Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt nach Herzinfarkt: Forschende finden acht Risikofaktoren24. August 2021 Nach einem Herzinfarkt gehören Blutungen des oberen Gastrointestinaltraktes zu den häufigsten Komplikationen. (Abbildung: © freshidea/stock.adobe.com) Forschende des Karolinska Institutet in Schweden haben acht Hauptfaktoren identifiziert, die das Risiko für Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt nach einem Herzinfarkt erhöhen. Einige dieser Faktoren sind bereits bekannt, aber mit Verfahren des maschinellen Lernens haben die Forscher zusätzliche Prädiktoren wie Rauchen, Blutdruck und Blutzucker gefunden. Die gerade im „European Heart Journal – Cardiovascular Pharmacotherapy“ veröffentlichten Ergebnisse der Untersuchung sollen auch auf dem digitalen Kongress der European Society of Cardiology (27.–30.08.2021) vorgestellt werden. „Wenn wir Patientinnen und Patienten mit einem hohem Risiko für Blutungen im oberen Gastrointestionaltrakt nach einem Herzinfarkt identifizieren könnten, wären Medizinerinnen und Mediziner in der Lage, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Risiko zu mindern“, unterstreicht der korrespondierende Autor der Studie, Moa Simonsson, stellvertretender Oberarzt am Karolinska University Hospital und Doktorand am Karolinska Institut für Klinische Wissenschaften am Danderyd Hospital. „Es gibt zum Beispiel Medikamente zur Bekämpfung von Blutungskomplikationen, bei Risikogruppen eingesetzte Darmbakterientests und andere Möglichkeiten zur personalisierten Behandlung von Herzinfarktpatienten mit einem hohem Risiko für Blutungskomplikationen.“ Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt stellen eine der häufigsten Blutungskomplikationen nach einem akuten Myokardinfarkt dar und erhöhen das Mortalitätsrisiko. Auch schränken Blutungskomplikationen den Einsatz von Antithrombotika ein, was wiederum die kardiovaskuläre Prognose verschlechtern kann. Obwohl ein stärkerer Fokus auf Blutungskomplikationen in den vergangenen zwei Jahrzehnten dazu geführt hat, dass Strategien zur Reduzierung des Risikos von Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt geführt habe, gebe es nur wenige Studien zu dieser Komplikation, heißt es in einer Mitteilung des Karolinska Institutet zu der aktuellen Veröffentlichung. 1,5 Prozent erleiden gastrointestinale Blutungen nach einem Infarkt Für die Studie nutzten die Forschenden Daten zu fast 150.000 Patientinnen und Patienten mit akutem Myokardinfarkt aus dem nationalen SWEDEHEART-Register für den Zeitraum 2007-2016. Von diesen Betroffenen erlitten etwa 1,5 Prozent innerhalb eines Jahres nach ihrem Herzinfarkt gastrointestinale Blutungen. Sie besaßen auch ein erhöhtes Mortalitäts- und Schlaganfallrisiko. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestätigten mehrere bekannte Faktoren, die das Risiko von Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt erhöhen, darunter niedrige Hämoglobinspiegel, frühere Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt, das Patientenalter und eine intensive antithrombotische Behandlung. Mithilfe eines Algorithmus identifizierten die Forschenden auch neue Risikofaktoren wie Rauchen, Blutdruck, den Blutzuckerspiegel und zurückliegende Behandlungen von Magenerkrankungen wie Ulzera und Reflux. „Wenn man traditionelle statistische Modelle mit Methoden des maschinellen Lernens kombiniert, kann man einzigartige Möglichkeiten schaffen, um wichtige Risikofaktoren für bisher unbekannte kardiovaskuläre Ereignisse zu finden“, erklärt Koautor Philip Sarajlic, Doktorand am Karolinska Institutet in Solna. „Damit ist es uns möglich, unter Berücksichtigung komplexer Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und Outcomes wertvolle Daten aus dem medizinischen Qualitätsregister effektiv zu nutzen, um die aktuellen Empfehlungen zur Patientenversorgung weiter zu optimieren.“ Große klinische Studie startet bald Diesen Herbst starten die Forschenden eine große klinische Studie, um die Bedeutung der Diagnose und Behandlung einer häufigen Infektion im oberen Gastrointestinaltrakt zu untersuchen. „In einer Pilotstudie im vergangenen Jahr konnte eine Verdoppelung des Vorkommens von Helicobacter pylori bei Herzinfarktpatienten gezeigt werden“, berichtet der Letztautor der Studie, Robin Hofmann, Forscher und Berater an der Abteilung für Klinische Wissenschaft und Bildung des Karolinska Institutet in Södersjukhuset. „Wir werden nun in einer großen randomisierten Studie untersuchen, ob ein systematisches Screening von Herzinfarktpatienten auf eine H.-pylori-Infektion und gegebenenfalls deren Behandlung Blutungskomplikationen reduzieren und die Prognose nach einem Herzinfarkt verbessern kann.“
Mehr erfahren zu: "Präzision in der Bauchspeicheldrüse: Neuer Test könnte Diagnostik und Therapie der hereditären Pankreatitis verändern" Präzision in der Bauchspeicheldrüse: Neuer Test könnte Diagnostik und Therapie der hereditären Pankreatitis verändern Ein neues Panel zur Untersuchung auf hereditäre Pankreatitis erweitert den bisherigen Test, der an der Mayo Clinic in den USA verwendet wird, von vier auf neun Gene. Dabei wurden neueste […]
Mehr erfahren zu: "MASLD: Studie benennt die für das Mortalitätsrisiko wichtigsten kardiometabolischen Faktoren" MASLD: Studie benennt die für das Mortalitätsrisiko wichtigsten kardiometabolischen Faktoren Drei von fünf kardiometabolischen Risikofaktoren, die mit einer Stoffwechseldysfunktion-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) in Zusammenhang stehen, sind mit dem höchsten Mortalitätsrisiko bei betroffenen Patienten verbunden: Hypertonie, Prädiabetes beziehungsweise Typ-2-Diabetes und ein […]
Mehr erfahren zu: "Praxen können teils noch nicht mit E-Akten starten" Praxen können teils noch nicht mit E-Akten starten Am 1. Oktober beginnt eine entscheidende Stufe der Digitalisierung im Gesundheitswesen: Praxen müssen Befunde dann in die elektronische Patientenakte laden. Doch bei manchen lässt die Technik auf sich warten.