Adipositasrisiko: Manches Darmmikrobiom zieht effizienter Energie aus der Nahrung als andere9. Januar 2023 Henrik Roager im Labor. (Foto: © University of Copenhagen) Neue Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern der Universität Kopenhagen (Dänemark) deuten darauf hin, dass manche Menschen über eine Zusammensetzung von Darmmikroben verfügen, mit deren Hilfe sie im Durchschnitt mehr Energie aus der Nahrung ziehen können als bei anderen Menschen. Laut den Studienautoren bringt ihre Untersuchung die Forschung beim Verständnis der Tatsache einen Schritt weiter, dass manche Menschen mehr Gewicht zunehmen als andere, auch wenn sie das Gleiche essen. Die Forschenden untersuchten die Restenergie im Stuhl von 85 Dänen, um abzuschätzen, wie effektiv deren Darmmikroben bei der Gewinnung von Energie aus der Nahrung sind. Gleichzeitig kartierten sie die Zusammensetzung der Darmmikroben für jeden Studienteilnehmer. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa 40 Prozent der Probanden einer Gruppe angehören, die im Durchschnitt mehr Energie aus der Nahrung zieht als die übrigen 60 Prozent. Die Wissenschaftler beobachteten außerdem, dass diejenigen, die der Nahrung die meiste Energie entzogen, im Durchschnitt auch zehn Prozent mehr wogen – also neun Kilogramm mehr. „Wir haben vielleicht einen Schlüssel gefunden, um zu verstehen, warum manche Menschen mehr Gewicht zunehmen als andere, selbst wenn sie nicht mehr oder anders essen. Aber das muss weiter untersucht werden“, erklärt Henrik Roager, außerordentlicher Professor an der Abteilung Ernährung, Bewegung und Sport der Universität Kopenhagen. Möglicherweise erhöhtes Risiko für Adipositas Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Übergewicht möglicherweise nicht nur damit zusammenhängt, wie gesund man sich ernährt oder wie viel man sich bewegt. Es könnte auch etwas mit der Zusammensetzung des Darmmikrobioms zu tun haben. Die Studienteilnehmer wurden basierend auf der Zusammensetzung ihrer Darmmikroben in drei Gruppen eingeteilt. Die sogenannte B-Typ-Zusammensetzung (dominiert von Bacteroides-Bakterien) ist effektiver bei der Extraktion von Nährstoffen aus Lebensmitteln und wurde bei 40 Prozent der Teilnehmer beobachtet. Nach der Studie vermuten die Forscher, dass ein Teil der Bevölkerung durch die Zusammensetzung ihres Darmmikrobioms einen Nachteil haben könnte: In der Hinsicht, dass sie etwas zu effektiv darin sind, Energie aus Nährstoffen zu extrahieren. Diese Effizienz kann laut den Forschenden dazu führen, dass dem menschlichen Wirt mehr Kalorien aus derselben Nahrungsmenge zur Verfügung stehen. „Dass unsere Darmbakterien hervorragend darin sind, Energie aus der Nahrung zu gewinnen, ist grundsätzlich eine gute Sache, denn der Stoffwechsel der Bakterien liefert zusätzliche Energie in Form von beispielsweise kurzkettigen Fettsäuren, also Molekülen, die unser Körper als energieliefernden Treibstoff nutzen kann. Aber wenn wir mehr verbrauchen, als wir verbrennen, kann die zusätzliche Energie, die von den Darmbakterien bereitgestellt wird, mit der Zeit das Risiko für Adipositas erhöhen”, erklärt Roager. Kurze Transitzeit im Gastroinestinaltrakt überrascht Vom Mund über Speiseröhre, Magen, Zwölffingerdarm und Dünndarm, Dickdarm und schließlich bis zum Rektum legt die Nahrung, die wir zu uns nehmen, eine Reise von zwölf bis 36 Stunden Dauer zurück und passiert dabei mehrere Stationen, bevor der Körper alle Nährstoffe aus der Nahrung extrahiert hat. Die Wissenschaftler untersuchten auch die Dauer dieser Reise für jeden Teilnehmer, wobei alle ähnliche Ernährungsgewohnheiten hatten. Hier stellten die Forschenden die Hypothese auf, dass die Personen mit langer Transitzeit durch den Verdauungstrakt auch diejenigen sein würden, die die meisten Nährstoffe aus ihrer Nahrung gewinnen würden. Doch die Autoren fanden in ihrer Studie das genaue Gegenteil heraus. „Wir dachten, dass eine lange Transitzeit durch den Verdauungstrakt es ermöglichen würde, mehr Energie zu extrahieren. Aber hier sehen wir, dass Teilnehmer mit den Darmbakterien vom B-Typ, die der Nahrung die meiste Energie entziehen, auch die kürzeste Transitzeit durch das Magen-Darm-System haben. Das gab uns zu denken”, berichtet Roager. Frühere Studien an Mäusen bestätigt Die neue Studie an Menschen bestätigt frühere Untersuchungen an Mäusen. Darin hatte man festgestellt, dass keimfreie Mäuse, in die Darmmikroben adipöser Artgenossen transferiert wurden, trotz der gleichen Ernährung mehr an Gewicht zunahmen als Tiere, die Darmmikroben von sehr schlanken Mäusen erhalten hatten. Schon damals schlugen die Forschenden vor, dass die Unterschiede in der Gewichtszunahme darauf zurückzuführen sein könnten, dass die Darmbakterien von Adipösen effizienter darin sind, Energie aus der Nahrung zu extrahieren. Diese Theorie hat die neue Studie nun bestätigt. „Es ist sehr interessant, dass die Gruppe der Menschen, bei denen weniger Energie im Stuhl nachweisbar ist, im Durchschnitt auch mehr wiegt. Diese Studie liefert jedoch keinen Beweis dafür, dass die beiden Faktoren in direktem Zusammenhang stehen. Wir hoffen, dies in Zukunft genauer zu untersuchen.“ “, sagt Roager.
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