Aufenthalt auf der Intensivstation erhöht bei Frühgeborenen das Risiko für Bluthochdruck6. November 2025 Der Aufenthalt auf der Intensivstation erhöht das Hypertensionsrisiko für Frühgeborene. (Foto: © loren_zecena – stock.adobe.com) Nicht nur Frühgeburt und damit verbundene Komplikationen scheinen das Risiko für Bluthochdruck zu erhöhen, sondern möglicherweise auch die Belastungen, denen die Kinder auf der Neugeborenen-Intensivstation ausgesetzt sind. Darauf deuten die Ergebnisse einer aktuellen Studie in „JAMA Network Open“ hin. In der Arbeit zeigen Forschende des Johns Hopkins Children’s Centers in Baltimore (USA), dass einige Frühgeborene, die auf die Neugeborenen-Intensivstation (NICU) aufgenommen werden – auch ohne größere Komplikationen aufgrund der Frühgeburt –, ein erhöhtes Risiko für anhaltenden Bluthochdruck haben. Die Mediziner vermuten, dass das erhöhte Risiko in einigen Fällen mit möglichen Belastungen auf der Neugeborenen-Intensivstation zusammenhängen könnte. Entsprechend sollten Frühgeborene – und insbesondere diejenigen, die auf eine NICU aufgenommen wurden – während ihrer gesamten Kindheit auf Anzeichen von Bluthochdruck untersucht werden, empfehlen die Autoren der Studie. Prävalenz von Bluthochdruck bei Heranwachsenden steigt Frühere Untersuchungen, vor allem in Europa und skandinavischen Ländern, hatten gezeigt, dass Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht Risikofaktoren für Bluthochdruck sind. Darüber hinaus zeigen Studien, dass die Prävalenz von Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen zunimmt. Jüngste Untersuchungen schätzen, dass in den USA zwei bis fünf Prozent aller Kinderan Bluthochdruck leiden und 13 bis 18 Prozent Episoden von Bluthochdruck haben. Da Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, in der Regel auch auf einer NICU versorgt werden, wollten die Forscher der Johns Hopkins University klären, ob der Aufenthalt selbst zum Risiko für Bluthochdruck beitragen kann. Frühgeborene haben hohes Risiko für Komplikationen Dafür analysierte das Team unter der Leitung von Kartikeya Makker, Interimsdirektor der Abteilung für Neonatal-Perinatalmedizin am Children’s Center, Daten von 2459 Kindern aus der Boston Birth Cohort. Die Kinder stammen überwiegend aus städtischen, einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen. Fast ein Drittel der Kohorte wurde vorzeitig geboren. Das Forscherteam erfasste 19.736 Blutdruckmessungen der eingeschlossenen Kinder bis zum Alter von 18 Jahren und teilte die Probanden anhand ihres Frühgeburtsstatus, ihrer Aufnahme auf die NICU und schwerwiegender Komplikationen, die bei Frühgeborenen auftreten können, in fünf Untergruppen ein, darunter Blutinfektionen, chronische Lungenerkrankungen, Hirnblutungen und nekrotisierende Enterokolitis (NEC). Von 695 Frühgeborenen (mittleres Gestationsalter 33,2 ± 3,5 Wochen) wurden 468 auf die Neugeborenen-Intensivstation aufgenommen, wo sie durchschnittlich 23 Tage blieben. Von diesen Säuglingen hatten 90 (19,2 %) mindestens eine der schwerwiegenden Komplikationen. Von 1764 voll ausgetragenen Säuglingen (mittleres Gestationsalter 39,4 ± 1,3 Wochen) wurden 112 auf die NICU aufgenommen, wo sie durchschnittlich vier Tage blieben. Keines dieser Kinder entwickelte eine der untersuchten Komplikationen. Komplikationen erhöhen das Hypertensionsrisiko Das Team stellte fest, dass