Zwei Millionen Euro zur Erforschung neuer Behandlungsansätze bei Depressionen

Leptin-empfängliche Nervenzellen (grün) in einer Tiefenhirnregion – dem lateralen Hypothalamus. (Quelle: © Anne Petzold)

Eine Nachwuchsgruppe am European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G) erhält mehr als zwei Millionen Euro, um das Hormon Leptin und seine Rolle bei der Regulation des Sozial- und Sexualverhaltens zu erforschen. Die so gewonnenen Erkenntnisse können dazu beitragen, neue Therapieansätze für die Behandlung neuropsychiatrischer Erkrankungen zu entwickeln.

Leptin ist ein Hormon, das hauptsächlich im Fettgewebe gebildet wird und eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Körpergewichts sowie des Hunger- und Sättigungsgefühls spielt. Es beeinflusst zudem Gefühle, Motivation und sogar das Sozial- und Sexualverhalten.

Forschende um Neurowissenschaftlerin Dr. Anne Petzold vom European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G), einer Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Max-Planck-Instituts für Multidisziplinäre Naturwissenschaften (MPI-NAT), werden in den kommenden Jahren erforschen, wie Leptin das Sozial- und Sexualverhalten beeinflusst und ob diese Erkenntnisse zur Entwicklung neuer Behandlungsansätze für neuropsychiatrische Erkrankungen wie Depressionen genutzt werden können. Erste Studien am Tiermodell zeigten, dass Leptin bestimmte Nervenzellen im Gehirn aktiviert, die für soziales Verhalten verantwortlich sind. Bei Menschen mit Depressionen ist die Leptin-Ausschüttung oft gestört.

Zellaktivität in Echtzeit verfolgen

Für die Untersuchungen wollen die Forschenden die Einzelzell-Kalzium-Bildgebung im Tiermodell einsetzten. Dazu werden die Zellen beleuchtet und fluoreszierende Signale durch ein miniaturisiertes Mikroskop während des spontanen, natürlichen Verhaltens – beispielsweise während der sozialen Interaktion – aufgezeichnet. Veränderungen der Zellaktivität können somit in Echtzeit verfolgt und neue Erkenntnisse über die Funktionsweise der Nervenzellen gewonnen werden.

Aufbauend auf dieser Methode will das Forschungsteam die Leptin-empfänglichen Gehirnschaltkreise kartieren und untersuchen, wie sie sich zwischen den Geschlechtern und den Hormonzyklen unterscheiden. Eine weitere Fragestellung lautet, ob eine Erhöhung des Leptinspiegels das soziale und sexuelle Wohlbefinden sowohl unter gesunden als auch unter krankhaften Bedingungen verbessern kann.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Nachwuchsgruppe „Brain Body Interactions“ im Emmy Noether-Programm zur Realisierung des Forschungsvorhabens mit mehr als zwei Millionen Euro für bis zu sechs Jahre.