Beunruhigender Anstieg: Fallzahlen für eine Reihe gastrointestinaler Krebserkrankungen unter jungen Menschen nehmen zu15. Juli 2025 Gastrointestinale Krebserkrankungen in jungen Jahren: Die treibende Ursache hinter den zunehmenden Raten solche frühen Fälle ist nicht eindeutig geklärt, doch die Lebensgewohnheiten könnten eine große Rolle spielen. (Foto: © Solid photos/stock.adobe.com) Wissenschaftler des Dana-Farber Cancer Institute (USA) berichten über steigende Raten nicht nur von Kolorektalkarzinomen, sondern auch bei Krebserkrankungen, die das Pankreas, den Magen und den Ösophagus betreffen, sowie bei anderen, weniger häufigen gastrointestinalen Krebserkrankungen bei Menschen unter 50 Jahren. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis einer Literaturdurchsicht, wobei die jüngsten Bevölkerungsgruppen offenbar den stärksten Anstieg der Erkrankungsraten verzeichnen. Zu den selteneren gastrointestinalen Krebserkrankungen, deren Häufigkeit beunruhigend zunimmt, gehören Tumoren des Appendix, der Gallengänge und neuroendokrine Tumoren. Laut dem Review, der im „British Journal of Surgery“ publiziert wurde, ist die Zahl der neudiagnostizierten Fälle früh auftretender gastrointestinaler Krebserkrankungen zwischen 2010 und 2019 um 14,8 Prozent gestiegen. Von dieser Zunahme sind unverhältnismäßig häufig Personen afroamerikanischer, hispanischer oder indigener Abstammung sowie Frauen betroffen. Nicht nur früh auftretender Darmkrebs ist ein Problem „Früh auftretender Kolorektalkrebs hat Aufmerksamkeit erlangt als eine der ersten gastrointestinalen Krebserkrankungen, bei der es eine signifikante Verschiebung im demografischen Profil gegeben hat“, erklärt Dr. Kimmie Ng, Leiterin des Young-Onset Colorectal Cancer Center am Dana-Farber Cancer Institute. „Er ist auch der häufigste früh auftretende gastrointestinale Krebs. In der Vergangenheit wurde Kolorektalkrebs vor allem bei Erwachsenen in ihren 60ern und 70ern diagnostiziert. Doch in den 1990er-Jahren wurde dann erstmals über eine steigende Inzidenz in jüngeren Bevölkerungsgruppen berichtet“, sagt die Seniorautorin der neuen Studie. „Unsere Untersuchung betrachtet das Thema aus einer breiteren Perspektive und zeigt, dass auch andere gastrointestinale Krebserkrankungen unter jüngeren Menschen einen raschen Anstieg erfahren – beispielsweise Bauchspeicheldrüsen-, Speiseröhren- und Magenkrebs sowie andere, seltene gastrointestinale Krebserkrankungen.“ Die Zahl früh auftretender gastrointestinaler Krebserkrankungen ist am höchsten in der ältesten Gruppe innerhalb der unter 50-Jährigen – also bei Personen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren –, doch der Anstieg der Raten ist in den jüngeren Jahrgängen steiler. So ist die Wahrscheinlichkeit für ein Kolonkarzinom bei Personen, die im Jahr 1990 geboren wurden, doppelt so hoch wie bei Menschen, die 1950 geboren wurden. Für Rektumkarzinome ist das Risiko für den Jahrgang 1990 sogar viermal höher. Laut den Autoren des Reviews deuten aktuelle Daten der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) darauf hin, dass sich die Kolorektalkrebsinzidenz unter 15- bis 19-Jährigen mehr als verdreifacht und bei 20- bis 24-Jährigen fast verdoppelt hat. Was treibt die steigenden Raten an? Die treibende Ursache hinter den zunehmenden Raten früh auftretender gastrointestinaler Krebserkrankungen ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt jedoch Risikofaktoren, die diesen Erkrankungen gemeinsam sind. Zu den beeinflussbaren Faktoren, die mit Veränderungen der Lebensgewohnheiten zusammenhängen, gehören Adipositas, lange Sitzzeiten, der