Atemnot nach dem Soja-Drink: Vegane Nahrungsmittel sind gesund, aber auch bekannt als potente Allergene

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Sich vegan zu ernähren, steht derzeit bei vielen Menschen hoch im Kurs. Doch viele bei Veganern beliebte Hauptnahrungsmittel sind potente Allergene, zum Beispiel Hülsenfrüchte, und können bei Verzehr unangenehme oder sogar gefährliche Reaktionen im Körper auslösen. Betroffene sollten entsprechende Symptome genau beobachten, gegebenenfalls ihre Ernährung umstellen oder sich ärztlich beraten lassen.

In Deutschland haben sich mittlerweile viele Menschen entschlossen, sich aus den vielfältigsten Gründen vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren – prinzipiell ein Vorhaben mit vielen positiven Aspekten. Doch weil nicht wenige pflanzliche Nahrungsmittel auch potente Allergene sind, kann dies für Veganer zum Problem werden. „Hierzu zählen vor allem Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen, Soja oder Erdnüsse“, berichtet Prof. Regina Treudler, leitende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) und Leiterin des LICA (Leipziger Interdisziplinäres Centrum für Allergologie). „Aber auch Baumnüsse wie Cashew-, Hasel[1]oder Macadamia-Nüsse sind potente Allergene.“

Eine kribbelnde Zunge, Schwellungen im Mund-Rachen-Raum oder an den Lippen, aber auch Übelkeit und Erbrechen – allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel äußern sich vielfältig. „Im schlimmsten Fall kann es zu einem allergischen Schock mit Hautausschlag, Atemnot oder Blutdruckabfall kommen“, erklärt die UKL-Expertin.

Säureblocker können Allergiebildung begünstigen

Nahrungsmittelallergien entstehen meist im frühen Kindesalter. In vielen Fällen spricht man dann aber noch von Unverträglichkeiten bei Kuhmilch und Hühnereiern, an die sich der junge Körper erst „gewöhnen“ muss. Bei Jugendlichen und Erwachsenen kann es zu Kreuzreaktionen von Pollen und Nahrungsmitteln kommen, beispielsweise Birke und Äpfel oder Birke und Soja. „Schwere Allergien etwa auf Hülsenfrüchte manifestieren sich leider manchmal auch erst im Erwachsenenalter, ohne dass wir die Gründe hierfür kennen“, erklärt Treudler. Bekannt sei jedoch zum Beispiel, dass die häufige Einnahme von Säureblockern die Ausbildung von Nahrungsmittelallergien bei Erwachsenen begünstige. „Eben schlecht verdautes Essen, das immunologisch aktiv ist“, beschreibt es die Fachärztin mit einfacheren Worten.

LICA-Leiterin Regina Treudler (Foto: © Marcus Karsten)

Auch für Anhänger einer glutenfreien Ernährung hat Treudler einen wichtigen Ratschlag: „Eine glutenfreie Ernährung sollte nicht leichtfertig begonnen werden“, so die Leipziger, „oft liegen hier Fehleinschätzungen zu Grunde. Nicht jedes körperliche Unwohlsein oder jede Missstimmung lässt sich auf eine Nahrungsmittelallergie zurückführen.“ Hinzu komme noch, so meint sie, dass viele Ersatznahrungsmittel einen hohen Zuckergehalt aufwiesen.

Wie können eventuell Betroffene erkennen, dass eine Nahrungsmittelallergie vorliegt? „Wer immer wieder ungewöhnliche Körperreaktionen in einen unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel bringen kann – also etwa eine Stunde danach –, der sollte zunächst einmal anfangen, eine Art Tagebuch zu führen”, rät Treudler. Wenn sich die Beobachtungen bestätigen, oder aber nach einer schweren Reaktion, sollte der Gang zu medizinischen Experten erfolgen –am besten in einem fachlichen Zentrum wie dem LICA, an dem neben Allergie-Experten verschiedener Fachdisziplinen aus den Bereichen HNO, Pädiatrie, Labor- und Zahnmedizin auch Ernährungswissenschaftler des Leipziger Uniklinikums mitarbeiten. Denn, so betont Allergologin Treudler, „gerade betroffene Veganer:innen benötigen eine spezifische Ernährungsberatung, um keine Mängel beispielweise bei der Eiweißzufuhr zu produzieren.“