AMD: Die Verstärkung eines Schlüsselproteins in Netzhautzellen könnte den altersbedingten Sehverlust verhindern10. Juni 2024 Titelbild der Juni-Ausgabe von Science Translational Medicine zeigt gerettete Zellen des retinalen Pigmentepithels (RPE) nach einer IRAK-M-Gentherapie.Illustration.©Liu et al./Science Translational Medicine Ein internationales Wissenschaftsteam unter der Leitung der University of Bristol, UK, hat herausgefunden, dass die Erhöhung der Spiegel des Schlüsselproteins IRAK-M in den Zellen der Retina vor der Hauptursache für Sehkraftverlust bei älteren Menschen schützen könnte. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „Science Translational Medicine“ veröffentlicht. Das Fortschreiten der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) – für die es derzeit keine wirksamen Behandlungen gibt – betrifft weltweit etwa 200 Millionen Menschen. Aufgrund des demografischen Wandels wird erwartet, dass diese Zahl bis 2040 auf 288 Millionen ansteigen wird. Die genaue Ursache der AMD ist komplex, und es wird angenommen, dass eine Kombination aus Alterung, Genetik, Umwelt und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielt. Das Risiko, an AMD zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter deutlich an und erschwert Aufgaben wie Lesen und Autofahren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass chronische Entzündungen, die typisch für das Altern sind, mit dem Abbau eines wichtigen immunregulatorischen Proteins namens IRAK-M verbunden sind. Dieses Protein ist, nach Angaben der Forscher, entscheidend für den Schutz des retinalen Pigmentepithels (RPE). Wenn RPE-Zellen geschädigt werden, kann dies zu schweren Augenerkrankungen und zum Verlust des Sehvermögens führen. IRAK-M-Spiegel nehmen mit zunehmenden Alter ab In dieser Studie untersuchten die Forscher die Rolle von IRAK-M bei AMD. Dafür analysierten sie genetische Variationen und deren Zusammenhang mit dem Risiko eine AMD zu entwickeln. In Mausmodellen der Netzhautdegeneration beobachtete das Team Veränderungen der Netzhautfunktion bei Mäusen, denen das IRAK3-Gen fehlt, welches das IRAK-M-Protein exprimiert. Zudem fanden die Wissenschaftler anhand der IRAK-M-Konzentrationen in Patientenproben heraus, dass IRAK-M mit zunehmendem Alter, insbesondere im retinalen Pigmentepithel (RPE), abnimmt. Wobei dieser Rückgang bei Menschen mit AMD stärker ausgeprägt ist. In weiteren Untersuchungen konnten die Wissenschaftler belegen, dass die Erhöhung des IRAK-M-Spiegels durch eine RPE-spezifische Gentherapie zum Schutz vor den Auswirkungen von Alterung und oxidativem Stress beiträgt und die Netzhautdegeneration verringert. Neue potenzielle Therapieoption bei AMD „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Stärkung eines Proteins namens IRAK-M eine potenzielle Behandlungsstrategie für AMD sein könnte und ein aufregendes neues therapeutisches Ziel für diese häufige Erkrankung darstellen könnte, für die es bisher keine wirksamen Therapien gibt“, betonte Andrew Dick, Professor für Augenheilkunde an der Bristol Medical School der University of Bristol, Direktor des UCL Institute of Ophthalmology und einer der Hauptautoren der Studie. Dr. Jian Liu, Hauptautor und leitender Wissenschaftler an der Academic Unit of Ophthalmology der University of Bristol, fügte hinzu: „Da das Alter der primäre Risikofaktor für AMD ist, deutet der allmähliche Rückgang der IRAK-M-Spiegel mit dem Alter und ein weiterer Rückgang bei AMD auf komplizierte biologische Mechanismen hin, die der Entwicklung der Krankheit zugrunde liegen, und stellt einen potenziellen Marker für ein frühes Fortschreiten der AMD dar.“ Die Autoren wollen die Entwicklung der Therapien durch ein neues Spin-out-Unternehmen der University of Bristol namens Cirrus Therapeutics vorantreiben. Dr. Ying Kai Chan, Mitbegründer und Chief Executive Officer von Cirrus Therapeutics und einer der Co-Autoren der Studie, erklärte: „Diese Entdeckung wird die derzeitigen Behandlungen für AMD, die auf einzelne pathophysiologische Wege abzielen, erweitern und verbessern. Unser neuartiger Ansatz adressiert nicht nur die verschiedenen Wege, die bei der Behandlung der AMD eine Rolle spielen, sondern bietet auch die überzeugendste und evidenzbasierte Strategie, die derzeit verfügbar ist.“
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