Antibiotika bei Säuglingen: Schon eine einzige Behandlung wirkt sich auf Darmmikrobiota aus29. April 2022 Foto: © blankita_ua/pixabay Eine kürzlich an der Universität Helsinki abgeschlossene Studie hat ergeben, dass Pilze im Darm bei Kindern, die mit Antibiotika behandelt wurden, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe auch sechs Wochen nach Beginn einer Antibiotikatherapie häufiger und vielfältiger ist. Die Autoren interpretieren ihre Beobachtung so, dass die Verringerung der Anzahl von Darmbakterien infolge einer Antibiotikatherapie die Konkurrenz unter Mikroben mindert und Pilzen mehr Platz haben, sich zu vermehren. „Die Ergebnisse unserer Forschung weisen stark darauf hin, dass Bakterien im Darm die Pilzmikrobiota regulieren und unter Kontrolle halten. Wenn Bakterien durch Antibiotika zerstört werden, haben Pilze, insbesondere Candida, die Chance, sich zu vermehren“, formuliert es Rebecka Ventin-Holmberg von der Universität Helsinki. Ein neues, wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass die Veränderungen in Bezug auf die mykotische Gemeinschaft im Darm zusammen mit der bakteriellen Mikrobiota Teil der Ursache für die langfristigen negativen Auswirkungen von Antibiotika auf die menschliche Gesundheit sind. Laut den Wissenschaftlern sind Antibiotika die am häufigsten verschriebenen Medikamente für Säuglinge. Sie verursachen dann Veränderungen im Darmmikrobiom zu einem Zeitpunkt, an dem es sich in seinem wichtigsten Entwicklungsstadium befindet. Man stellte auch fest, dass diese Veränderungen im Vergleich zu denen bei Erwachsenen langfristiger sind. „Antibiotika können negative Auswirkungen sowohl auf Bakterien als auch auf Pilz im Mikrobiom haben, was beispielsweise zu Antibiotika-assoziiertem Durchfall führen kann“, erklärt Ventin-Holmberg. „Darüber hinaus erhöhen Antibiotika das Risiko, chronisch entzündliche Erkrankungen wie Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) zu entwickeln, und es wurde auch festgestellt, dass sie mit Übergewicht in Verbindung stehen“, fügt sie hinzu. Man nimmt an, dass diese Langzeitwirkungen zumindest teilweise durch ein Ungleichgewicht der Darmmikrobiota verursacht werden. In die kürzlich veröffentlichte Studie wurden Säuglinge aufgenommen, die mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) infiziert waren und zuvor noch nie Antibiotika erhalten hatten. Während einige der Kinder aufgrund von Komplikationen Antibiotika verabreicht wurden, erhielten andere während der gesamten Studie keine Antibiotikatherapie. „Die Untersuchung der Wirkung von Antibiotika ist wichtig für die Entwicklung von Verfahren, mit denen chronische Entzündungskrankheiten und andere Störungen der Darmmikrobiota in Zukunft vermieden werden können“, betont Ventin-Holmberg. Während die Wirkung von Antibiotika auf die bakterielle Mikrobiota bereits untersucht wurde, gab es bislang nur wenige Studien zum mykotischen Teil des Mikrobioms. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass Pilze auch eine Rolle bei den langfristigen Auswirkungen eines Ungleichgewichts der Darmmikrobiota spielen können. „Folglich sollte sich Forschung in Zukunft auf die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm konzentrieren, um die Zusammenhänge besser zu verstehen und einen besseren Überblick über das Mikrobiom als Ganzes zu erhalten“, sagt Ventin-Holmberg.
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