Bund und Land fördern ab 2024 den Aufbau des NCT-Standortes Berlin24. November 2023 Zugang zu neuartigen Krebstherapien in klinischen Studien und eine aktive Beteiligung von Patienten an Behandlung und Forschung – dafür steht das NCT Berlin. Bild: ©Charité | Janine Oswald Neuartige Behandlungen und eine enge Verbindung von klinischer und translationaler Krebsforschung – dafür steht das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Berlin als eine wesentliche Erweiterung des Charité Comprehensive Cancer Center. Getragen durch die Kooperation von Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und Max Delbrück Center zusammen mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum, ist das NCT Berlin einer von bundesweit sechs Standorten des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen. An dem neuen Standort werden die Berliner Forschungsaktivitäten zur Einzelzellanalyse, zu Immuntherapien, Datenwissenschaft und Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) noch weiter vertieft und frühe klinische Studien zum Nutzen von Patienten auf den Weg gebracht. Es sind Therapien der Zukunft, die in Berlin erdacht, hergestellt und angewendet werden. Teilweise sind sie bereits im Einsatz: Immuntherapien oder auch hochkomplexe Gen- und Zelltherapien, die in die molekularen Prozesse an Krebs erkrankter Zellen eingreifen, sie gezielt verändern und damit im Idealfall Patienten nachhaltig heilen. Technologien und Therapien, die noch am Anfang stehen – doch schon jetzt sind sie mit großen Hoffnungen versehen. So können bspw. Forschende Tumorgewebe oder Blut von Patienten mittels Einzelzell-Technologien in hoher Auflösung untersuchen. Sie sehen u.a, welche Gene die einzelnen Zellen zu einem bestimmten Zeitpunkt der Erkrankung ablesen und können geeignete therapeutische Angriffspunkte identifizieren. Die erkrankten Zellen dienen als Stellvertreter, als Avatar der Erkrankung des Patienten – eine potenzielle Wirkung von Medikamenten lässt sich ohne unnötige Nebenwirkungen testen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz werten die Forschenden riesige entstandene Datenmengen aus. Ihr Ziel: vorhersagen, wie die Krankheit verlaufen und ob ein Tumor auf eine bestimmte Therapie ansprechen wird. Das Ergebnis ist eine auf die zellulären Eigenschaften der individuellen Krankheit zugeschnittene Behandlung. Man spricht auch von Präzisionsonkologie. Drei bewährte Partner am NCT-Standort Berlin Dieses Konzept einer zellbasierten Medizin benötigt enge Interaktionen zwischen klinischer Medizin, Grundlagenwissenschaft – Molekularbiologie, Zellbiologie, Biochemie und Biophysik – und den Möglichkeiten der Mathematik, Bioinformatik, künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens. Eine weitere Voraussetzung sind kliniknahe, innovative Herstellungsverfahren für den Einsatz zellulärer Therapien. Genau daran arbeiten Einzelzell-Forschende, Tumorimmunologen, Bioinformatiker und Mediziner bereits in Berlin. Im neuen NCT-Standort finden diese Schwerpunkte nun ihre Fortsetzung – beim Übertragen neuartiger Zelltherapien für Krebserkrankungen in die klinische Praxis. Das zur Helmholtz-Gemeinschaft gehörende Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin treibt die eng mit der Klinik verzahnte Technologieentwicklung voran. Am BIH werden die Schwerpunkte Einzelzell-Technologien sowie Gen- und Zelltherapien ausgebaut. Und die Charité, Europas größtes Universitätsklinikum, trägt mit ihrem Comprehensive Cancer Center zu einer umfassenden, interdisziplinären Versorgung von Krebspatienten auf der Basis ihrer klinisch-wissenschaftlichen Expertise in innovativer, personalisierter Krebsdiagnostik und -therapie bei. