ASS: Mit Verringerung des Risikos für gastrointestinale Krebserkrankungen assoziiert16. April 2020 Grafik: © PIC4U/Adobe Stock In der laut den verantwortlichen Autoren bislang größten und umfassendsten Analyse zum Zusammenhangs zwischen Acetylsalicylsäure (ASS) und gastrointestinalen Krebserkrankungen hat sich gezeigt, dass die Einnahme von ASS mit einer Verringerung des Risikos für diese Krebsarten um 22 bis 38 Prozent assoziiert ist. Es ist schon länger bekannt, dass die Einnahme von ASS imit einer Verringerung des Darmkrebsrisikos verbunden ist; zudem haben kleinere Analysen auch Zusammenhänge bei Ösophaguskarzinomen und Magenkrebs ergeben. Für die aktuelle Analyse wurden 113 Beobachtungsstudien herangezogen, in denen Krebserkrankungen in der Allgemeinbevölkerung untersucht worden waren und die bis 2019 veröffentlicht wurden. Davon beschäftigten sich 45 mit Darmkrebs; sie umfassten insgesamt 156.000 Fälle. Neben Darmkrebs wurden auch Kopf-Hals-Krebs, Krebserkrankungen von Ösophagus, Magen und Kardia sowie der Leber, der Gallenblase und der Gallenwege sowie des Pankreas untersucht. Die Forscher unter der Leitung von Dr. Cristina Bosetti, Leiterin der Abteilung für onkologische Epidemiologie des Mario-Negri-Institutes für Onkologie in Mailand (Italien) stellten fest, dass bei regelmäßiger Anwendung von ASS (definiert als mindestens eine oder zwei Tabletten pro Woche) mit einer signifikanten Verringerung des Risikos für alle diese Krebsarten mit Ausnahme von Kopf-Hals-Krebs verbunden war. So war der Einsatz von ASS mit einem um 27 Prozent geringeren Darmkrebsrisiko (45 Studien), einem um 33 Prozent verringerten Risiko für Speiseröhrenkrebs (13 Studien), einem um 39 Prozent niedrigeren Risiko für ein Kardiakarzinom (10 Studien) und einem um 36 Prozent geminderten Risiko für Magenkrebs (14 Studien) assoziiert. Außerdem bestand ein Zusammenhang mit einer um 38 Prozent verringerten Wahrscheinlichkeit hepato-biliäre Krebserkrankungen (5 Studien) und ein um 22 Prozent reduziertes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs (15 Studien). Zehn Studien zu Kopf-Hals-Krebs ergaben keine signifikante Risikoreduktion. Der Seniorautor der Studie, Dr. Carlo La Vecchia, Professor für Epidemiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Mailand, erklärt: „In der EU werden für das Jahr 2020 etwa 175.000 Todesfälle durch Darmkrebs prognostiziert, davon betreffen etwa 100.000 Personen im Alter zwischen 50 und 74 Jahren. Wenn man einmal annimmt, dass der regelmäßige Einsatz von ASS in dieser Altersgruppe von 25 auf 50 Prozent steigen würde, könnte dies bedeuten, dass zwischen 5000 und 7000 Todesfälle durch Darmkrebs und zwischen 12.000 und 18.000 Neuerkrankungen vermieden werden könnten, sollten weitere Studien ergeben, dass Aspirin tatsächlich das Krebsrisiko senkt.“ „Entsprechende Zahlen wären jeweils etwa 3000 Todesfälle bei Speiseröhren-, Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie 2000 Todesfälle bei Leberkrebs. Angesichts der ungünstigen Prognosen bei diesen Krebserkrankungen wäre die Zahl der Neuerkrankungen nur geringfügig höher.“ Die Forscher analysierten auch die Wirkung der ASS-Dosis und der Dauer der Einnahme auf Darmkrebs. Sie untersuchten eine niedrige Dosis (100 mg), eine normale (325 mg) und eine hohe Dosis (500 mg) in Kombination mit der Häufigkeit der Einnahme pro Tag, Woche oder Monat. Bosetti sagte: „Wir fanden heraus, dass das Krebsrisiko mit einer erhöhten Dosis verringert wurde. Eine ASS-Dosis zwischen 75 und 100 mg pro Tag war mit einer zehnprozentigen Verringerung des Krebsrisikos im Vergleich zu einer Person verbunden, die kein Aspirin einnahm. Eine Dosis von 325 mg pro Tag war mit einer Verringerung um 35 Prozent verbunden und eine Dosis von 500 mg pro Tag mit einer Risikominderung um 50 Prozent. Die Schätzung für hochdosiertes Aspirin basierte jedoch auf nur wenigen Studien und sollte mit Vorsicht interpretiert werden.