Alkoholbedingte Leberzirrhose auf Intensivstation: Schlechtere Outcomes nach Entlassung als mit Zirrhose anderer Ursache

Leberzirrhose (Abbildung: © SciePro/stock.adobe.com)

Laut einer neuen Studie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Mayo Clinic in Rochester (USA) müssen Personen, die an einer alkoholbedingten Zirrhose leiden, nach Ende einer intensivmedizinischen Behandlung mit schlechteren Outcomes rechnen als solche, deren Zirrhose eine andere Ursache hat.

Wie die Studienautorinnen und -autoren berichten, fielt die Mortalitätsrate bei Patientinnen und Patienten mit alkoholbedingter Zirrhose im Vergleich mit zehn gegenüber 6,5 Prozent signifikant höher aus. Auch die Sterblichkeitsrate in einem Zeitraum von 30 Tagen nach der Entlassung aus der Intensivstation war mit 18,7 im Vergleich zu 11,2 Prozent höher.

„Schon in früheren Studien ist über die klinischen Outcomes von Patientinnen und Patienten mit alkoholbedingter Zirrhose berichtet worden, mit widersprüchlichen Ergebnissen“, erklärt Dr. Douglas Simonetto, Gastroenterologe an der Mayo Clinic und Seniorautor der kürzlich publizierten Arbeit. „Unsere Studie zeigt, dass es zwar keinen signifikanten Unterschied in der Sterblichkeit auf der Intensivstation zwischen Patientinnen und Patienten mit alkoholbedingter Leberzirrhose (ALC) im Vergleich zu denen mit anderer Ursache gibt, dass aber sehr wohl ein signifikanter Unterschied in der Mortalität derjenigen gibt, die mindestens 30 Tage nach ihrem Aufenthalt auf der Intensivstation noch am Leben sind.“

In älteren Untersuchungen war eine höhere Infektionsprävalenz als Grund für die erhöhte Sterblichkeit bei Personen mit alkoholbedingter Zirrhose im Vergleich zu Patientinnen und Patienten ohne alkoholbedingte Zirrhose angegeben worden. „In unserer Studie waren die Infektionsraten in den beiden Gruppen ähnlich“, berichtet Simonetto. „Aber wenn eine Infektion vorhanden war, war sie mit einer höheren Sterblichkeit bei ALC verbunden.“

Für die retrospektive Studie werteten die Forschenden Fallakten von 1174 Patientinnen und Patienten aus, die zwischen Januar 2006 und Dezember 2015 auf der Intensivstation der Mayo Clinic behandelt worden waren – zu gleichen Teilen solche mit alkoholbedingter Leberzirrhose und solche, deren Erkrankung eine andere Ursache hatte. Die Forscher konzentrierten sich auf die Überlebensraten auf der Intensivstation, nach der Intensivstation und im Krankenhaus sowie 30 Tage nach der Entlassung aus der Intensivstation.

Das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten in der Studie lag bei 59 Jahren, bei 60 Prozent handelte es sich um Männer. Von den Personen mit alkoholbedingter Zirrhose war der Alkoholkonsum bei 69,2 Prozent die alleinige Ursache für die Zirrhose, während bei 30,8 Prozent noch andere Ursachen eine Rolle spielten, wie beispielsweise eine Virushepatitis. Rund die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit einer alkoholbedingten Zirrhose in dieser Studie hatten bis zu ihrer Aufnahme auf eine Intensivstation weiter Alkohol getrunken, während 36,7 Prozent zu diesem Zeitpunkt sechs Monate oder länger abstinent waren.

„Überraschenderweise gab es keinen signifikanten Unterschied im Überleben zwischen Personen, die sechs Monate oder länger vor der Aufnahme auf die Intensivstation auf Alkohol verzichteten, und denen, die dies nicht taten“, erklärt Dr. Chansong Choi, Assistenzärztin für Innere Medizin in der Mayo Clinic und Hauptautorin der Studie. „Dies kann auf eine zu kurze Abstinenzzeit hinweisen, da andere Studien darauf hindeuten, dass mindestens ein bis anderthalb Jahre Alkoholabstinenz erforderlich sein könnten, um einen signifikanten Unterschied in den Überlebens-Outcomes bei ALC-Betroffenen zu bewirken.“

Die frühzeitige Diagnose einer Sepsis ist bei Personen mit Zirrhose, die in die intensivmedizinische Behandlung kommen, von entscheidender Bedeutung. Während der qSOFA-Score (Quick Sequential [Sepsis-Related] Organ Failure Assessment) als einfaches Instrument zur Früherkennung einer Sepsis vorgeschlagen wurde, stellten die Autorinnen und Autoren der Studie an der Mayo Clinic fest, dass der qSOFA-Score nur einen begrenzten klinischen Nutzen besitzt und bei Patientinnen und Patienten mit Zirrhose nur begrenzt anwendbar ist. „Unsere Studie zeigt, dass der qSOFA-Score ein schlechter Prädiktor für Sepsis und Krankenhaussterblichkeit bei Personen mit Zirrhose ist“, formuliert Choi. „Wir brauchen bessere Hilfsmittel am Krankenbett, um Infektionen und Sepsis bei diesen Patientengruppen vorherzusagen, damit wir die geeigneten therapeutischen Maßnahmen einleiten können.“