Bluttest zur Diagnostik von Depression entwickelt12. März 2024 Symbolbild Foto: © filin174 – stock.adobe.com Wissenschaftler haben einen Test entwickelt, mit dem anhand von Blutproben Rückschlüsse auf Veränderungen im Gehirn gezogen werden können, die im Zusammenhang mit psychischen Störungen auftreten. Die Innovation zeigt die Chancen der tierversuchsfreien humanbasierten Forschung für erkrankte Menschen. Bisher werden psychische Erkrankungen wie Depressionen vor allem durch Gespräche mit dem Patienten diagnostiziert. Spezifische Biomarker, also objektiv messbare Parameter, die eine diagnostische Aussagekraft für das Vorliegen der jeweiligen Krankheit haben, gibt es bis dato nicht. Forscher des Johns Hopkins Children‘s Center in Baltimore haben jetzt einen wichtigen Fortschritt bei der Entwicklung eines Bluttests zur Diagnose von psychischen Erkrankungen gemacht. Sie nutzten dafür aus menschlichen Zellen hergestellte Mini-Gehirne und Blutproben mit in extrazellulären Vesikeln eingeschlossenem genetischen Material (sogenannte mRNA). Extrazelluläre Vesikel sind mit mRNA gefüllte Bläschen, die für die Kommunikation zwischen Zellen unerlässlich sind. Sie werden von jedem Gewebe im Körper, einschließlich des Gehirns, freigesetzt und können z.B. aus ganz normalen Blutproben isoliert werden. Bereits 2022 entdeckten die Wissenschaftler aus Baltimore, dass es Vesikel gibt, die speziell von einem bestimmten Gewebe oder Organ stammen. In der aktuellen Studie fanden die Forscher anhand von Mini-Gehirnen aus menschlichen Stammzellen heraus, dass das genetische Material der aus diesem Hirngewebe freigesetzten Vesikeln die Veränderungen widerspiegelt, die im Inneren des Gewebes stattfinden. Die hirnspezifischen mRNAs wiesen eine signifikante Anreicherung von Genen auf, die mit Hirnstörungen wie postpartalen (nachgeburtlichen) Depressionen, Schizophrenie, Epilepsie und Drogenmissbrauch in Verbindung gebracht werden. Bisher stützt sich Forschung zu psychischen Erkrankungen auf Tierversuche „Psychische Erkrankungen anhand einer Blutprobe diagnostizieren zu können bedeutet einen immensen Fortschritt in der effektiven Versorgung von Patienten und dem Ziel, diese menschlichen Krankheiten besser zu verstehen“, meint Dr. med. vet. Gaby Neumann, wissenschaftliche Referentin von Ärzte gegen Tierversuche. „Diese Studie zeigt erneut, wie wichtig und zielführend humanbasierte, d.h. am Menschen orientierte Forschung ist. Denn die Erkenntnisse wären mit Tierversuchen gar nicht möglich gewesen.“ Bisher stützt sich die Forschung zu psychischen Erkrankungen häufig auf Tierversuche. Da die verwendeten Tiere natürlicherweise die psychiatrischen Erkrankungen nicht bekommen, werden sie künstlich krank gemacht. Für die Depressionsforschung beispielsweise müssen vor allem Ratten oder Mäuse in mit Wasser gefüllten Glasbehältern im „erzwungenen Schwimmtest“ um ihr Leben schwimmen. Geben sie früher auf als ihre Artgenossen und lassen sich treiben, so gelten sie als depressiv. „Kein Wunder, dass die Wirkung der im Tierversuch gut funktionierenden Antidepressiva bei vielen Patienten sehr unbefriedigend ist und dass wir bisher so wenig über psychische Erkrankungen wissen. Zum Wohle der Patienten muss der Fokus auf humanrelevanter, tierversuchsfreier Forschung liegen“, so Neumann.
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