Ad-hoc-Befragung: Schlechte Arbeitsbedingungen in der ambulanten Versorgung

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Die Arbeitsbedingungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung machen derzeit vielen Gruppen schwer zu schaffen: Mehr als ein Drittel der Hausärzte, Hebammen/Geburtshelfer, Zahn- und Fachärzte empfindet die derzeitigen Bedingungen als „schlecht“ oder „sehr schlecht“.

Bei den Apothekern ist es sogar mehr als jeder Zweite. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Ad-hoc-Umfrage aus der Reihe „Im Fokus“, mit der die Stiftung Gesundheit Themen beleuchtet, die Ärzte und Heilberufler bewegen.

Nur zwei von zehn Behandlergruppen überwiegend zufrieden


Die Ergebnisse sind ernüchternd: Lediglich zwei der zehn befragten Gruppen – die Heilpraktiker und die Psychologischen Psychotherapeuten – nehmen ihre Arbeitsbedingungen überwiegend als positiv wahr. In allen anderen Berufsgruppen zeigt sich die Lage erheblich verbesserungsbedürftig: „Bereits bei den Logopäden auf dem dritten Rang liegt der Anteil der positiven Wahrnehmung nur noch bei einem Drittel“, berichtet Prof. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit. „Und bei den Apothekern am Ende der Skala sind es nicht einmal mehr zehn Prozent.“

Belastende Faktoren: Administration, Technik/Digitalisierung und unzureichende Vergütung

Die Gründe für die Unzufriedenheit unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe: Während Ärztinnen und Ärzte vor allem die Administration und den Aufwand für Technik bzw. Digitalisierung kritisieren, steht für die nichtärztlichen Heilberuflerinnen und Heilberuflern die unzureichende Vergütung mit Abstand an erster Stelle. Und Apothekerinnen und Apothekern fühlen sich sowohl von Administration als auch mangelnder Vergütung sowie sich ständig ändernden Regularien von Krankenkassen  belastet.

Warnsignal erfordert rasches Handeln

„Unabhängig von den Ursachen sind die in der Studie ermittelten Werte ein Warnsignal, das wir unbedingt ernst nehmen sollten“, betont Obermann: „Genervte Praxisinhaber und unzufriedenes Personal sind nicht so leistungsfähig, machen mehr Fehler, sind stärker vom Burnout bedroht und führen letztlich zu schlechteren Ergebnissen in der Gesundheitsversorgung.“ Umso wichtiger sei es, die Sorgen und Interessen der Beschäftigten im Gesundheitswesen wahrzunehmen und rasch zu handeln: „Die aktuelle Finanzkrise im System der gesetzlichen Krankenversicherung kann in diesem Zusammenhang als Chance verstanden werden, eine Kurskorrektur mit einer entsprechenden Umverteilung von Mitteln vorzunehmen“, empfiehlt Obermann. Zwar sei es aufgrund der Vielschichtigkeit der gewachsenen Strukturen schwierig, grundlegende Veränderungen umzusetzen: „Aber kleinteilige, sukzessive Änderungen basierend auf einem strategischen Gesamtplan wären durchaus denkbar.“