Aktualisierte S2k-Leitlinie zu Magen-Darm-Infekten: DGVS rechnet mit steigenden Infektionszahlen13. Oktober 2023 Im Zusammenhang mit einer befürchteten Zunahme infektionsbedingter gastrointestinaler Erkrankungen, die auch Thema einer neuen S2k-Leitlinie sind, mahnen Gastroenterologen zur Handhygie-ne. (Foto: © beeboys/stock.adobe.com) Gastrointestinale Infektionen machen rund 60 Prozent der in Deutschland meldepflichtigen Infektionskrankheiten aus und zählen zu den häufigsten gastroenterologischen Erkrankungen. Gastroenterologen haben nun die Konsultationsfassung einer neuen S2k-Leitlinie veröffentlicht. Thema der neuen S2k-Leitlinie ist die Behandlung gastrointestinaler Infektionen. Im Zuge der Vorstellung der Empfehlungen erinnert die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) auch daran, dass regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen den besten Schutz vor den häufig von Erbrechen und Durchfall begleiteten Infektionen bietet. Denn nach zwischenzeitlich durch COVID-19 bedingten niedrigeren Infektionszahlen durch vermehrtes Tragen von Masken und Händedesinfektion rechnen die Gastroenterologen nun wieder mit einem deutlichen Anstieg gastrointestinaler Erkrankungen aufgrund von Infektionen. Aktuell werde wieder eine deutlich steigende Häufigkeit infektiöser Durchfallerkrankungen beobachtet. „Wir erwarten, dass die jährliche Inzidenz wieder ein ähnliches Niveau wie in einem typischen prä-pandemischen Jahr betragen wird, eventuell sogar wegen verringerter Immunitätslage nach den Schutzmaßnahmen der Pandemie sogar in den kommenden Monaten eine höhere Inzidenz. Diese Entwicklung war einer der Gründe, die S2k-Leitlinie zur Behandlung von gastrointestinalen Infektionen zu aktualisieren“, erläutert Prof. Ansgar Lohse, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik (Gastroenterologie mit Sektionen Infektiologie und Tropenmedizin) des Universitätsklinikums Eppendorf, der gemeinsam mit Prof. Marylyn Addo, Direktorin des Institutes für Infektionsforschung und Wirkstoffentwicklung und Prof. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena, zu den Koordinatoren der Leitlinie gehört. Die Aktualisierung der Leitlinie bringt einige Änderungen mit sich, die in der derzeitigen Konsultationsfassung noch von der Fachöffentlichkeit kommentiert werden können: Empfohlen wird unter anderem, dass bei Patienten mit akutem Durchfall keine routinemäßige Stuhluntersuchung auf Bakterien oder Parasiten durchgeführt werden sollte, sondern nur dann, wenn es spezielle Hinweise auf sehr schwere Verläufe, Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen, die beispielweise die Immunabwehr beeinträchtigen gibt. Bei Patienten mit schweren Durchfallepisoden oder Fieber und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf sollten jedoch Stuhlproben untersucht werden. „Auch wenn es inzwischen gut verfügbare PCR-Stuhltests gibt, die oft den Nachweis über eine Vielzahl von Erregern liefern, müssen die Ergebnisse fachkundig interpretiert werden“, erläutert Stallmach „Nicht jede Patientin, nicht jeder Patient, muss bei positiven Befunden behandelt werden“, erklärt der Experte. Die Leitlinie empfiehlt auch, dass Patienten mit einer akuten Gastroenteritis, die nicht zur weiteren Behandlung in eine Klinik müssen, keine Antibiotika erhalten sollten. Antibiotikagaben sollten nur bei Betroffenen mit schwerer Gastroenteritis oder bei bestimmten Risikogruppen wie älteren Menschen oder immunsupprimierten Patienten in Betracht gezogen werden. Zudem sollte künftig auf den Einsatz des antibiotischen Wirkstoffs Ciprofloxacin komplett verzichtet werden; das Nebenwirkungsprofil und bereits bestehende Resistenzen sprechen gegen den Einsatz. Anlässlich des internationalen Hände-Waschtages am 25. Oktober weist PD Dr. Birgit Terjung, Mediensprecherin der DGVS aus Bonn, zudem darauf hin, dass eine regelmäßige und sorgfältige Handhygiene dazu beiträgt, schätzungsweise rund die Hälfte der Durchfallerkrankungen zu verhindern. Dies gilt insbesondere auch in der Küche, vor allem bei der Zubereitung von Hühnerfleisch, welches nicht selten bakteriell besiedelt ist „Das ist ein erhebliches Potenzial, vor allem mit Blick darauf, dass einige der Magen-Darm-Erkrankungen für vulnerable Gruppen wie Kinder und ältere Menschen lebensgefährlich sein können“, sagt Terjung. Das regelmäßige und sorgfältige Waschen der Hände sollte auch nach der COVID-19-Pandemie als wirksamste Maßnahme zur Infektionsvermeidung beibehalten werden.
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