Aktivierung der körpereigenen Apotheke19. April 2022 Schmerzskala. Foto: egudinka – stock.adobe.com Patienten mit unterschiedlichen chronischen Erkrankungen wie Schmerzen, Depressionen oder entzündlichen Erkrankungen benötigen eine kontinuierliche, oft lebenslange Behandlung mit Medikamenten, die Krankheitssymptome reduzieren und somit die Lebensqualität aufrechterhalten. Die Mehrzahl dieser Medikamente löst jedoch auch unerwünschte, teilweise erhebliche Nebenwirkungen aus. Das macht die Entwicklung von alternativen, unterstützenden Therapien erforderlich. Ein erfolgversprechender Weg könnte das assoziative Erlernen pharmakologischer Reaktionen sein, zeigen Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Trends in Pharmacological Science“. PD Dr. Martin Hadamitzky und Prof. Manfred Schedlowski vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie der Universitätsklinik Essen geben in ihrer Publikation aufbauend auf eigenen tierexperimentellen Forschungsbefunden, Studien an gesunden Probanden sowie Patienten einen Ausblick auf die Entwicklung von assoziativen Lernprotokollen, mit denen es gelingen kann, gelernte pharmakologische Reaktionen zum Wohle chronisch Erkrankter einzusetzen. Medikamente entfalten ihre Wirkung in Patienten im komplexen Zusammenspiel mit den persönlichen, psychobiologischen Bedingungen. Wichtige Einflussfaktoren sind z. B. Erwartungen der Patienten an den Erfolg und die Nebenwirkungen einer Therapie, sowie Vorerfahrungen mit Medikamenten oder medizinischen Behandlungen, die auf Lern- und Konditionierungsprozessen basieren. Das Wissen über die neurobiologischen Mechanismen dieser assoziativen Lernerfahrungen und wie sich die gelernten pharmakologischen Effekte gezielt im Rahmen von Behandlungen nutzen lassen, ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Eine gezielte und systematische Modulation der Lerneffekte könnte es ermöglichen, die Menge der verabreichten Medikamente kontrolliert zu reduzieren, die Menge an unerwünschten Nebenwirkungen zu verringern und dabei dennoch die therapeutische Effizienz aufrecht zu erhalten. „Diese ,Aktivierung der körpereigenen Apotheke´ der Patienten könnte in vielen klinischen Situationen als unterstützende Therapiemaßnahme hilfreich sein“, so das Fazit des Essener Autorenteams. Die Forschungsarbeiten in diesem Bereich profitieren von der aktiven Mitarbeit in gleich zwei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsprojekten (SFB 1280, „Extinction Learning“ und SFB/TRR 289, „Treatment Expectation“).Link zur Originalpublikation:Harnessing associative learning paradigms to optimize drug treatment
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