die Inzidenz von persistierender Hypertonie (definiert als Hypertonie bei drei Klinikbesuchen, nicht unbedingt aufeinanderfolgend) bei frühgeborenen Kindern höher war (25,2 %) als bei termingerecht geborenen Kindern (15,8 %), was den Forschenden zufolge kein unerwartetes Ergebnis war. Unabhängig vom Gestationsalter hatten Säuglinge, die auf die NICU aufgenommen worden waren, ein höheres Risiko, an persistierender Hypertonie zu erkranken, als termingerecht geborene Kinder ohne Aufnahme auf die NICU oder neonatale Komplikationen. Dieses Ergebnis war unabhängig von den relevanten Merkmalen der Mutter und des Säuglings. Das größte Risiko für anhaltenden Bluthochdruck fanden die Forschenden jedoch bei Frühgeborenen mit einem Aufenthalt auf der NICU. Dies galt sowohl für Kinder mit (bereinigtes Risikoverhältnis [aRR] 1,87; 95%-KI 1,19–2,94) als auch ohne (aRR 1,62; 95%-KI 1,27–2,07) neonatale Komplikationen. Eine Cox-Proportional-Hazards-Regressionsanalyse ergab, dass Frühgeborene mit einem Aufenthalt auf der NICU, insbesondere solche mit Komplikationen, das höchste Risiko für die Entwicklung einer persistierenden Hypertonie hatten (adjustierte Hazard Ratio 2,37; 95%-KI 1,44–3,89). So hatten Frühgeborene, die eine intraventrikuläre Blutung, Sepsis, NEC oder chronische Lungenerkrankung entwickelten, in adjustierten Modellen ein um 87 Prozent höheres Risiko für anhaltenden Bluthochdruck als Frühgeborene ohne Komplikationen. Engmaschige Blutdrucküberwachung notwendig Die Forscher sagen, dass ihre Ergebnisse die Notwendigkeit einer frühzeitigen untersuchung auf Bluthochdruck bei Kindern, die auf die NICU aufgenommen wurden, untermauern. „Frühgeborene, die Zeit auf der Neugeborenen-Intensivstation verbringen, müssen unabhängig davon, ob sie Komplikationen hatten, engmaschig überwacht und frühzeitig auf Blutdruckveränderungen und Bluthochdruck untersucht werden und sollten ihr ganzes Leben lang weiter beobachtet werden“, empfiehlt Makker. Die Forscher weisen darauf hin, dass ihre Studie Faktoren wie Ernährung, Natriumaufnahme, Gewicht und körperliche Aktivität, die bekanntermaßen den Blutdruck beeinflussen, in ihrer Analyse nicht berücksichtigt habe. Außerdem seien weitere Untersuchungen erforderlich, um die spezifischen Belastungen auf der NICU zu ermitteln, die zum Anstieg des Bluthochdrucks beitragen könnten.
Mehr erfahren zu: "Krebsforschung: Fördermittel für innovative Ansätze" Krebsforschung: Fördermittel für innovative Ansätze Die Wilhelm Sander-Stiftung unterstützt 15 vielversprechende Projekte aus verschiedenen Bereichen der Onkologie mit einer Fördersumme von insgesamt 2.601.092 Euro.
Mehr erfahren zu: "Neuer Anlauf für Reform der Notfallversorgung" Neuer Anlauf für Reform der Notfallversorgung Wenn abends oder am Wochenende dringende Beschwerden auftauchen, gehen viele direkt in Rettungsstellen der Krankenhäuser – stundenlanges Warten inklusive. Eine Reform soll effizientere Wege schaffen.
Mehr erfahren zu: "COVID-19: Komplikationsrisiko hält nach Infektion länger an als nach Impfung" COVID-19: Komplikationsrisiko hält nach Infektion länger an als nach Impfung Während der Corona-Pandemie entwickelten Kinder und Jugendliche nach einer COVID-19-Erkrankung häufiger Herz- oder Gefäßerkrankungen als nach einer Impfung. Die Risiken für diese Komplikationen hielten nach einer Infektion auch deutlich länger […]