten. Die Allergie gegen Selleriewurzel (Apium graveolens) ist mit einer Prävalenz von bis zu 0,45 Prozent in der erwachsenen Bevölkerung eine der häufigsten Nahrungsmittelallergien in Nordeuropa. Sie führt meist zu lokalen oralen Symptomen wie beispielsweise Juckreiz und Schwellungen im Mund- und Rachenraum, aber auch schwere Reaktionen (z.B. der lebensbedrohliche anaphylaktische Schock) sind möglich. Sieben Prozent der Betroffenen in Europa, von denen anaphylaktische Reaktionen bekannt sind, reagieren auf die Selleriewurzel mit Anaphylaxie. Bisher sind sechs Sellerieallergene (Api g 1 bis Api g 6) bekannt. Bei ihnen handelt es sich um ganz unterschiedliche Proteine wie zum Beispiel Abwehrproteine oder Profilin, ein kleines Protein mit regulatorischen Eigenschaften. Eine Knollensellerie-Allergie geht häufig mit einer Allergie der Atemwege gegen Beifußpollen (Artemisia vulgaris) einher, was sich bisher nicht durch eine Kreuzallergie auf bekannte homologe Allergene in den Pollen in der Sellerieknolle erklären ließ. Forscherinnen und Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts unter Federführung von Dr. Andrea Wangorsch und unter Leitung des Vizepräsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts, Prof. Stefan Vieths, haben gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Österreich, der Schweiz und Schweden das mögliche Vorhandensein und die Rolle eines mit Defensin verwandten Allergens bei der Allergie gegen Knollensellerie untersucht. Defensine sind kleine Polypeptide, die in allen tierischen Organismen und höheren Pflanzen zur Abwehr von mikrobiellen Erregern vorkommen. Hierzu wurde eine cDNA des Defensins von Knollensellerie kloniert und ein rekombinantes Api g-Defensin hergestellt. Parallel dazu zeigte die massenspektrometrische Analyse das Vorhandensein eines entsprechenden Defensin-ähnlichen Proteins im Knollensellerieextrakt und bestätigte seine Aminosäuresequenz. Die Forschenden untersuchten die Bindungsfähigkeit und Allergenität von Knollensellerie-Defensin, das als Api g 7 bezeichnet wird, mithilfe von Serumproben von acht Knollensellerie-Allergikerinnen und -Allergikern und entsprechenden Kontrollpersonen. Sechs der Personen mit Knollensellerie-Allergie unterzogen sich einer doppelblinden, Placebo-kontrollierten Provokation (double-blind, placebo-controlled, food challenge, DBPCFC). Sie entwickelten Symptome, die von leichten subjektiven Reaktionen bis zu starken objektivierbaren Symptomen wie starkem Blutdruckabfall mit Bewusstseinsverlust reichten. Alle Knollensellerie-Allergikerinnen und -Allergiker waren gegen rApi g 7 sensibilisiert. In weiteren Untersuchungen, in denen das Forschungsteam unter anderem die allergene Aktivität des rekombinant hergestellten Api g 7 analysierte, fand es heraus, dass Knollensellerie mit Api g 7 ein IgE-reaktives Defensin enthält, das Kreuzreaktivität mit dem Hauptallergen aus Beifußpollen zeigt und wahrscheinlich die bereits bekannte Assoziation zwischen Knollensellerie-Allergie und Beifußpollen-Sensibilisierung erklären könnte. “Die Entdeckung des molekularen Zusammenhangs zwischen der Sellerie- und der Beifußpollenallergie wird auch diagnostisch von Bedeutung sein: So kann das neu identifizierte Allergen Api g 7 zur Verbesserung der Empfindlichkeit von diagnostischen In-vitro-Tests beitragen”, betont Viehts. Weitere Studien an größeren Patientinnen- und Patientenkohorten werden zeigen, ob ein Zusammenhang zwischen Api g 7 und schwereren Reaktionen auf Knollensellerie besteht.
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