Antikörper in Muttermilch schützen Frühgeborene vor tödlicher Darmerkrankung18. Juni 2019 Die Forscher Dr. Gopalakrishna und Dr. Hand. (Foto: © Dr. Timothy Hand) Eine neue Studie von Wissenschaftlern der University of Pittsburgh und des UPMC Children’s Hospital in Pittsburgh ergab, dass ein Antikörper in der Muttermilch erforderlich ist, um bei Frühgeborenen eine nekrotisierende Enterokolitis (NEC) zu verhindern. Immunglobulin-A(IgA)-Antikörper binden an Bakterien im Darm. Je mehr Bakterien an IgA gebunden sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Säuglinge eine NEC entwickeln. Da Frühgeborene in ihren kritischen ersten Lebenswochen IgA nur aus Muttermilch erhalten, unterstreichen die Autoren, wie wichtig Muttermilch für diese Kinder ist. „Es ist seit einem Jahrzehnt bekannt, dass Babys, die an NEC erkranken, bestimmte Bakterien – Enterobacteriaceae – im Darm haben. Wir haben jedoch festgestellt, dass es nicht darauf ankommt, wie viele Enterobacteriaceae vorhanden sind, sondern darauf, ob sie an IgA gebunden sind. Und dagegen kann man potenziell vorgehen“, sagt Hauptautor Timothy Hand, Assistenzprofessor für pädiatrische Infektionskrankheiten am RK Mellon Institute for Pediatric Research und der Medizinische Fakultät der University of Pittsburgh. Die Forscher untersuchten Stuhlproben von 30 Frühgeborenen mit NEC und 39 altersentsprechenden Kontrollen. Insgesamt hatten Säuglinge, die gestillt wurden, mehr IgA-gebundene Darmbakterien als ihre Altersgenossen, und diejenigen, die NEC entwickelten, erhielten mit höherer Wahrscheinlichkeit Muttermilchersatz. Hands Arbeitsgruppe beobachtete die Darmmikrobiota dieser Säuglinge über längere Zeit und stellte fest, dass Enterobacteriaceae bei gesunden Säuglingen größtenteils durch IgA gebunden war, wodurch eine vielfältige Bakterienflora gedeihen konnte. Bei den Säuglingen mit NEC jedoch konnten nicht IgA-gebundene Enterobacteriaceae gewissermaßen übernehmen. Um die Kausalität zwischen IgA und NEC zu demonstrieren, verwendeten Hand und sein Team ein Mausmodell. „Mäuse sind, wenn sie geboren werden, in ihrer Darmentwicklung einem menschlichen Kind, das nach 24 Wochen Schwangerschaft geboren wurde, ähnlich“, sagt die Hauptautorin Dr. Kathyayini Gopalakrishna von der Pitt Graduate School of Public Health. „Sie sind also ein perfektes Modell, um NEC bei Frühgeborenen zu studieren.“ Die Forscher züchteten Mäuse, in deren Muttermilch kein IgA vorkam. Junge Mäuse, die mit IgA-freier Milch aufgezogen wurden, waren genauso anfällig für NEC wie ihre mit Muttermilchersatz gefütterten Wurfgeschwister. Stillen allein reicht also nicht aus, um NEC vorzubeugen, konstatieren die Forscher. Die Milch muss IgA enthalten, um diesen spezifischen Nutzen zu erzielen. (Quelle: © Dr. Kathyayini Gopalakrishna) Aber das Problem „NEC“ lässt sich möglicherweise nicht einfach lösen, indem man einem Muttermilchersatz IgA zusetzt, erklärt Hand. Da Muttermilch abgesehen von IgA noch andere Vorteile bietet, sei Spendermilch nach wie vor die beste Option, um die Versorgungslücke zu füllen, wenn Stillen oder das Abpumpen von Muttermilch nicht möglich ist. „Wir haben gezeigt, dass IgA notwendig ist, aber möglicherweise nicht ausreicht, um NEC zu verhindern“, sagt Hand. „Wir behaupten, dass man möglicherweise den Antikörpergehalt von Spendermilch testen und dann dem Säugling, der am stärksten gefährdet ist, die Milch, die den stärksten Schutz bietet, geben sollte.“
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