Adipositas-Chirurgie: Offenbar kein Weg zur Einsparung von Gesundheitskosten4. November 2019 Foto: © Jeff Bowen/VA Laut einer neuen Studie führt die Adipositas-Chirurgie trotz der gesundheitlichen Vorteile für den Patienten – die unter anderem in einem längeren Überleben und einem signifikanten Gewichtsverlust bestehen – möglicherweise nicht zu geringeren Gesundheitskosten. Die Zehn-Jahres-Studie umfasst laut den Autoren den bisher längsten Nachbeobachtungszeitraum im Hinblick auf die langfristigen Kosten nach einem bariatrischen Eingriff in den USA. Sowohl die Operation selbst als auch die Behandlung postoperativen Komplikationen könnten kostspielig sein, schreiben die Autoren zum Hintergrund ihrer Untersuchung. Um herauszufinden, ob die gesundheitlichen Vorteile der Adipositas-Chirurgie zu geringeren Kosten führen, verglich das von Dr. Matthew Maciejewski vom Durham Veterans Affairs Medical Center und der Duke University geleitete Forschungs-Team Daten zu Patienten, die einen bariatrischen Eingriff vornehmen ließen, mit ähnlichen Patienten, die bei denen keine solche Operation durchgeführt wurde, aus mehr als zehn Jahren. Die Studie umfasste fast 10.000 Veteranen mit schwerer Adipositas, von denen fast 2500 zum Zwecke einer Gewichtsreduktion operiert wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten, die sich einer Adipositas-Chirurgie unterzogen hatten, in den zehn Jahren nach der Operation nicht weniger Kosten verursachten. Dieser Befund stimmte mit früheren Studien an Patienten außerhalb des Systems der medizinischen Versorgung von Veteranen und früheren Untersuchungen des gleichen Teams an Veteranen überein, bei denen die Kosten drei Jahre nach der Operation verglichen wurden. Die operierte Patientengruppe produzierte in den sechs bis zwölf Monaten vor und in den ersten zwei Jahren nach der Operation höhere Kosten. Die Gesamtkosten für die medizinische Versorgung lagen zwölf Monate vor der Operation 1400 US-Dollar höher als in der Gruppe ohne Operation. In den sechs Monaten nach dem Eingriff verursachten operierte Patienten Gesamtkosten, die 3000 US-Dollar über denen nicht operierter Patienten lagen. Nach zwei Jahren postoperativ sanken die medizinischen Kosten für chirurgische Patienten allmählich. Fünf bis zehn Jahre nach der Operation waren operierte und nicht operierte Patienten in puncto Gesamtkosten etwa gleichauf. Die operierten Patienten verursachten zwar über den Zeitraum von zehn Jahren im Durchschnitt geringere Apothekenkosten, doch diese Ersparnis wurde durch höhere ambulante Kosten wieder aufgehoben. Insgesamt, so schreiben die Autoren, fielen die Kosten für chirurgisch behandelte Patienten nie unter die Kosten, die von Patienten ohne Eingriff verursacht wurden. Obwohl dies in der Studie nicht schwerpunktmäßig untersucht wurde, schlagen die Forscher mehrere Gründe vor, die möglicherweise erklären, warum die Operationsgruppe Jahre nach ihrem Eingriff keine geringeren Kosten verursachte. So müssten die Patienten trotz eines insgesamt besseren Gesundheitszustandes möglicherweise weiterhin aufgrund kurzfristig auftretender Komplikationen im Zusammenhang mit der Adipositas-Chirurgie behandelt werden. Zudem seien die Kosten einer stationären Behandlung chirurgischer Patienten wahrscheinlich in den Monaten nach dem Eingriff höher – hervorgerufen durch Übelkeit, Erbrechen und Dehydrierung. Sie könnten auch unter Anämie und Vitaminmangel leiden, die ein entsprechendes ärztliches Management erforderten. Ferner seien höhere Kosten durch zusätzliche notwendige Verfahren wahrscheinlich, wie das Entfernen überschüssiger Haut. Zudem kämen Patienten, die erfolgreich abgenommen hätten, möglicherweise auch für Hüft- oder Kniegelenkersatz-Operationen bei Arthrose infrage, schreiben die Wissenschaftler. Und schließlich, so ergänzen sie, verschwänden viele mit Adipositas verbundene Erkrankungen wie Diabetes nicht für immer und erforderten möglicherweise eine routinemäßige Überwachung und Nachsorge. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Hauptnutzen der bariatrischen Chirurgie in der Verbesserung der Gesundheit und der Lebensqualität und nicht in Kosteneinsparungen besteht. Maciejewski und Koautor Dr. David Arterburn merken an, dass „nur wenige Behandlungen im Gesundheitswesen kosteneffizient oder sogar kostengünstig sein müssen, um allgemein verfügbar zu sein, weshalb die Kostenersparnis bei bariatrischen Operationen einen unfairen Standard darstellt.“ Die Forscher räumen ein, dass ein besserer Zugang zu bariatrischen Eingriffen offensichtlich höhere Kosten für das Gesundheitssystem mit sich bringen würde. In Zukunft sollte sich die Forschung auf die Beantwortung der Frage konzentrieren, ob neuere Verfahren der Adipositas-Chirurgie die Kosten stärker senken können als ältere Methoden, so die Forscher. Zum Beispiel ist die Sleeve-Gastrektomie weniger invasiv als der Magen-Bypass, wurde jedoch nur bei 15 Prozent der chirurgischen Patienten in der Studie durchgeführt, da es sich um ein neueres Verfahren handelt. Die Sleeve-Gastrektomie könnte aufgrund geringerer Vorlaufkosten und Komplikationsrisiken möglicherweise kostengünstiger sein, vermuten die Studienautoren. Um dies herauszufinden seien jedoch weitere Untersuchungen erforderlich.
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