Anzeichen im Darmmikrobiom: Gefühl der Diskriminierung ist mit Mikroentzündungen assoziiert28. Oktober 2024 Diskriminierung kann viele Formen annehmen und sich auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen beziehen. Gemeinsam ist diesen Gruppen aber offenbar eines: mögliche negative Folgen für die Zusammensetzung des Darmmikrobioms. (Abbildung: © adragan/stock.adobe.com) Die Erforschung der Darmmikrobiota um eine weitere Facette bereichert haben Forschenden aus den USA mit einer neuen Studie: Sie stellten fest, dass Menschen, die Diskriminierung erfahren, Veränderung im Darmmikrobiom aufweisen. Insbesondere beobachteten die Forschenden vom Gesundheitszweig der University of California in Los Angeles (UCLA; USA), dass unter Diskriminierung leidende Personen entzündungsfördernde Bakterien und eine Genaktivität im Darm aufweisen, und dass sie sich darin von nichtdiskriminierten Personen unterschieden. Die Wissenschaftler konnten auch mit einer Genauigkeit von 91 Prozent vorhersagen, welche Studienteilnehmer Diskriminierung ausgesetzt waren, indem sie nur Stuhlproben beziehungsweise das darin abgebildete Darmmikrobiom analysierten. Laut Dr. Aparna Church, Co-Direktorin des UCLA Goodman-Luskin Microbiome Center und eine der Hauptautoren der Studie, eignet sich die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) als Stress-Management-System des menschlichen Körpers dazu, zu messen, wie sich ein Gefühl des Diskriminiertwerdens auf den Körper auswirkt. Church und Dr. Tien Dong, Assistenzprofessor für Gastroenterologie an der David Geffen School of Medicine der UCLA und Co-Hauptautor, interessierten sich dafür, welche Folgen Diskriminierung auf die Darm-Hirn-Achse der Betroffenen hat. „Es gibt viel Forschung darüber, was bei Diskriminierung in der HPA-Achse geschieht und wie dies zu Krankheiten führt – aber das ist nur ein Teil der Geschichte“, betont Dong. Dongs frühere Arbeiten haben gezeigt, dass Diskriminiertwerden zu einer Zunahme der emotionalen Erregungsbereiche des Gehirns führte. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wollten Church und Dong sich die Zusammenhänge nun genauer anschauen und die Genaktivität und -zusammensetzung untersuchen, die mit den Folgen von Diskriminierung im Darmmikrobiom in Zusammenhang stehen. Unterschiede im Vorkommen von Prevotella und Ruminococcus Die Forscher befragten 154 Männer und Frauen asiatischer, afroamerikanischer, hispanischer oder kaukasischer Abstammung zu ihren alltäglichen Erfahrungen mit Diskriminierung – ganz gleich, ob aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Ethnie oder Religion – und ihrer psychischen Gesundheit. Anschließend sequenzierten sie Stuhlproben der Probanden und teilten die Teilnehmer in zwei Gruppen ein: diejenigen, die ein hohes Maß an Diskriminierung verspürten, und solche, bei denen dies in einem geringeren Ausmaß der Fall war. Die Studie ergab, dass die Gruppe von Personen, die sich stärker Diskriminierung ausgesetzt sahen, gegenüber der Vergleichsgruppe geringere Werte für Prevotella im Darm aufwies. Dem Bakterium werden entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt. Umgekehrt beherbergten die Personen in der Gruppe, die sich weniger stark diskriminiert fühlte, mehr Bakterien der Gattung Ruminococcus, die mit entzündungshemmenden Eigenschaften in Zusammenhang gebracht werden. „Diese Ergebnisse stimmen mit der Vorstellung überein, dass das Gefühl des Diskriminiertwerdens zu Mikroentzündungen im Körper führt“, erläutert Dong. Bei den beiden Probandengruppen zeigten sich auch unterschiedliche Genaktivitäten. In der Gruppe derjenigen, die sich einem erhöhten Ausmaß von Diskriminierung ausgesetzt sahen, wurde ein bestimmter Satz Gene aktiviert, in der Gruppe mit geringer Diskriminierung ein anderer. Erhöhte Sensibilität für funktionelle Darmstörungen Abgesehen von den Unterschieden im Darmmikrobiom berichtete die Gruppe mit einem starken Gefühl des Diskriminiertwerdens – bei der auch die Wahrscheinlichkeit für ein früh im Leben erlittenes Trauma erhöht war – über ein größeres Ausmaß an Ängsten mehr viszerale Empfindungen aus dem Darm. Das heißt, sie waren sensibler beispielsweise für funktionelle Störungen wie Reizdarm, Obstipation oder Blähungen. Die Forscher räumen ein, dass Einzelpersonen zwar wohl nicht dazu in der Lage seien, das Problem einer strukturellen Diskriminierung zu überwinden, dass sie aber gesunde Entscheidungen treffen könnten, die sich positiv auf ihren Körper auswirken. „Menschen können nicht kontrollieren, wie sie behandelt werden, aber sie können kontrollieren, wie sie darauf reagieren“, unterstreicht Church. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf Achtsamkeits-Training oder probiotische Nahrungsergänzungsmittel. Die Wissenschaftler planen, solche Interventionen in zukünftigen Studien zu untersuchen.
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