AGA: Erste umfassende medizinische Leitlinie zur Behandlung von Pouchitis veröffentlicht

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Die American Gastroenterological Association (AGA) hat die erste umfassende evidenzbasierte Leitlinie zur Behandlung von Pouchitis veröffentlicht, der häufigsten Komplikation, die Patienten mit Colitis ulcerosa nach Entfernung des Kolons erfahren.

Der AGA zufolge ist von einer Pouchitis fast die Hälfte der Patienten innerhalb von zwei Jahren nach der Operation, und bis zu 80 Prozent der Patienten erleiden diese Komplikation im weiteren Verlauf. „Als Ärzte stehen wir vor Problemen, von der Krankenversicherung Medikamente zur Behandlung der Pouchitis genehmigt zu bekommen, da es sich hierbei nicht um eine genau definierte oder anerkannte Entität handelt“, erklärt Dr. Siddharth Singh von der University of California in San Diego (USA), einer der Autoren der Leitlinie. „Mit dieser Leitlinie wollen wir dazu beitragen, den Zugang von Patienten und Ärzten zur Nutzung dieser fortschrittlichen Therapien zu verbessern.“

Konkret schlägt die AGA als initiale Behandlung der Pouchitis nach Proktokolektomie mit Ileum-Pouch-Anal-Anastomose (IPAA; J-Pouch) mit Antibiotika vor. Um einer wiederkehrenden Pouchitis vorzubeugen, wird eine Behandlung mit einem mehrstämmigen Probiotikum im Anschluss an die Gabe von Antibiotika empfohlen. Zudem rät die AGA zu einer zyklischen oder nahezu kontinuierlichen Antibiotikatherapie zur Behandlung einer Pouchitis, die auf Antibiotika anspricht, aber häufig und kurz nach Absetzen der Antibiotika erneut auftritt.

Bei Patienten mit wiederkehrender Pouchitis, die nicht auf Antibiotika anspricht, oder bei Patienten mit Morbus-Crohn ähnlicher Veränderung des Pouch schlägt die AGA eine fortschrittliche immunsuppressive Medikation (z.B. Infliximab, Vedolizumab, Ustekinumab, Upadacitinib usw.) vor.

Da die Pouchitis einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der betroffenen Patienten hat, besteht Interesse an Möglichkeiten, ihr Auftreten von vorneherein zu verhindern. In der AGA-Leitlinie wird jedoch vom Einsatz von Antibiotika zur Primärprävention einer Pouchitis abgeraten, und die Autoren der Leitlinien konnten nicht genügend wissenschaftliche Evidenz ausmachen, um eine Empfehlung für oder gegen die Verwendung von Probiotika zur Vorbeugung auszusprechen.

Die AGA beschreibt zudem vier Arten von Entzündungen eines Pouch. Demnach werden unter Patienten mit einer intermittierenden Pouchitis solche verstanden, bei denen selten Episoden von Pouchitis-Symptomen auftreten, die sich außerdem unter einer Behandlung bessern. Von einer chronischen Antibiotika-abhängigen Pouchitis geht man aus, wenn die Pouchitis auf Antibiotika anspricht, die Symptome jedoch nach Absetzen dieser rasch erneut auftreten (typischerweise innerhalb von Tagen bis Wochen). Als chronische Antibiotika-refraktäre Pouchitis bezeichnet es die AGA, wenn Patienten anhaltende Symptome einer Pouchitis zeigen, die sich unter einer Antibiotikatherapie nicht bessern. Diese Patienten benötigen in der Regel eine weitergehende Behandlung wie mit Steroiden oder Immunsuppressiva. Schließlich beschreibt die AGA als vierte Form die Crohn-ähnliche Veränderung des Pouch, bei der Betroffene Probleme wie Fisteln, Strikturen und Entzündungen im Dünndarm oberhalb des Pouch entwickeln.

Patientenvertreterin Amber Tresca, die seit mehr als 20 Jahren selbst mit einem J-Pouch lebt, erklärt anlässlich der Veröffentlichung der AGA-Leitlinie: „Für Patienten ist es wichtig zu wissen, wie sie ihren Pouch versorgen können, wenn sie eine Pouchitis entwickeln, insbesondere dann, wenn sie keinen Arzt haben, der auf den Umgang mit einem Pouch spezialisiert ist. Diese Leitlinie kann den Patienten helfen zu verstehen, dass es sich bei der Pouchitis um eine echte Erkrankung handelt, dass es eine Behandlung dafür gibt und dass sie nicht mit den Symptomen leben müssen.“