Bauchspeicheldrüsenkrebs: Erster Labortest für die Frühdiagnose bei Risikopatienten etabliert23. Mai 2025 Darstellung Bauchspeicheldrüsenkrebs (Abbildung: © Sebastian Kaulitzki/stock.adobe.com) Forschende aus Deutschland haben in einer aktuellen Publikation erstmals einen Labortest für die Überwachung von Risikopatienten vorgestellt, mit dem sich Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem noch heilbaren Stadium diagnostizieren lässt. Die Arbeitsgruppe um Prof. Julia Mayerle von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des LMU Klinikums München hatte in einer prospektiven Studie untersucht, ob sich bei Risikopatienten mit einer Biomarkersignatur aus zwölf beziehungsweise vier Blutmetaboliten ein Bauchspeicheldrüsenkrebs ausschließen lässt. Die Biomarkersignaturen erreichten dies mit einer Spezifität von 90,4 Prozent beziehungsweise 93,6 Prozent (CA19-9 alleine nur mit 79,1%). Weil sich die Ergebnisse der Therapie beim Pankreaskarzinom in den vergangenen 20 Jahren kaum verbessert haben, wird es laut Schätzungen wohl bald an zweiter Stelle der häufigsten Krebstodesursachen stehen. Menschen mit chronischer Pankreatitis, Verwandte ersten Grades von Patienten mit einem Pankreaskarzinom, aber auch normalgewichtige Menschen, die im Alter von über 50 Jahren einen Diabetes entwickeln, besitzen ein deutlich erhöhtes Risiko dafür, an Pankreaskrebs zu erkranken. Für diese Risikogruppen existiert bisher, im Gegensatz zum Brustkrebs oder zum Darmkrebs, keine effektive Vorsorge- oder Früherkennungsmethode, mit der sich der Tumor in einem noch heilbaren Stadium diagnostizieren ließe. Der einzige etablierte Tumormarker, das CA19-9, ist nur wirklich aussagefähig, wenn das Pankreaskarzinom schon fortgeschritten oder bereits metastasiert ist. Aussagekräftige Metabolom-Signaturen Die Forschenden um Mayerle haben in den vergangenen zwölf Jahren die Möglichkeit untersucht, ob sich anhand von im Blut zirkulierenden Metaboliten ‒ beispielsweise Aminosäuren, Ceramiden oder Sphingolipiden ‒ die sich massenspektrometrisch bestimmen lassen, ein diagnostischer Test für die Früherkennung des Pankreaskarzinoms entwickeln lässt. In drei aufeinander aufbauenden Studien unter Nutzung des Bluts von Patienten mit Pankreaskarzinom und verschiedenen Kontrollkohorten mit anderen Krankheiten oder von Gesunden ließen sich aus den über 1600 messbaren Metaboliten Muster identifizieren. Diese Metabolom-Signaturen können mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem Patienten mit einem Risiko für oder dem Verdacht auf ein Pankreaskarzinom dieses ausschließen. Ein solches Testergebnis würde den Betroffenen weitere, unnötige und belastende Untersuchungen ersparen oder sogar eine Operation. Teilnahme von 1370 Patienten mit verdächtigem Befund An der neuesten Studie, die gerade in „Lancet Gastroenterology and Hepatology“ erschienen ist und die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wurde, haben 23 deutsche Kliniken, in denen entweder die chirurgischen oder die gastroenterologischen Fachabteilungen auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse spezialisiert sind, teilgenommen. In die Studie eingeschlossen wurden 1370 Patienten, bei denen man mittels Bildgebung eine Raumforderung der Bauchspeicheldrüse gefunden hatte und bei denen es deshalb notwendig war, ein Pankreaskarzinom auszuschließen oder zu therapieren. Das Blutplasma der Patienten wurde massenspektrometrisch auf das Vorliegen von zwei Biomarkersignaturen untersucht ‒ eine mit zwölf und eine mit nur vier Metaboliten, sowie auf eine Erhöhung des Tumormarkers CA19-9. Die Patienten wurden zwei Jahre nachbeobachtet um sicherzustellen, ob ein Pankreaskarzinom vorlag oder sich entwickelte und ob eine andere Diagnose die Ursache des Computertomographiebefundes war. Beide Biomarkersignaturen konnten wesentlich zuverlässiger als CA19-9 die Diagnose eines Pankreaskarzinoms ausschließen. Interessanterweise schnitt das kleinere Panel, bei dem nur vier Metaboliten quantifiziert werden und das dadurch kostengünstig auf nur einer Laborplattform gemessen werden kann, praktisch genauso gut ab wie der aufwendigere Test (area under the curve: 0,846; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,842–0,849; p<0,0001 gegen CA 19-9, Spezifität von 93,6%; 95%-KI 93,1–94,0) und Genauigkeit von 79,0%; 95%-KI 78,8–79,2). Noch wichtiger für die klinische Anwendung ist laut den Wissenschaftlern, dass der negative Vorhersagewert bei mehr als 90 Prozent liegt.Damit wurde erstmals ein in der klinischen Routine einsetzbarer Labortest entwickelt, mit dem die Überwachung von Patienten mit einem erhöhten Risiko für ein Pankreaskarzinom oder von Patienten mit dem bildgebenden Verdacht auf ein Pankreaskarzinom vorgenommen werden kann. „Dieser Metabolom-Test kann den Betroffenen invasivere Diagnoseverfahren ersparen und mit ihm lässt sich der Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem noch heilbaren Stadium diagnostizieren“, betont Letztautorin Mayerle.
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