Adipositas und Fettleber: Internetbasiertes Programm ebenso effektiv wie Gruppenschulung9. Oktober 2018 Foto: © YakobchukOlena – Fotolia.com Eine Veränderung der Lebensgewohnheiten bildet einen der Hauptpfeiler der Prävention und Behandlung der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Wissenschaftler berichten nun von Erfolgen mit einer internetbasierten Intervention beim Management solcher Veränderungen des Lebensstils bei NAFLD-Patienten. Die Forscher hatten über sechs Jahre lang in einer monozentrischen Studie entsprechende Interventionen in Gruppe sowie im Internet miteinander verglichen. Über ihre Ergebnisse berichten sie im „Journal of Hepatology“. Parallel zu Adipositas und Diabetes wird die NAFLD immer mehr zu einem weltweiten Gesundheitsproblem. Dabei, so die European Association for the Study of the Liver (EASL), werden die Kosten im Zusammenhang mit stoffwechselbedingten Lebererkrankungen und deren Komplikationen diejenigen viralen Ursprungs wahrscheinlich bald übertreffen. Praxisleitlinien sowie die kürzlich von der EASL – in Zusammenarbeit mit medizinischen Fachgesellschaften, die sich mit Lebererkrankungen, Diabetes und Adipositas beschäftigen – herausgegebene Empfehlung sehen zur Prävention und Therapie der NAFLD vor, dass sich die betroffenen Patienten um einen gesünderen Lebensstil bemühen. Allerdings, so die EASL, werde die Teilnahme von NAFLD-Patienten an strukturierten Verhaltensprogrammen durch eine starke Inanspruchnahme im Beruf, größere Entfernungen zu einem entsprechenden Behandlungszentrum und einen Mangel an Zeit im Allgemeinen gefährdet. Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass die Verwendung eines internetbasierten Ansatzes zur Schulung, Beratung und Implementierung permanenter Veränderungen bei motivierten und engagierten NAFLD-Patienten sowohl diesen als auch den behandelnden Ärzten viel Zeit sparen könnte. Die Studie wurde entwickelt, um zu ermitteln, wie wirksam eine solche webbasierte Intervention über einen Zeitraum von zwei Jahren ist. Die Maßnahme zielte auf die Einhaltung einer gesunden Ernährung, körperliche Aktivität und Gewichtsverlust ab. “Veränderungen des Lebensstils sind entscheidend für die Behandlung der NAFLD”, sagt Dr. Giulio Machesini von der “Alma Mater”-Universität in Bologna. “Schon seit Langem besteht die Idee, in der Therapie nicht übertragbarer Erkrankungen internetbasierte Schulungsmaßnahmen einzusetzen, da sowohl die Anzahl der Fälle mit erhöhtem Risiko und das Bedürfnis der Patienten groß sind. Internetbasierte Programme könnten helfen, den Kontakt zwischen Patienten und Therapeuten aufrecht zu erhalten, da die meisten Patienten in einem Alter sind, in dem berufliche Einschränkungen einen systematischen Face-to-Face- oder Gruppenansatz erschweren.” Die Wissenschaftler übersetzten ihr validiertes Gruppenberatungs-Programm (5 Sitzungen, die in Gruppen von 15–20 Patienten zu festgelegten Tagen und Uhrzeiten durchgeführt wurden) in ein webbasiertes Programm, das über Benutzer-ID und Passwort zugänglich war und über das Internet eine Interaktion mit ihrem Behandlungszentrum ermöglichte. Mehr als 700 NAFLD-Patienten (Durchschnittsalter 52 Jahre) wurden von Januar 2010 bis Dezember 2015 an der Universität Bologna im Rahmen strukturierter Programmen betreut. Ein Drittel dieser Patienten litt an einem Typ-2-Diabetes. Hauptziel war es, das Gewicht der Patienten um zehn Prozent zu reduzieren. Das etablierte gruppenbasierte Protokoll umfasste motivierende Gespräche und eine gruppenbasierte Intervention, die von Ärzten, Diätassistenten und Psychologen geleitet wurde (5 wöchentliche Sitzungen). Patienten, die an der gruppenbasierten Intervention nicht teilnehmen konnten, wurden der webbasierten Intervention zugeführt; diese umfasste interaktive Spiele, Lerntests, Motivationstests und einen E-Mail-Kontakt mit dem Zentrum. Alle Patienten wurden alle sechs Monate untersucht. Analysiert wurden schließlich anthropometrische und klinische Parameter von 278 Patienten aus der internetbasierten Intervention und mit denen von 438 Patienten aus der konventionellen Gruppenmaßnahme verglichen. Im Hinblick auf Adipositas unterschieden sich die Patienten der beiden Gruppen nicht, allerdings waren die Probanden in der internetbasierten Gruppe jünger, häufiger männlich und besaßen einen höheren Bildungsstand. Prozentuale Gewichtsabnahme über zwei Jahre in den beiden Gruppen, die an gruppenbasierten bzw. webbasierten Schulungsprogrammen teilnahmen. (Quelle: Journal of Hepatology) Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass eine webbasierte, interaktive Intervention in Verbindung mit einem persönlichen Treffen alle sechs Monate genauso effektiv ist wie eine konventionelle Gruppenintervention. Nach zwei Jahren war die Wahrscheinlichkeit, den primären Endpunkt (Gewichtsverlust von 10%) zu erreichen, in beiden Gruppen ähnlich. Dabei war allerdings die Abbruchrate bei der internetbasierten Intervention höher. Die Leberenzyme nahmen in beiden Gruppen ab, normalisierten sich aber häufiger in der Gruppe mit webbasierter Intervention. Ebenso kam es in beiden Gruppen zu einer Ernährungsreduktion und einer Erhöhung der körperlichen Aktivität. Steatose und Fibrose als Marker für eine NAFLD wurden von den Studienautoren während des Untersuchungszeitraums ebenfalls beurteilt. Dabei fiel eine Reduktion der Steatose in beiden Gruppen auf. Hinsichtlich einer Fibrose wurde ein stabiler Zustand oder eine Verringerung in beiden Gruppen beobachtet, ohne dass sich hier Unterschiede zwischen internetbasierter oder konventioneller Gruppenschulung ergeben hätten.
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