AOK: Große Unterschiede bei Ergebnissen von Prostatakrebs-Operationen3. Februar 2025 Roboterassistierte radikale Prostatektomie. Foto: RFBSIP – stock.adobe.com Die AOK rät zum Weltkrebstag am 04.02.2025 Betroffenen, sich vor einer anstehenden Operation über Fallzahlen, Behandlungsergebnisse und die Zertifizierung von behandelnden Kliniken zu informieren. Als Grund nennt die Gesetzliche Krankenkasse große Qualitätsunterschiede bei der Behandlung von Krebserkrankungen. „Die Ende letzten Jahres beschlossene Krankenhausreform stellt die Weichen in Richtung einer qualitätsorientierten Konzentration der Versorgung und wird die Situation perspektivisch verbessern. In der aktuellen Versorgungsrealität sehen wir leider nach wie vor ein Nebeneinander von Gelegenheitsversorgung und Spitzenmedizin“, betont die Vorständin des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. Sie verweist auf den Gesundheitsnavigator der AOK, der jetzt aktualisierte Daten zu Fallzahlen, zur Zertifizierung von Kliniken durch die Deutsche Krebsgesellschaft und zu Behandlungsergebnissen einzelner Kliniken bei Prostatakrebs-Operationen bietet. Bessere Qualität in zertifizierten Kliniken Die im Gesundheitsnavigator angezeigten Fallzahlen der einzelnen Kliniken speisen sich aus den jährlichen Qualitätsberichten der Krankenhäuser, die im Rahmen der gesetzlichen Qualitätssicherung veröffentlicht werden müssen. Sie sind Ende Januar auf den neuesten Stand gebracht worden. Bei der Suche nach Krebs-Behandlungen zeigt das Suchportal der AOK zudem an, welche Kliniken aktuell von der Deutschen Krebsgesellschaft als Krebszentren zertifiziert worden sind. Sie müssen besonders hohe fachliche Anforderungen erfüllen und zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass verschiedene Abteilungen und niedergelassene Experten vernetzt zusammenarbeiten. „Patientinnen und Patienten, die in zertifizierten Krebszentren behandelt werden, haben laut Studienergebnissen für Deutschland eine höhere Überlebenschance als Menschen, die in nicht zertifizierten Kliniken behandelt werden“, hebt die AOK-Vorständin hervor. „Die Evidenz ist eindeutig. Die Zertifizierung sollte daher ein zentrales Entscheidungskriterium bei der Wahl der Klinik für Patientinnen und Patienten sowie für einweisende Ärztinnen und Ärzte sein.“ Neben diesen Informationen, die auch in anderen Suchportalen wie dem Bundes-Klinik-Atlas abrufbar sind, enthält der Gesundheitsnavigator zudem exklusive Auswertungen der AOK zur Behandlungsqualität einzelner Kliniken für insgesamt 13 Behandlungen. Darunter ist auch die operative Entfernung der Prostata wegen Prostatakrebs. Dieser Eingriff ist in Deutschland im Jahr 2023 etwa 32.000 Mal durchgeführt worden. „Unsere Auswertung zeigt große Unterschiede bei den Behandlungsergebnissen der einzelnen Krankenhäuser“, berichtet Reimann. So waren im Durchschnitt 13,4 Prozent der operierten Männer von Komplikationen betroffen. Die Komplikationsrate lag im Fünftel der Kliniken, die in der Auswertung überdurchschnittlich abgeschnitten haben, bei nur 7,7 Prozent, während sie im Fünftel der schlechtesten Kliniken bei 22,9 Prozent lag. „In den schlecht abschneidenden Kliniken war also fast ein Viertel der Patienten von einer Komplikation betroffen“, so Reimann. Unterschiedliche Patienteneigenschaften für fairen Vergleich berücksichtigt Die Auswertung basiert auf dem Verfahren zur „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR), das vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) zusammen mit medizinischen Expertenpanels kontinuierlich weiterentwickelt wird. In die WIdO-Auswertung konnten knapp 16.200 Fälle von AOK-Versicherten aus den Jahren 2020 bis 2022 einbezogen werden, die in 181 Kliniken operiert worden sind. Die Fälle sind jeweils ein Jahr lang nachbeobachtet worden, um die später auftretenden Komplikationen zu ermitteln. Ausgewertet wurde unter anderem der Anteil der Patienten, bei denen innerhalb von 30 Tagen nach der Operation eine Bluttransfusion notwendig war, die auf starke Blutungen im Nachgang zur OP schließen lässt. Dies betraf immerhin 3,3 Prozent aller Patienten. Ebenfalls mit in die Bewertung eingeflossen ist der Anteil ungeplanter Folge-OPs im ersten Jahr nach der ersten Operation. Sie war bei einem relativ hohen Anteil von 7,3 Prozent der Operierten notwendig. Von sonstigen Komplikationen wie einer Sepsis, einem Schock oder akutem Nierenversagen im Zuge der Prostata-OP waren 5,8 Prozent der Patienten betroffen. Um einen fairen Klinikvergleich zu garantieren, sind unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen bei der Bewertung berücksichtigt worden. Die Kliniken, die im QSR-Verfahren überdurchschnittlich abschneiden und besonders geringe Komplikationsraten aufweisen, werden im Gesundheitsnavigator der AOK mit drei „AOK-Lebensbäumen“ gekennzeichnet, Kliniken mit durchschnittlichen Ergebnissen erhalten zwei Lebensbäume und unterdurchschnittlich abschneidende Krankenhäuser nur einen Baum. Statistisch betrachtet könnten pro 1000 Patienten 105 Komplikationen vermieden werden, wenn die OP in einer Klinik mit überdurchschnittlicher Qualität stattgefunden hätte, gibt die AOK zu bedenken. Einschränkungen der Auswertung Die Auswertung zu Prostatakrebs-Operationen hat gewisse Einschränkungen: So werden ausschließlich Komplikationen der Operation bis zu einem Jahr abgebildet. Die Qualität der Harnblasenentleerung nach der Operation sowie eine mögliche Inkontinenz oder Impotenz kann das WIdO mangels verlässlicher Daten nicht auswerten. „Trotzdem sind diese exklusiven Qualitätsinformationen eine wertvolle Orientierungshilfe für Patienten, die vor einer planbaren OP stehen“, betont Reimann. „Sie gehen über die Qualitätsinformationen hinaus, die im Bundes-Klinik-Atlas angeboten werden. Gerade bei Krebs-OPs lohnt es sich für die Patienten, auch längere Fahrtzeiten in Kauf zu nehmen, um eine optimale Behandlung zu erhalten.“ (AOK/ms)
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