“ „Unsere Ergebnisse zu Darmkrebs stützen das Konzept, dass höhere ASS-Dosen mit einer größeren Verringerung des Krankheitsrisikos verbunden sind. Bei der Wahl der Dosis sollte jedoch auch das potenzielle Risiko von Magenblutungen berücksichtigt werden, das mit höheren ASS-Dosen steigt.“ „Im Vergleich zu Menschen, die nicht regelmäßig ASS einnahmen, nahm das Darmkrebsrisiko bei regelmäßiger Einnahme im Verlauf von bis zu zehn Jahren. Das Risiko war nach einem Jahr um vier Prozent, nach drei Jahren um elf Prozent, nach fünf Jahren um 19 Prozent und nach zehn Jahren um 29 Prozent gesenkt.“ La Vecchia betont: „Diese Ergebnisse legen nahe, dass ASS eine vorteilhafte Wirkung bei der Vorbeugung von Darmkrebs und anderen Krebserkrankungen des Gastrointestinaltraktes hat. Die Ergebnisse für Darm-, Speiseröhren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs stimmen mit den Ergebnissen klinischer Studien zu ASS in der Prävention von Herz- und Blutgefäßerkrankungen überein.“ „Die Ergebnisse für Bauchspeicheldrüsenkrebs und andere gastrointestinale Krebserkrankungen könnten Auswirkungen auf die Prävention dieser höchst tödlichen Erkrankungen haben. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs stellten wir fest, dass das Krankheitsrisiko bei Menschen, die regelmäßig Aspirin einnahmen, im Vergleich zu Personen, die dies nicht taten, nach fünf Jahren um 25 Prozent abnahm.“ La Vecchia warnt allerdings: „Die Einnahme von Aspirin zur Vorbeugung von Darmkrebs oder anderen Krebserkrankungen sollte nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen, der das individuelle Risiko der Person einschätzen kann. Dazu gehören Faktoren wie das Geschlecht, das Alter, ein Angehöriger ersten Grades mit der Erkrankung in der Familienanamnese und andere. Personen mit einem hohen Krankheitsrisiko profitieren am wahrscheinlichsten von ASS. „Neben Magenblutungen gehören zu den Nebenwirkungen von ASS Blutungen an anderen Stellen im Körper und gelegentlich Hämorrhagien. Da die Analyse auf Beobachtungsstudien basiert, kann sie nur zeigen, dass Aspirin mit einem verringerten Risiko verbunden ist; Verzerrungen oder Störfaktoren können die Ergebnisse teilweise erklären. Andere Einschränkungen umfassen die Tatsache, dass die Informationen in einigen Studien möglicherweise nicht Veränderungen der ASS-Einnahme im Laufe der Zeit abbilden. Auch erinnern sich Studienteilnehmer möglicherweise nicht genau an ihre ASS-Einnahme oder geben diese nicht korrekt an. Zudem gab es in den meisten Studien keine Daten zu anderen Medikamenten, die den Zusammenhang zwischen ASS und dem Krebsrisiko beeinflussen könnten.
Mehr erfahren zu: "Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko" Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko In einer neuen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie körperliche Aktivität und die Qualität der Ernährung mit unterschiedlichen Leveln und Mustern des Alkoholkonsums interagieren – mit dem Ergebnis, dass gesundes Essen […]
Mehr erfahren zu: "Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei" Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei US-Forschende haben herausgefunden, dass der Schlüssel für den Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und einer Stoffwechseldysfunktion-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) in einem Enzym liegt, das am Recycling unerwünschter Proteine beteiligt ist.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]