Ballaststoffarme Ernährung kann zu Darminfektion führen, auch wenn kein Übergewicht vorliegt

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Die Ernährung kann bei Darminfektionen eine größere Rolle spielen als die Körpermasse, wie die Autorinnen und Autoren einer neuen Studie betonen. Sie berichten außerdem, dass der Verzehr von mehr Ballaststoffen der Schlüssel zur Prävention sein könnte.

Eine Erkenntnis aus der aktuellen Untersuchung ist, dass schlankere Menschen ein ähnliches Risiko für eine Darminfektion besitzen wie Fettleibige, wenn sie nicht genug Ballaststoffe zu sich nehmen.

Fettleibigkeit wird mit der Entwicklung chronischer Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen und Fettleber in Verbindung gebracht. Ältere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Übergewicht auch das Risiko und die Schwere einer bakteriellen Infektion erhöhen kann. Es ist jedoch weniger darüber bekannt, ob eine Ernährung, die Adipositas begünstigt, ausreicht, um das Risiko für eine bakterielle Infektion zu erhöhen, ohne fettleibig zu sein.

Forscher aus Kanada haben nun die Auswirkungen von Ernährung und Fettleibigkeit in einem Mausmodell einer bakteriellen Infektion untersucht, die durch exzessive adhärent-invasive Escherichia coli (AIEC) im Darmtrakt verursacht wird. Bei AIEC handelt es sich um einen Mikroorganismus, der nur unter bestimmten Umständen Schaden anrichten kann. Menschen, die an der entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn leiden, weisen möglicherweise zu viel AIEC in ihrem Verdauungstrakt auf, was durch die Verwendung von Antibiotika verschlimmert werden kann. In früheren Studien wurde gezeigt, dass Fettleibigkeit und damit zusammenhängende Faktoren – wie eine fett- und zuckerreiche Ernährung – die Zusammensetzung des Darmmikrobioms ausreichend verändern können, um das Risiko für Entzündungen und Infektionen zu erhöhen. Die typische westliche Ernährung, die in hohem Maße verarbeitete Lebensmittel umfasst, neigt auch dazu, ballaststoffarm zu sein. Es ist jedoch nicht klar, ob diese Art der Ernährung ausreicht, um Menschen für eine bakterielle Infektion zu prädisponieren.

In dem angesprochenen Mausmodell erhielten übergewichtige Mäuse zwei fettreiche (60% und 45% Fett) sowie eine ballaststoffarme Ernährung. Alle Tiere entwickelten eine AIEC-Expansion im Dickdarm. Die Mäuse mit der Ernährung mit 60% Fettanteil besaßen eine höhere Körpermasse als diejenigen, die das Futter mit 45% Fettgehalt fraßen, jedoch gab es zwischen ihnen keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf die AIEC-Belastung. „Diese Daten legten nahe, dass ein Aspekt der Nahrungszusammensetzung und weniger das Ausmaß der Adipositas des Wirtes ausreichte, um die Expansion der AIEC im Darm zu fördern“, schreiben die Forscher.

Das Forschungsteam fütterte magere Mäuse kurzzeitig mit fettreichem Futter bis eine signifikante Fettleibigkeit auftrat, um die Auswirkungen der Ernährung auf die AIEC-Belastung zu untersuchen. Nachdem die Tiere AIEC ausgesetzt waren, wiesen die mageren Mäuse, die eine fettreiche Diät erhielten, eine stärkere AIEC-Expansion auf als die Kontrollen (magere Mäuse mit normaler Ernährung). Diese Ergebnisse „zeigen, dass die Ernährung die AIEC-Infektionslast unabhängig von Veränderungen der Körpermasse, die zu Fettleibigkeit führen, regulieren kann“, schrieben die Forschenden. Schließlich stellte die Arbeitsgruppe fest, dass Mäuse mit einer fettarmen, ballaststoffarmen Ernährung eine höhere AIEC-Last aufwiesen als solche, die eine normale Ernährung erhielten. Dies deutet laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern darauf hin, dass Nahrungsfett in diesem Zusammenhang nicht der wichtigste Nahrungsbestandteil war, dass aber „die Aufnahme einer geringeren Menge von Ballaststoffen ausreicht, um die Ausbreitung von AIEC im gesamten Darm zu fördern“.

Eine Erkenntnis aus dieser Studie ist, dass Menschen, die schlanker sind, ähnliche Risiken für eine Darminfektion haben können, wenn sie nicht genug Ballaststoffe essen. „Unsere Daten zeigen, dass Ballaststoffe ein eigenständiger Faktor sind“, unterstreichen die Forschenden.