regelmäßige Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel, Alkoholkonsum sowie Rauchen. Laut der Studie von Seniorautor Ng und seinen Mitstreitern verdoppelt schwerer Alkoholmissbrauch das Risiko für Magenkrebs, während Adipositas das Risiko für Kolorektal- und Pankreaskarzinome nahezu verdoppelt. Auch Rauchen erhöht nachweislich das Risiko für diese Erkrankungen. „Das Beste, was man für seine Gesundheit tun kann, ist mit dem Rauchen aufzuhören“, erklärt Co-Erstautorin Sara Char, angehende Onkologin am Dana-Farber Cancer Institute. „Positive Entscheidungen sind auch, den Alkoholkonsum zu reduzieren und durch Veränderungen der Lebensgewohnheiten für mehr regelmäßige körperliche Aktivität zu sorgen sowie weniger Fertiglebensmittel zu konsumieren.“ Erkrankungen wie Fettleber, Diabetes und Säurereflux können ebenfalls das Risiko für verschiedene gastrointestinale Krebsarten erhöhen. Es sei wichtig, dass Patientinnen und Patienten in Kontakt mit ihrem Hausarzt bleiben und im Sinne einer präventiven Medizin bei diesen sowie weiteren Risikofaktoren aktiv werden. Erbliche Genmutationen sind meist nicht die Ursache Die Forschenden stellten zudem fest, dass erbliche Genmutationen, die das Risiko für gastrointestinale Krebserkrankungen erhöhen, bei Menschen mit früh beginnenden Erkrankungen häufiger auftreten als bei jenen mit einem durchschnittlichen Erkrankungsalter. Allerdings – so betonen die Autoren – standen die meisten früh im Leben diagnostizierten Krebserkrankungen nicht mit einer erblichen Mutation in Zusammenhang, sondern waren stattdessen mit einer sporadisch auftretenden Mutation assoziiert, die vermutlich durch Umwelteinflüsse verursacht wird. „Lebensstilfaktoren wie Adipositas, eine Ernährung nach westlichem Vorbild mit einem hohen Anteil verarbeiteter Lebensmittel sowie häufiges und langes Sitzen tragen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vielen Erkrankungen bei, die früh im Leben auftreten“, unterstreicht Co-Erstautorin Catherine O’Connor, Medizinstudentin an der Harvard Medical School (USA). Forderung nach mehr Berücksichtigung aller Patientengruppen – auch der jüngeren – in Studien Die Behandlungsempfehlungen für früh auftretende gastrointestinale Krebserkrankungen entsprechen derzeit jenen für Erkrankungen, die zu einem Durchschnittsalter auftreten. Die Studie zeigt jedoch, dass jüngere Patienten zwar häufiger eine aggressivere Therapie erhalten, dies aber nicht zwangsläufig zu besseren Überlebenschancen führt. „Es bedarf weiterer Forschung, um vollständig zu verstehen, ob es biologische Unterschiede zwischen einem frühen und einem durchschnittlichen Krankheitsbeginn gibt und ob unterschiedliche Behandlungsmethoden gerechtfertigt sind“, erläutert Char. In epidemiologischen Studien müsse die Vielfalt der Betroffenen angemessen abgebildet werden, fordert sie.
Mehr erfahren zu: "Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko" Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko In einer neuen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie körperliche Aktivität und die Qualität der Ernährung mit unterschiedlichen Leveln und Mustern des Alkoholkonsums interagieren – mit dem Ergebnis, dass gesundes Essen […]
Mehr erfahren zu: "Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei" Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei US-Forschende haben herausgefunden, dass der Schlüssel für den Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und einer Stoffwechseldysfunktion-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) in einem Enzym liegt, das am Recycling unerwünschter Proteine beteiligt ist.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]