Ambulantisierung der Patientenversorgung: Zi sieht Handlungsbedarfe für die nächste Bundesregierung

Thomas_Czihal (Bild: Zi/Lopota)

Auf dem Jahreskongress des BVASK erläutert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Versorgung (Zi), welche Punkte bei der Ambulantisierung ein schnelles Handeln der nächsten Bundesregierung erfordern.

Der Ansatz einer sektorengleichen Vergütung hat Thomas Czihal zufolge seine Berechtigung. Zugleich kritisiert er aber, dass die Umsetzung dieser Abrechnung „schlecht gemacht“. Die Vergütungsposten müssten völlig neu aufgesetzt und dürften nicht als „Appendix“ der DRG gesehen werden. „Vertragsärzte müssen bei der Ausarbeitung des neuen Vergütungssystems entschieden mehr mitwirken können”, fordert er.

Das Wichtigste dabei: „Es braucht viel mehr Differenzierung“, sagt Czihal. „Es ist ein Unterschied, ob jemand 1,5 Stunden oder nur 20 Minuten im OP steht oder ob es zum Beispiel eine OP mit oder ohne den Einsatz von Implantaten ist. Alle Fachbereiche der ärztlichen Versorgung müssen hier neu ausgearbeitet werden.“

Ein zweiter Punkt seien die unter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach beschlossenen „Placebo-Maßnahmen“, zum Beispiel die der „sektorübergreifenden Versorgung“. „Sie schaffen noch mehr Bürokratie und ändern nichts am System. Wenn Kliniken schließen (müssen), weil sie aus Sicht der Politik nicht mehr gebraucht werden, ist es unsinnig, hier Ärzte in einer Art Gesundheitszentrum weiterarbeiten zu lassen, die dann ebendiese Leistungen ambulant erbringen sollen. Erstens gibt es genügend Praxen, zweitens kann auch heute bereits jedes Krankenhaus Leistungen ambulant erbringen, drittens sind immer mehr MVZ entstanden, die das übernehmen könnten”, führt der stellvertretende Zi-Vorstandsvorsitzende aus.

Als dritten dringenden Punkt fordert Czihal den viel zu hohen Verwaltungsaufwand zu senken, der so für die Realität gar nicht nötig sei. „Es braucht zum Beispiel Bagatellgrenzen für Wirtschaftlichkeitsprüfungen. Wenn wegen 5,80 Euro zu viel ein ganzer Verwaltungsapparat hochfährt, ist dies unwirtschaftlich”, so Czihal.

Insgesamt mahnt Czihal die Politik zu mehr „vornehmer Zurückhaltung und mehr Demut“. Es sollte das Vertrauen in die ärztliche Selbstverwaltung gestärkt werden. „Denn die, die täglich diese wichtigen Versorgungsleistungen für die Patienten erbringen, wissen sehr gut was sie da tun und was es im System braucht.“