Antidepressiva reduzieren Symptome beim Reizdarmsyndrom

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Mit Antidepressiva lassen sich einer aktuellen Studie zufolge die Symptome eines Reizdarmsyndroms (irritable bowel syndrome [IBS]) wirksam reduzieren. Ebenso schienen psychologische Therapien eine wirksame Behandlung des IBS zu sein, konstatieren die Forscher, obwohl die Qualität der Evidenz dafür begrenzt sei und die Therapieeffekte möglicherweise überschätzt würden.

Man nehme an, dass das IBS als chronische Funktionsstörung des Darms auf eine Störung der Gehirn-Darm-Achse zurückzuführen ist, ­schreiben die Wissenschaftler zum Hintergrund ihrer Untersuchung, was auf einen positiven Effekt zentral wirkender Medikamente wie Antidepressiva und auf ebensolche Wirkung psychologischer Therapien schließen lasse.

Die Autoren der neuen Arbeit aktualisierten eine ältere systematische Überprüfung und Metaanalyse randomisiert-kontrollierter Studien (RCT). Dafür durchsuchten sie Literaturdatenbanken nach Veröffent­lichung bis Juli 2017. Studien, für die Erwachsene mit IBS rekrutiert wurden, bei denen ein Vergleich zwischen Antidepressiva und Placebo angestellt wurde oder in denen psychologische Therapien einer Kontroll­therapie oder einem „üblichen Management“ gegenübergestellt wurden, kamen für die Analyse infrage.

Die Forscher identifizierten 5316 Fundstellen, berücksichtigt wurden 53 RCT, über die in 51 verschiedenen Artikeln berichtet wurde. In 17 ­wurden Antidepressiva mit Placebo verglichen, 35 verglichen psychologische Therapien mit einer Kontrolltherapie oder „normalem Management“ und in einer wurden sowohl eine psychologische Therapie als auch Antidepressiva mit Placebo verglichen. Vier der Studien mit psychologischen Therapien und eine der RCT zu Antidepressiva wurden der vorherigen Metaanalyse hinzugefügt.

Das relative Risiko (RR) von IBS-Symptomen, die sich unter Anti­depressiva im Vergleich zu Placebo nicht besserten, betrug 0,66 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,57–0,76), mit ähnlichen Behandlungs­effekten sowohl für trizyklische Antidepressiva als auch für Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor [SSRI]), wobei sich allerdings die RCT zu letzteren als heterogen erwiesen (I2=49 %; p=0,07).

Das RR für Symptome, die sich mit psychologischen Therapien nicht besserten, betrug 0,69 (95 %-KI 0,62–0,76). Kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungstherapie, psychologische Multikomponententherapie, Hypnotherapie und dynamische Psychotherapie waren alle von Vorteil, wenn die Daten von zwei oder mehr RCT gepoolt wurden.

Die Wissenschaftler beobachteten in ihrer Analyse eine signifikante Heterogenität zwischen den Studien (I2=69 %; p<0,001) und einer signifikanten Funnel-Plot-Asymmetrie. Bedenken traten auch bezüglich Studien-Designs auf, unter anderem wegen fehlender Verblindung.