Alzheimer: Gehirn scheint Schädigungen in frühem Stadium zu kompensieren

Drei Phasen der Alzheimer-Krankheit: 1. Gesundes Neuron, 2. Neuron mit Amyloid-Plaques (gelb), 3. Totes Neuron wird von Microglia-Zellen (rot) zersetzt. (Foto: © Juan Gärtner – Fotolia.com)

Das Vorhandensein der für Alzheimer typischen Amyloid-Plaques hat keinen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten und das Verhalten älterer Menschen, die gesund sind und keine kognitiven Beeinträchtigungen aufweisen. Dies zeigt eine Studie franzöischer Wissenschaftler und legt nahe, dass das Gehirn über Kompensationsmechanismen verfügt.

Zu Beginn der INSIGHT-preAD-Studie wiesen 28 Prozent der Teilnehmer Läsionen im Gehirn auf, auch wenn sie keine Symptome der Alzheimer-Erkrankung aufwiesen. Bei Tests zur kognitiven Kompetenz (Gedächtnis, Sprache, Orientierung), bei Funktions- sowie Verhaltenstests gab es keinen Unterschied zwischen  “Amyloid-positiven” und “Amyloid-negativen” Patienten.

Auch 30 Monate nach Beginn der Studie konnten die Forscher keine signifikanten Veränderungen zwischen Amyloid-positiven und Amyloid-negativen Patienten für alle beobachteten Marker (verhaltensbezogen, kognitiv, funktionell) sowie bei der Neurobildgebung feststellen. Hingegen zeigte das Elektroenzephalogramm bei Patienten mit Läsionen eine Veränderung der elektrischen Aktivität der vorderen Regionen des Gehirns, um ihre intellektuelle und Gedächtnisleistung zu erhalten.

Diese Ergebnisse zeigen nach Ansicht der Wissenschaftler, dass das Vorhandensein von zerebralen Amyloid-Läsionen nicht zwangsläufig zu kognitiven, morphologischen, metabolischen oder funktionellen Veränderungen bei Patienten mit diesen Läsionen führt. Sie weisen vielmehr auf die Existenz von Kompensationsmechanismen hin, die durch die beobachteten elektroenzephalographischen Veränderungen bestätigt wurden.

Originalpublikation:
Dubois B et al.: Lancet Neurology 2018;17(4):335–346.