Antibiotikaresistente E. coli: Weniger Lebensmittel, eher Handhygiene ist das Problem29. Oktober 2019 Foto: © Volodymyr Shevchuk/Adobe Stock Neuen Untersuchungen zufolge werden antibiotikaresistente Escherichia coli eher durch mangelnde Handhygiene nach dem Toilettengang verbreitet als über Lebensmittel. E. coli hat im Laufe der vergangenen 20 Jahre sowohl bei Menschen als auch bei Tieren eine erheblich stärkere Antibiotikaresistenz aufgebaut. Besonders wichtig in in diesem Zusammenhang sind Stämme mit ESBL (Extended Spectrum Beta-Lactamasen). Viele ESBL-Stämme haben häufig auch andere Schlüsselresistenzen. Bisher war jedoch nicht bekannt, ob antibiotikaresistente E. coli, die Infektionen der Blutbahn verursachen, über die Nahrungskette aufgenommen oder von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Um diese Frage zu beantworten, sequenzierten die Wissenschaftler die Genome resistenter E. coli aus verschiedenen Quellen in Großbritannien – unter anderem von Menschen mit Blutinfektionen, aus menschlichem Kot, aus der Kanalisation, aus Gülle und Rind- und Schweinefleisch sowie Geflügel, Obst und Salat. Ihr kürzlich in „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlichter Bericht enthüllt, dass antibiotikaresistente „Superkeim“-Stämme von E. coli aus menschlichem Blut, Fäkalien und Kanalisationsproben einander ähnlich waren. Der Stamm ST131 dominierte unter ESBL-E.-coli aus all diesen menschlichen Probentypen. Resistente E. coli-Stämme aus Fleisch (vor allem Geflügel) und Gülle unterschieden sich stark von denjenigen, die bei Menschen beobachtet wurden. ST131 wurde kaum gefunden. Stattdessen dominierten die Stämme ST23, 117 und ST602. Kurz gesagt, es gab wenig Schnittstellen in Bezug auf ESBL-E.-coli zwischen Tier und Mensch. Hauptautor Prof. David Livermore von der Norwich Medical School der University of East Anglia sagte: „E.-coli-Bakterien leben normalerweise im Darm von gesunden Menschen und Tieren. Die meisten Arten sind harmlos oder verursachen kurzen Durchfall.“ Aber E. coli ist auch die häufigste Ursache für Blutvergiftungen. Allein in England treten jährlich mehr als 40.000 Fälle auf, wie die Studienautoren berichten. Etwa zehn Prozent dieser Fälle werden durch hochresistente ESBL-Stämme verursacht. „Infektionen, die durch ESBL-E. Coli-Bakterien verursacht werden, sind schwierig zu behandeln. Und sie treten sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch in Krankenhäusern immer häufiger auf. Die Sterblichkeitsraten unter Menschen, die mit diesen Superkeim-Stämmen infiziert sind, sind doppelt so hoch wie bei Menschen, die mit Stämmen infiziert sind, die einer Behandlung zugänglich sind.“ ESBL-E.-coli sind auch bei Fleisch, das für den menschlichen Verzehr gedacht ist, weit verbreitet, aber bis jetzt war das Ausmaß der Übertragung von diesen Quellen auf den Menschen nicht bekannt. Die Rolle der Nahrungskette war umstritten. Livermore sagt: „Wir wollten herausfinden, wie diese Superkeime verbreitet werden – und ob es einen Übergang von der Nahrungskette zum Menschen gibt.“ Das Team verglich ESBL-E.-Coli aus Proben von Menschen mit Blutstrominfektionen mit solchen aus menschlichen Fäkalien, Abwässern, Nahrungsmitteln, Gülle aus milchproduzierenden Betrieben und Tieren in fünf britischen Regionen – London, East Anglia, Nordwestengland, Schottland und Wales. Die mit ESBL-E-.coli infizierten Blutproben stammten aus Labors des National Health Service. Die untersuchten Lebensmittel umfassten Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Obst und Salat. Livermore berichtet: „Wir haben mehr als 20.000 Stuhlproben untersucht und rund neun Prozent waren positiv für ESBL-E.-coli in allen Regionen, mit Ausnahme von London, wo die Rate fast doppelt so hoch war: Sie lag hier bei 17 Prozent.“ „Wir fanden ESBL-E.-Coli in 65 Prozent der Geflügelproben aus dem Handel – zwischen etwas mehr als 40 Prozent in Schottland und mehr als 80 Prozent im Nordwesten Englands. Die Stämme resistenter E. coli unterschieden sich jedoch fast vollständig von denen der Arten, die in menschlichen Fäkalien, Abwässern und Blutstrominfektionen vorkommen.“ „Nur sehr wenige Rind – und Schweinefleischproben wurden positiv getestet, und in 400 Obst – und Gemüseproben, von denen viele nach Großbritannien importiert wurden, konnten wir überhaupt keine ESBL-E.-coli nachweisen. Kurz gesagt, die Ergebnisse zeigen, dass es an Menschen angepasste ESBL-E.-Coli-Stämme gibt, hauptsächlich ST131, die im Darm verweilen und gelegentlich – normalerweise über Harnwegsinfekte – schwere Infektionen verursachen. Und es gibt Tierstämme von ESBL-E.-coli.“ „Aber – und das ist von entscheidender Bedeutung – es gibt kaum eine Schnittmenge von Stämmen, die bei Menschen, Geflügel und Rindern auftreten“, ergänzt Livermore. „Die große Mehrheit der Stämme von ESBL-E.-coli, die beim Menschen zu Infektionen führen, stammen nicht aus dem Verzehr von Geflügel oder von anderswo in der Nahrungskette. Vielmehr – und das ist unappetitlich – verläuft der wahrscheinlichste Übertragungsweg für ESBL-E.-Coli direkt von Mensch zu Mensch, wobei Kotpartikel von einer Person in den Mund einer anderen gelangen.“ „Weiterhin müssen wir Geflügel gut durchgaren und dürfen nicht nacheinander mit rohem Fleisch und Salat hantieren“, konstatiert Livermore. „Es gibt viele wichtige Lebensmittel verunreinigender Bakterien, einschließlich anderer E.-coli-Stämme, die sich durch die Nahrungskette bewegen. Aber hier – im Fall von ESBL-E.-coli – ist es viel wichtiger, sich nach dem Toilettengang die Hände zu waschen. Eine gute Hygiene ist besonders in Pflegeheimen wichtig, da die meisten schweren Infektionen mit E. coli bei älteren Menschen auftreten.“ Prof. Neil Woodford von Public Health England kommentiert: „Um die Antibiotikaresistenz zu bekämpfen, müssen wir nicht nur unangemessene Verschreibungen reduzieren, sondern in erster Linie auch Infektionen reduzieren. Um ernsthafte, antibiotikaresistente E.-coli-Blutstrominfektionen einzugrenzen, müssen wir das Hauptaugenmerk auf gründliches Händewaschen und eine gute Infektionskontrolle sowie auf die wirksame Behandlung von Harnwegsinfektionen legen.“
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