Bariatrischer Eingriff bei Adipösen mit Fettleber: Verringerung des Risikos für einen Krankheitsprogress und schwere Herzkomplikationen

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Adipöse Menschen, die an einer fortgeschrittenen Fettlebererkrankung leiden und sich einer bariatrischen Operation unterziehen, senken laut einer US-amerikanischen Studie ihr Risiko für Lebererkrankungen und schwere Herz-Kreislauf-Leiden in der Zukunft signifikant.

In der aktuellen Studie, die von Medizinerinnen und Medizinern der Cleveland Clinic durchgeführt wurde, war ein bariatrischer Eingriff mit einem am Ende des Untersuchungszeitraumes um 88 Prozent geringeren Risiko für eine Verschlechterung und eine Entwicklung der Fettleber zu einer Leberzirrhose, zu Leberkrebs oder mit der Leber assoziiertem Tod verbunden. Eine Adipositas-Chirurgie war bei diesen Patientinnen und Patienten auch mit einem um 70 Prozent geringeren Risiko assoziiert, schwere kardiovaskuläre Erkrankungen wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu entwickeln.

„Es gibt derzeit kein von der FDA zugelassenes Medikament gegen die Fettleber“, erklärt Dr. Ali Aminian, Direktor des Bariatric & Metabolic Institute der Cleveland Clinic und leitender Prüfarzt der Studie. „Die beeindruckenden Ergebnisse dieser Untersuchung liefern starke Evidenz dafür, dass die bariatrische Chirurgie als wirksame Therapieoption für Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Fettleber und Adipositas in Betracht gezogen werden sollte.“

Ziel der Studie SPLENDOR (Surgical Procedures and Long-term Effectiveness in NASH Disease and Obesity Risk) war es, den langfristigen Zusammenhang zwischen bariatrischen Eingriffen und dem zukünftigen Risiko für eine Progression zu einer Zirrhose und der Entwicklung schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten mit NASH und Adipositas zu untersuchen.

Die Forschenden werteten Daten zu 1158 Erwachsenen mit mittels Biopsie bestätigter NASH aus, bei denen zwischen 2004 und 2016 in der Cleveland Clinic eine Leberbiopsie durchgeführt worden war und die bis März 2021 nachbeobachtet wurden. Eine Gruppe von 650 operierten Personen wurde mit einer Kontrollgruppe von 508 nichtchirurgischen Patientinnen und Patienten verglichen. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer wiesen bei ihrer Leberbiopsie zu Studienbeginn ähnliche Merkmale (z.B. Schweregrad der Lebererkrankung) auf.

Zehn Jahre nach Aufnahme in die Studie war eine fortgeschrittene Lebererkrankung (Progression zu Zirrhose, Leberkrebs, Notwendigkeit einer Lebertransplantation oder Tod durch Lebererkrankung) bei 2,3 Prozent der Personen in der chirurgischen Gruppe gegenüber 9,6 Prozent in der Kontrollgruppe zu beobachten. Darüber hinaus entwickelten bis zum Ende der Studie 8,5 Prozent in der chirurgischen Gruppe und 15,7 Prozent in der nichtchirurgischen Gruppe schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder Tod durch Herzerkrankungen.

Nach 10 Jahren war das Körpergewicht in der operierten Gruppe um 22,4 Prozent und in der Gruppe der Nichtoperierten um 4,6 Prozent reduziert. Ein bariatrischer Eingriff war auch mit einer signifikanten Senkung des Blutzuckerspiegels bei Diabetikerinnen und Diabetikern verbunden.

„Die SPLENDOR-Studie zeigt, dass bei Patientinnen und Patienten mit Adipositas und NASH eine erhebliche und anhaltende Gewichtsabnahme, die durch einen bariatrischen Eingriff erreicht wird, gleichzeitig das Herz schützen und das Risiko für ein Voranschreiten zu einer Lebererkrankung im Endstadium verringern kann“, fasst Seniorautor Dr. Steven Nissen, Chief Academic Officer des Heart, Vascular and Thoracic Institute der Cleveland Clinic, zusammen. „Dies ist die erste Studie im medizinischen Bereich, in der über eine Behandlungsmethode berichtet wird, die mit einem verringerten Risiko schwerwiegender unerwünschter Ereignisse bei Patientinnen und Patienten mit mittels Biopsie bestätigter NASH verbunden ist.“