Aktionsbündnis Patientensicherheit: “Sichere Patientenversorgung ist mehr als Infektionsschutz”

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Auch wenn die Corona-Pandemie dem Gesundheitswesen viel abverlange, dürften Kollateralschäden bei der Versorgung von Akutfällen und chronisch Erkrankten nicht vernachlässigt werden, meint das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS).

Die Organisation fordert daher die Verantwortlichen auf, regionale Festlegungen zu treffen, damit alle Patientengruppen entsprechend ihrem medizinischen Bedarf versorgt werden, und die Bevölkerung über diese Versorgungsangebote zu informieren. Mit Blick auf die alljährlichen Folgen unzureichender Patientensicherheit ruft das APS dazu auf, während und nach dem Abklingen der aktuellen Krise die Anstrengungen zur Verbesserung der Patientensicherheit deutlich zu erhöhen.

„Der Verlust an Lebensjahren und Lebensqualität aufgrund von Corona wiegt nicht schwerer als der aufgrund von unzureichender Patientensicherheit,“ betont Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende im APS. „Jeder vermeidbare Todesfall ist eine persönliche Tragödie. Deshalb müssen wir in der Corona-Versorgung alles tun, was möglich ist. Aber wir dürfen auch nicht über das Ziel hinausschießen, weil sonst mehr Leben durch abgesagte, verschobene oder vermiedene Versorgung verloren gehen als durch die Pandemie selbst.“

Das APS hat ein Positionspapier mit Forderungen zur Patientensicherheit während und nach der Corona-Krise veröffentlicht. Darin fordert die Organisation, dass die Versorgung von Akutpatienten und Chronikern auch während der Corona-Krise unbedingt sichergestellt werden müsse. Hierzu seien regionale und intersektorale Kooperationen und die Aufklärung der Bevölkerung erforderlich.

Gerade während der Corona-Epidemie müsse Patientensicherheit mit allen Kräften umgesetzt werden, um vermeidbare Belastungen des Gesundheitswesens durch Patientenschäden abzuwenden, so das APS weiter. Drittens müssten mit dem Abklingen der Corona-Krise alle Maßnahmen und Vorgaben rund um die Patientensicherheit schnellstmöglich wieder in Kraft gesetzt beziehungsweise aufgenommen werden.

Schließlich müssen nach Auffassung des APS die Ressourcen und Energie, die im Gesundheitswesen in die Verbesserung der Patientensicherheit investiert werden, nach Abklingen der Corona-Krise deutlich erhöht werden.

„Es ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger darüber informiert werden, welche Versorgungsangebote sie bei medizinischem Bedarf jenseits von Corona aufsuchen können,“ fordert Marcel Weigand, Generalsekretär im APS. „Dazu müssen die Verantwortlichen vor Ort vorgeben, wo und wie die normale Versorgung erfolgt. Und wir brauchen Kriterien dafür, welche Behandlungen und Eingriffe wirklich elektiv im Sinne von verschiebbar sind. Patienten mit dringenden Behandlungen dürfen jetzt nicht hinten runterfallen. “

„Gerade für die Schwächsten kann es beim aktuellen Tunnelblick auf Corona leicht zur Unterversorgung kommen,“ befürchtet Heike Morris, stellvertretende Vorsitzende im APS. „Es darf nicht sein, dass sich Menschen mit Herzinfarkt, Schlaganfall, Sepsis oder anderen akuten Erkrankungen und Verletzungen aus Angst vor einer Corona-Infektion nicht behandeln lassen oder durch das System irren. Auch auf chronisch Kranke und Personen mit psychischen Problemen müssen wir jetzt besonders Acht geben – sonst zahlen diese Menschen mit ihrer Gesundheit und wir als Gesellschaft die Folgekosten der Einengung unseres Gesundheitswesens auf Corona.“

Das vollständige Positionspapier ist unter folgendem Link abrufbar: