Auch bei fortgeschrittener Leberzirrhose: Alkoholverzicht kann Krankheitsverlauf umkehren8. August 2025 Abstinenz lohnt sich in jedem Fall: In einer neuen Studie konnten Wiener Forschende zeigen, dass Patienten mit Leberzirrhose durch langfristigen Alkoholverzicht und klinische Re-Kompensation auch einen ausgeprägten Rückgang des Pfortaderdrucks erreichen können. (Foto: © Mahfuj/stock.adobe.com) Ein kompletter Verzicht auf Alkohol kann die Prognose von Patienten mit vorwiegend alkoholbedingter Lebererkrankung nachhaltig verbessern. Das hat eine Untersuchung von Forschenden der Universitätsklinik für Innere Medizin III der Medizinischen Universität (MedUni) Wien und des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) der Stadt Wien ergeben. Laut dem Wissenschaftlerteam scheint sogar eine Rückbildung leberbedingter Komplikationen durch Abstinenz möglich zu sein – selbst im Stadium der Leberzirrhose. Die Forschenden aus Österreich erbrachten den Nachweis, dass sich der Pfortaderhochdruck durch konsequente Alkoholkarenz deutlich verbessern kann. Die Ergebnisse ihrer klinischen Studie wurden kürzlich im Fachjournal „Clinical Gastroenterology and Hepatology“ veröffentlicht. Bisher ungeklärte Forschungsfrage Im Mittelpunkt der Studie standen Patienten mit alkoholbedingter Leberzirrhose, die durch langfristige Alkoholabstinenz eine Re-Kompensation erreicht hatten. Das Forschungsteam um Dr. Benedikt Hofer und Prof. Thomas Reiberger von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien und des AKH Wien untersuchte nun laut eigenen Angaben erstmals den Verlauf des Pfortaderhochdrucks nach Re-Kompensation bei 29 Patienten mit alkoholbedingter Leberzirrhose. Ob eine Rückbildung der klinischen Komplikationen infolge anhaltender Alkoholabstinenz jedoch auch mit einer Rückbildung des Pfortaderhochdrucks einhergeht, war bislang nicht eindeutig geklärt. Mithilfe von Messungen des Lebervenendruckgradienten konnte das Forschungsteam nun neue Erkenntnisse gewinnen: „Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig, dass Patient:innen durch langfristigen Alkoholverzicht und klinische Re-Kompensation auch einen ausgeprägten Rückgang des Pfortaderdrucks erreichen können“, erklärt Studien-Erstautor Hofer. Ein weiterer Schritt im Verständnis der alkoholbedingten Leberzirrhose „Bereits in Vorstudien konnten wir zeigen, dass Abstinenz ein essenzieller Schritt für alle Patient:innen mit alkoholbedingter Lebererkrankung ist, um die Prognose langfristig zu verbessern – unabhängig von der Erkrankungsschwere“, berichtet Studienleiter Reiberger und ergänzt: „Vor allem die enge Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der von Daniel König-Castillo geleiteten Ambulanz für Alkoholismusgefährdete an der Medizinischen Universität Wien und dem AKH Wien ermöglicht eine umfassende Betreuung der Patient:innen zur Aufrechterhaltung einer Alkoholabstinenz.“ Sogar eine vollständige Rückbildung aller leberbedingten Komplikationen ist unter Abstinenz möglich, wie Reibergers Team bereits in vorangegangenen Forschungsarbeiten belegen konnte. „Die aktuellen Ergebnisse stellen nun einen weiteren wichtigen Schritt in der Erforschung der alkoholbedingten Leberzirrhose dar und liefern neue Einblicke in das Regenerationspotential der Leber“, unterstreicht Hofer. Personalisierte Therapie im Fokus Im Stadium der Re-Kompensation stellt die minimalinvasive Messung des Lebervenendruckgradienten weiterhin den Goldstandard zur Beurteilung des Pfortaderhochdrucks dar. Dennoch zeigen die neuen Studienergebnisse deutlich, dass auch nicht invasive Methoden einen großen Stellenwert zur Abschätzung des Pfortaderdruckes nach Rekompensation haben. Dies hebt auch Studienleiter Reiberger hervor: „Sowohl die Messung der Leber- und Milzsteifigkeit als auch Blut-basierte Parameter stellen vielversprechende Methoden zur Abschätzung des Pfortaderdrucks dar und ermöglichen somit eine personalisierte Therapie und nicht invasive Einschätzung des Komplikations-Risikos unserer Patient:innen.“
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