Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Ernährung kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen9. März 2023 Abbildung: © SciePro/stock.adobe.com In einer neuen Studie haben Forschende einen Zusammenhang zwischen der Wirkung der Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und Stoffwechselprodukten im Darm festgestellt. In präklinischen Modellen konnte die interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Nicola Gagliani von der l. Medizinische Klinik und Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), die Konzentration dieser Metaboliten und damit den Effekt der Chemotherapie durch Veränderung der Ernährung beeinflussen. Zentral ist dabei die Gabe der Aminosäure Tryptophan als Ausgangsprodukt der Metaboliten. Federführend bei der Durchführung der Studie waren die Wissenschaftler des UKE, beteiligt waren aber auch Forschende des LMU Klinikums München um Prof. Stefan Böck und Dr. Danmei Zhang von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III, die Blutproben und klinische Daten von Patienten beisteuerten. Mit modernen Verfahren der Erbgutanalyse und der Analyse von Stoffwechselprodukten hat das Team erstmals mit zwei Patientenkohorten nachgewiesen, dass bei Patienten, die auf eine gängige Chemotherapie ansprechen, „gehäuft ein Stoffwechselprodukt, das 3-IAA genannt wird, vom Darmmikrobiota gebildet wird“, wie Böck erklärt. 3-IAA (für Indol-3-Essigsäure) ist ein Molekül, das von den Darmbakterien aus der essenziellen Aminosäure Tryptophan gebildet wird. Wirksamkeit von Chemotherapie vorab testen Womöglich lässt sich 3-IAA sogar als Biomarker nutzen, der prognostiziert, ob ein Patient von der Chemotherapie profitiert oder nicht. Auch therapeutisch könnte diese Substanz eine Rolle spielen. Die Forschenden hatten Mäuse mit Pankreastumoren die Aminosäure Tryptophan oder die Substanz 3-IAA gefüttert. Zudem bekamen Mäuse über eine Fäkaltransplantation ein neues Mikrobiota. Hatten die Nager eine Fäkaltransplantation von einem Menschen erhalten, der von einer Chemotherapie profitierte, ´bildeten sie nur mit der Zugabe von Tryptophan mehr 3-IAA und sprachen besser auf eine Chemotherapie an. Hatten die Mäuse Darmbakterien von einem Patienten bekommen, der zuvor nicht von einer Chemotherapie profitierte, konnten die Tiere nur wenig 3-IAA bilden und benötigten eine direkte Gabe dieses Stoffes, um auf eine Chemotherapie anzusprechen. Dies alles spricht laut den Wissenschaftlern dafür, entsprechende Interventionen auch bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs zu testen. Das wäre, sagt Stefan Böck, „absolut sinnvoll.“ „Zusammenfassend deuten die Daten darauf hin, dass die Ernährung in Kombination mit einer spezifischen Zusammensetzung der Darmbakterien einen wichtigen Einfluss auf den Effekt einer Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs haben kann“, erklärt auch Prof. Samuel Huber von der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE. „Diese Daten bilden die Grundlage für eine neue Forschungsausrichtung in der Behandlung von Patient:innen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Allerdings sind weitere Studien essenziell, bevor die Ergebnisse in die klinische Praxis übertragen werden könnten“, ergänzt Erstautor Dr. Joseph Tintelnot, von der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE. Eine Chemotherapie ist zwar zentraler Bestandteil in der Behandlung von Patienten mit Bauchspeicheldrüsentumoren, allerdings sprechen nicht alle dieser Tumoren gleichermaßen auf eine solche Behandlung an. Die Ursache hierfür ist bislang nicht vollständig geklärt.
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