Bariatrische Chirurgie bei Männern: Viel höheres Mortalitätsrisiko als für Frauen

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Männer, die sich einem bariatrischen Eingriff unterziehen, versterben fünfmal häufiger innerhalb von 30 Tagen nach der Operation als Frauen. Das zeigt eine neue Analyse österreichischer Daten aus einem Zeitraum von zehn Jahren. Demnach ist auch die Langzeitmortalität dieser Männer fast dreimal höher.

Die Ergebnisse der Datenauswertung, die kürzlich auf der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) vorgestellt wurden, deuten darauf hin, dass Männer in der Tendenz älter sind und zum Zeitpunkt des bariatrischen Eingriffes höhere Raten von Komorbiditäten (wie Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen) aufweisen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, Männer über die Bedeutung einer frühzeitigen Adipositasbehandlung aufzuklären – noch bevor sie potenziell lebensbedrohliche Begleiterkrankungen entwickeln.

„Chirurgische Verfahren gehören zu den erfolgreichsten Methoden, um Menschen mit extremer Adipositas beim Abnehmen zu helfen, können aber mit Komplikationen einhergehen“, erklärt Erstautor Dr. Hannes Beiglböck von der Medizinischen Universität Wien in Österreich. „Obwohl das absolute Mortalitätsrisiko nach bariatrischen Eingriffen gering ist, zeigen die Ergebnisse unserer großen bundesweiten Studie ein deutlich erhöhtes Sterberisiko bei Männern im Vergleich zu Frauen. Frauen scheinen eher bereit zu sein, sich früher im Leben mit einer chirurgischen Gewichtsabnahme zu befassen, während Männer eher warten, bis sie mehr Komorbiditäten aufweisen.“

Trotz ähnlicher Adipositasraten bei Männern und Frauen sind mehr als 70 Prozent der Menschen, die sich einer bariatrischen Operation unterziehen, Frauen.

Um diese Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu verstehen, ist es wichtig zu bestimmen, ob die Mortalität nach bariatrischen Operationen zwischen Männern und Frauen unterschiedlich ist – denn sie kann ein potenzielles Hindernis für die Durchführung von Operationen zur Gewichtsreduktion bei Männern darstellen.

Um darüber mehr zu erfahren, analysierten die Forschenden retrospektiv die Daten der österreichischen Gesundheitskasse, die rund 98 Prozent der Bevölkerung (rund 9 Mio. Österreicher im Jahr 2018) abdeckt. Insgesamt 19.901 Patientinnen und Patienten (14.681 Frauen, Durchschnittsalter 41 Jahre; 5220 Männer, Durchschnittsalter 42 Jahre), bei denen zwischen Januar 2010 und Dezember 2018 eine bariatrische Operation (Schlauchmagen, Magen-Bypass, Biliopankreatische Diversion oder Magenband) durchgeführt wurde, nahmen die Autorinnen und Autoren in die Analyse auf und beobachteten sie durchschnittlich fünf Jahre lang nach (107.806 Patientenbeobachtungsjahre).

Die Forschenden analysierten die geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Komorbiditäten im Zusammenhang mit Adipositas (d.h. Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Störungen und Krebs) bei verstorbenen Patientinnen und Patienten.

Zwischen Januar 2010 und April 2020 verstarben den Daten zufolge weniger als zwei Prozent (367/19.901; 176 Männer und 191 Frauen) der Patientinnen und Patienten mit einem bariatrischen Eingriff. Dennoch war die postoperative Gesamtmortalität (pro Beobachtungsjahr) bei Männern fast dreimal höher als bei Frauen (0,64% vs. 0,24%), während die 30-Tages-Mortalität bei Männern fünfmal höher war als bei Frauen (25 Todesfälle [0,5%] vs. 12 Todesfälle [0,1%]).

Bei den Verstorbenen waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen (84% der Männer, 80% der Frauen) und psychische Erkrankungen (51% der Männer, 58% der Frauen) die häufigsten Begleiterkrankungen. Typ-2-Diabetes war bei verstorbenen Männern häufiger als bei verstorbenen Frauen (43% vs. 33%) und Krebserkrankungen traten häufiger bei Frauen als bei Männern auf (41% vs. 30%).

„Die Herausforderung besteht jetzt darin zu verstehen, was Männer potenziell daran hindert, sich einer bariatrischen Operation zu unterziehen. Es sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um herauszufinden, ob ein früherer chirurgischer Eingriff bei Männern die Mortalitäts-Outcomes verbessern könnte“, sagt Beiglböck.

Die Autorinnen und Autoren räumen ein, dass es sich bei ihren Erkenntnissen und Ergebnisse aus Beobachtungen handelt. Sie weisen auf mehrere Einschränkungen hin, einschließlich der Tatsache, dass metabolische Daten (z.B. Body-Mass-Index, Gewichtsverlust) für die Analyse nicht verfügbar waren. Darüber hinaus können die Forschenden nicht ausschließen, dass andere nicht gemessene Faktoren (einschließlich sozioökonomischer Status, ethnische Zugehörigkeit bzw. Abstammung, Tabakkonsum) oder fehlende Daten (z.B. Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsverhalten) die Ergebnisse beeinflusst haben. Darüber hinaus wurde eine Kontrollgruppe von nichtoperierten Patientinnen und Patienten mit Adipositas nicht in die Analyse eingeschlossen.