Bakterium im Darm steht mit Reizdarm-Syndrom in Zusammenhang

Die Forscher Karolina Sjöberg Jabbar (links) und Magnus Simrén. (Fotos: © Elin Lindström © Johan WIngborg)

Forscher der Universität Göteborg (Schweden) haben einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen der Bakteriengattung Brachyspira im Darm und dem Reizdarm-Syndrom (RDS) entdeckt – insbesondere der Form, die Diarrhoe verursacht.

Obwohl diese Entdeckung in größeren Studien bestätigt werden muss, besteht laut den Studienautoren die Hoffnung, dass sie für viele Menschen mit RDS zu neuen Therapien führen könnte.

Die pathogene Bakteriengattung Brachyspira kommt im menschlichen Darmmikoribiom normalerweise nicht vor. Die neue Studie stellt nun aber eine Verbindung zwischen dem Bakterium und dem RDS her und zeigt, dass sich das Bakterium unter der Darmschleimhaut versteckt.

An Darmzellen gebunden

Zum Nachweis von Brachyspira eigneten sich nach Angaben der Wissenschaftler Analysen von Stuhlproben, die routinemäßig zur Untersuchung des Darmmikrobioms verwendet werden, nicht. Stattdessen analysierten die Wissenschaftler bakterielle Proteine ​​im Mukus von Darmbiopsien.

„Im Gegensatz zu den meisten anderen Darmbakterien steht Brachyspira in direktem Kontakt mit den Zellen und bedeckt deren Oberfläche. Ich war sehr überrascht, als wir Brachyspira bei immer mehr RDS-Patienten, aber nicht bei gesunden Personen fanden“, berichtet Erstautorin Dr. Karolina Sjöberg Jabbar von der Sahlgrenska-Akademie der Universität Göteborg.

Ergebnisse wecken Hoffnung

„Viele Fragen müssen noch beantwortet werden, aber wir hoffen, dass wir zumindest bei einigen Patienten eine therapierbare Ursache für das RDS gefunden haben“, erklärt Jabbar.

Die Studie basierte auf Kolonbiopsien von 62 RDS-Patienten sowie von 31 gesunden Freiwilligen (Kontrollen). Neunzehn der 62 IBS-Patienten (31%) wiesen Brachyspira im Darm auf, aber das Bakterium wurde in keiner Probe von Kontrollen gefunden. Brachyspira wurde besonders häufig bei RDS-Patienten mit Diarrhoe entdeckt.

„Die Studie legt nahe, dass das Bakterium bei etwa einem Drittel der Personen mit RDS gefunden werden kann. Wir möchten sehen, ob dies in einer größeren Studie bestätigt werden kann, und wir werden auch untersuchen, ob und wie Brachyspira beim RDS Symptome verursacht. Unsere Ergebnisse eröffnen möglicherweise völlig neue Möglichkeiten für die Behandlung und vielleicht sogar Heilung einiger RDS-Patienten, insbesondere von Patienten mit Diarrhoe“, unterstreicht der Gastroenterologe Prof. Magnus Simrén von der Sahlgrenska-Akademie der Universität Göteborg.

Mehrere mögliche Therapien

In einer Pilotstudie, in der RDS-Patienten mit Brachyspira unter Verwendung von Antibiotika behandelt wurden, gelang es den Forschern nicht, das Bakterium auszurotten.

„Brachyspira schien Zuflucht in den Becherzellen des Darms zu suchen, die Mukus absondern. Dies scheint eine bisher unbekannte Möglichkeit für Bakterien zu sein, Antibiotika zu überleben, was hoffentlich unser Verständnis für andere schwer zu behandelnde Infektionen verbessert“, sagt Sjöberg Jabbar.

Wenn jedoch der Zusammenhang zwischen Brachyspira- und RDS-Symptomen in umfangreicheren Studien bestätigt werden kann, könnten in Zukunft andere Antibiotika-Therapien sowie Probiotika mögliche Behandlungen werden. Da die Studie zeigt, dass Patienten mit dem Bakterium an einer Darmentzündung leiden, die einer allergischen Reaktion ähnelt, können Antiallergika oder Ernährungsumstellungen andere mögliche Behandlungsoptionen sein. Die Forscher der Universität Göteborg planen, dies in weiteren Studien zu untersuchen.