Bestrahlung bei Prostatakrebs: Optimale Dauer der adjuvanten Androgenentzugstherapie hängt vom individuellen Risiko ab

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Wie lang sollte die optimale Dauer einer adjuvanten Androgenentzugstherapie (ADT) sein, die Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs zusätzlich zur definitiven Strahlentherapie verabreicht wird? US-Wissenschaftler geben mit einer aktuellen Metaanalyse Hinweise für eine individualisierte Behandlung.

Erstautor Nicholas G. Zaorsky von der Case Western Reserve School of Medicine in  Cleveland (OH/USA) und Kollegen analysierten die individuellen Patientendaten aus 13 randomisierten Phase-III-Studien. Grundlage für die Metaanalyse war eine systematische Literaturrecherche in den Studienregistern Cochrane Central Register of Controlled Trials und ClinicalTrials.gov sowie den Literaturdatenbanken Medline (1966–2020), Embase (1982–2020), Web of Science und Scopus.

Metaanalyse mit Daten von mehr als 10.000 Patienten

Die Studien, welche Zaorsky und Kollegen in ihre Metaanalyse einschlossen, prüften die Anwendung von Strahlentherapie allein oder in Kombination mit ADT. Der Altersmedian der 10.266 männlichen Patienten betrug 70 (Interquartile range [IQR] 65–74) Jahre. Der Median der Nachbeobachtungszeit lag bei 11,3 Jahren (IQR 9,5–14,5 Jahre). Die ADT dauerte 0 bis 36 Monate. Die meisten der eingeschlossenen Patienten (7392; 72%) wiesen ein hohes oder sehr hohes Risiko gemäß den Kriterien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) auf.

Der primäre Endpunkt der Metaanalyse war das Gesamtüberleben, definiert als Zeit bis zum Tod oder bis zum letzten Follow-up ab Randomisierung. Zu den sekundären Endpunkten gehörten das biochemische Rezidiv, Fernmetastasen, die prostatakrebsbedingte Mortalität und die Mortalität aus anderen Gründen. Zaorsky et al. führten mit den recherchierten Daten Intention-to-treat- und As-treated-Analysen durch.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass längere ADT-Dauern mit einer nichtlinearen Verbesserung des relativen Nutzens hinsichtlich Fernmetastasen, prostatakrebsbedingter Mortalität und Gesamtüberleben assoziiert waren. Der geschätzte Nutzen nahm jedoch nach 9 bis 12 Monaten ADT, basierend auf dem Endpunkt, ab. Die Mortalität aufgrund anderer Ursachen stieg mit der Langzeitanwendung von ADT nahezu linear an (Hazard Ratio 1,28; 95%-Konfidenzintervall 1,09–1,50; p=0,002 für 28 vs. 0 Monate ADT).

Gestaffelte optimale ADT-Dauer je nach Risiko

Die grundlegende Frage der Studie, was die optimale Dauer einer adjuvanten ADT bei Strahlentherapie ist, erhält basierend auf der 10-Jahres-Fernmetastasenrate eine gestaffelte Antwort: Patienten mit nur einem intermediären Risikofaktor brauchen gar keine ADT, für Patienten mit zwei oder mehr intermediären Risikofaktoren sind 6 Monate am besten. Bei hohem Risiko gemäß den NCCN-Kriterien fahren die Patienten am besten mit 12 Monaten ADT. Für sehr hohes NCCN-Risiko konnten die Wissenschaftler die optimale ADT-Dauer nicht definieren.

Co-Seniorautor Prof. Amar Kishan vom Health Jonsson Comprehensive Cancer Center der University of California in Los Angeles fasst den personalisierten Ansatz der Studie zusammen: „Diese Ergebnisse helfen Ärzten, die Therapie individuell anzupassen und ein Gleichgewicht zwischen der Krebsbekämpfung und möglichen Nebenwirkungen und anderen Gesundheitsrisiken herzustellen.“

(ms)