Akute Leberentzündungen bei Kindern: Ergebnisse einer internationalen Erfassung durch ERN RARE-LIVER13. Mai 2022 Abbildung: © SciePro/stock.adobe.com Gehäufte Fälle schwerer akuter Leberentzündungen unklarer Ursache bei Kindern vor allem in Großbritannien haben das Europäische Referenznetzwerk für seltene Lebererkrankungen (ERN RARE-LIVER) zu einer eingehenden Untersuchung veranlasst. Nach Befragung von 33 Leberzentren aus 21 Ländern sind die Wissenschaftler zu dem Schluss gekommen, dass sich die alarmierenden Beobachtungen aus Großbritannien in anderen europäischen Ländern bisher nicht bestätigen ließen. Zuletzt hatte die Weltgesundheitsbehörde WHO auf eine Zunahme von Berichten über schwere akute Leberentzündungen unklarer Ursache bei Kindern seit Januar 2022 aufmerksam gemacht. Bei mehreren Kindern war notfallmäßig eine Lebertransplantation notwendig geworden. Als mögliche Ursache für die akute Leberentzündung wurden Adenoviren in die wissenschaftliche Diskussion gebracht. Um die Bedenken eines tatsächlichen Anstiegs der Fallzahlen weiter zu untersuchen, führte das ERN RARE-LIVER in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für akutes Leberversagen eine Umfrage durch. Während klinisch tätige Ärzte auf die Möglichkeit einer Hepatitis unklarer Ursache aufmerksam gemacht haben, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass nur eine Minderheit der Patienten innerhalb der Gesamtgruppe der Kinder mit akuter Hepatitis tatsächlich eine Infektion mit Adenoviren aufweist. Insgesamt konnten die alarmierenden Beobachtungen aus Großbritannien nicht bestätigt werden. „Diese ersten Zahlen sind beruhigend, aber es ist wichtig, die weitere Entwicklung gut im Auge zu haben“, sagt Dr. Dominic Lenz vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg und Leiter der ERN RARE-LIVER Arbeitsgruppe Akutes Leberversagen. Ähnlich äußert sich Prof. Ruben de Kleine von der Klinik für Chirurgie des Universitätsklinikums Groningen. Er leitet das Projekt zu akuten Leberentzündungen bei Kindern: „Wir beobachten eine niedrige Anzahl von Kindern mit einer Adenovirus-Infektion in einer sehr viel größeren Gruppe von Kindern mit akutem Leberversagen. Wir erkennen diese klinische Entität mit akutem Leberversagen aus den Vorjahren und wissen, wie wir damit umzugehen haben. Wir werden die Fälle, die wir dokumentiert haben, genauer untersuchen und sorgfältig überwachen, ob die Zahlen steigen.“ ERN RARE-LIVER-Leiter Prof. Ansgar W. Lohse, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, ergänzt: „Es ist gut vorstellbar, dass durch den Lockdown und andere, international vorgenommene Pandemie-Schutzmaßnahmen die Immunität bei Kindern gegen Alltagsviren sich verändert hat. In Einzelfällen kann dann eine normale Virusinfektion wie durch Adenoviren zu überschießenden Immunreaktionen führen. Dies scheint aber ein extrem seltenes Ereignis zu sein. Es gibt aktuell keine Hinweise für eine Verbreitung eines neuen gefährlichen Hepatitisvirus.“
Mehr erfahren zu: "Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko" Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko In einer neuen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie körperliche Aktivität und die Qualität der Ernährung mit unterschiedlichen Leveln und Mustern des Alkoholkonsums interagieren – mit dem Ergebnis, dass gesundes Essen […]
Mehr erfahren zu: "Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei" Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei US-Forschende haben herausgefunden, dass der Schlüssel für den Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und einer Stoffwechseldysfunktion-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) in einem Enzym liegt, das am Recycling unerwünschter Proteine beteiligt ist.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]