Ablation für Patienten mit Herzschwäche und Vorhofflimmern?2. September 2022 Abdul Shokor Parwani (links) und Burkert Pieske untersuchen, ob eine Katheterablation den Gesundheitszustand und die Prognose von Patienten mit Herzschwäche und Vorhofflimmern verbessern kann. Foto: DHZB/Külker Patienten mit einer Herzschwäche haben oft auch Vorhofflimmern – wodurch sich die Herzschwäche weiter verschlechtert. Eine neue Studie untersucht, ob eine Katheterablation den Zustand der Patienten verbessert und damit Sterblichkeit, Schlaganfälle und Krankenhausaufenthalte verringern kann. „Nahezu die Hälfte unserer Patienten mit Herzschwäche hat auch Vorhofflimmern“, sagt Professor Burkert Pieske, Studienleiter und Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Campus Virchow-Klinikum der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Direktor der Klinik für Innere Medizin – Kardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin. Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Herzschwäche, über eine Million dieser Patienten leiden in diesem Zusammenhang zusätzlich an Vorhofflimmern. Häufig tritt das Vorhofflimmern zunächst anfallsweise auf; manche Menschen spüren es, andere nicht. Erkannt und behandelt werden sollte die Erkrankung in jedem Fall, da sie sich sonst verstetigt und auch das Risiko für einen Schlaganfall erhöht. „Früher dachte man, dass Vorhofflimmern eine Herzschwäche auslösen kann, und zwar eine sogenannte Tachykardiomyopathie, ein als eher selten angesehenes Ereignis“, sagt Pieske. „Heute wissen wir allerdings, dass auch der umgekehrte Fall eintreten kann, nämlich, dass die Herzschwäche das Vorhofflimmern auslöst. Der dann auftretende, oftmals schnelle und unregelmäßige Herzschlag verschlechtert wiederum die Herzschwäche – ein Teufelskreis setzt ein.“ Um dieser gefährlichen Kombination aus Herzschwäche und Vorhofflimmern zu begegnen, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in der Studie CABA-HFPEF-DZHK27, ob eine Behandlung von Vorhofflimmern mittels Katheterablation Herzschwäche-Patienten hilft und sich positiv auf deren Gesundheitszustand und Prognose auswirkt. Mehr Lebensqualität und weniger Krankenhausaufenthalte Kleinere Beobachtungsstudien zeigten bereits, dass durch eine Katheterablation bei Herzschwäche-Patienten mit Vorhofflimmern bessere Ergebnisse erzielt werden als durch eine medikamentöse Behandlung: Die Lebensqualität steigt, die Patienten werden wieder leistungsfähiger und müssen seltener ins Krankenhaus. CABA-HFPEF-DZHK27 ist nun die erste große, multizentrische Studie, die diesen Zusammenhang untersucht. Europaweit beteiligen sich 60 Zentren, 1550 Patienten mit vorgegebenen Ein- und Ausschlusskriterien sollen über die Zentren teilnehmen. Die Studie ist auf fünf Jahre angelegt. Fokus auf Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion In der Studie fokussiert sich das Forscherteam auf Herzschwäche-Patienten mit einer erhaltenen (HFpEF) oder nur leicht reduzierten Auswurfleistung (HFmrEF). „Bei dieser Form der Herzschwäche ist die Herzkraft weitgehend erhalten, der Herzmuskel ist aber versteift, sodass die Herzkammern sich nicht ausreichend mit Blut füllen können“, sagt Dr. Abdul Shokor Parwani, Co-Studienleiter und Leiter der Elektrophysiologie der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Charité Campus Virchow-Klinikum. HFpEF macht die Hälfte aller Herzschwäche-Erkrankungen aus, es gibt aber kaum Therapien, die den Zustand und die Überlebenschancen dieser Patienten verbessern. „Ziel unserer Studie ist es, herauszufinden, ob eine Katheterablation des Vorhofflimmerns der bisherigen medikamentösen Standardbehandlung bei dieser Patientengruppe überlegen ist“, so Parwani. Nach dem Zufallsprinzip werden die Patienten einem der beiden Studienarme zugeordnet. Bei der einen Gruppe führen die Ärzte eine Katheterablation durch, die andere Gruppe erhält die derzeitige medikamentöse Standardbehandlung. Antiarrhythmika sollen dabei nur eingesetzt werden, wenn Betablocker oder andere Herzfrequenz-senkende Medikamente nicht ausreichen. Antiarrhythmika haben viele Nebenwirkungen: Sie können etwa zu Schilddrüsenüberfunktion, Hornhautablagerungen oder Lungenfibrose führen oder sogar selbst Herzrhythmusstörungen auslösen. „Die Katheterablation hat sich in den letzten zehn Jahren sehr gut entwickelt. In den Händen von erfahrenen Ärzten ist sie ein relativ zügiger Eingriff, der für die Patienten minimal belastend ist und dazu führt, dass das Vorhofflimmern in den meisten Fällen ganz verschwindet“, so Pieske. Die normale Herzfunktion wird bei diesem Eingriff nicht beeinträchtigt. Daher hoffen die Wissenschaftler, mit den Ergebnissen ihrer Studie auch die Therapie und Prognose der HFpEF-Patienten verbessern zu können.
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