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit im NCT Berlin ermöglicht es, hochinnovative Technologien bis zur medizinischen Anwendung weiterzuentwickeln. Erkenntnisse aus der klinischen Forschung fließen wiederum in die Verbesserung von Behandlungskonzepten ein. So entstehen faszinierende Perspektiven für die Krebsmedizin, insbesondere, wenn es um die Fragen geht: Sprechen Tumorzellen auf eine Behandlung an? oder Wie lassen sich Resistenzmechanismen überwinden? Für eine hochmoderne, individuelle Krebsversorgung in der Region Jährlich werden in Deutschland mehr als 510.000 Krebserkrankungen neu diagnostiziert. Der Einzugsbereich des NCT Berlin umfasst etwa ein Zehntel der Bevölkerung mit 8,6 Mio. Menschen in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die am 24.11.2023 in Heidelberg unterzeichnete Bund-Länder-Vereinbarung zum erweiterten NCT ist nicht nur für den Berliner Standort ein Meilenstein in der Entwicklung einer hochinnovativen Krebsversorgung. Ab 2024 beginnt eine institutionelle Förderung, nach der Aufbauphase soll jeder neue NCT-Standort mit bis zu 14,5 Mio. Euro jährlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem jeweiligen Bundesland im Verhältnis 90 zu 10 finanziert werden. Entscheidend für den Berliner Standort ist die Unterstützung des Senats bei der Finanzierung eines neuen NCT-Gebäudes am Charité Campus Virchow-Klinikum, in dem modernste Labore, eine Ambulanz für personalisierte Krebsmedizin und ein Informationszentrum für Krebspatienten entstehen werden. Um junge Talente in der Krebsforschung für Berlin zu gewinnen, stehen etablierte Weiterbildungsmöglichkeiten wie das BIH Charité Clinician Scientist Programm, das einen Einstieg in die klinisch-wissenschaftliche Karriere ermöglicht, bereit. Dr. Ina Czyborra, Berliner Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie Aufsichtsratsvorsitzende der Charité über die Bedeutung des NCT-Standortes für die Gesundheitsstadt: „Mit dem Aufbau des Berliner NCT-Standortes wird ein wichtiges Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag zur Weiterentwicklung der Wissenschaft und Forschung im Land Berlin umgesetzt und der Forschungs- und Gesundheitsstandort Berlin ein weiteres Stück vorangebracht.“ Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, zur einmaligen Chance des NCT Berlin für alle Beteiligten: „Krebsforschung und Krebsbehandlung unter einem Dach zu vereinen, ist das übergeordnete Ziel aller Fachbereiche einer Universitätsmedizin. Hiervon profitieren Ärztinnen und Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber vor allem die Patientinnen und Patienten in Berlin und der näheren Umgebung.“ Prof. Ulrich Keilholz, Leiter des Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) und gemeinsam mit Charité-Prof. Angelika Eggert Co-Sprecher des NCT Berlin: „Das neue Zentrum wird zu einem wichtigen Akteur im Kampf gegen Krebs in der Region Berlin, Brandenburg und weit darüber hinaus. Jede Patientin und jeder Patient erhält im CCCC einen individuellen Behandlungsplan, der in einem interdisziplinären Team entwickelt wird. Darüber hinaus ermöglichen wir im NCT innovative Diagnostik und die Teilnahme an klinischen Studien. Wir sind stolz darauf, im NCT Berlin dieser Entwicklung deutlich mehr Schwung zu geben und bedanken uns für die Unterstützung auf diesem Weg.“ Prof. Nikolaus Rajewsky, Wissenschaftlicher Direktor des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Centrums für Molekulare Medizin (MDC-BIMSB): „Je genauer man die Zellen eines Tumors versteht, desto gezielter kann man ihn bekämpfen. Wir wollen deshalb wegweisende Technologien wie die räumliche Einzelzellbiologie in den klinischen Alltag bringen. Den Grundstein haben die Berliner Partner bereits 2020 mit vier gemeinsam rekrutierten Nachwuchsgruppen gelegt. Im NCT Berlin vertiefen wir diese Zusammenarbeit – zum Nutzen der Krebspatientinnen und -patienten.“ Prof. Christof von Kalle, BIH-Chair für Klinisch-Translationale Wissenschaften und Direktor des Klinischen Studienzentrums: „Nach dem großen Erfolg der Startphase ist die NCT-Erweiterung auf jetzt sechs Standorte im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs nicht nur eine großartige Chance für Berlin und die beteiligten Institutionen Charité, Max Delbrück Center und BIH sondern ebenso für die Entwicklung von patientenrelevanter Krebsforschung und -therapie national und international ein sehr wichtiger nächster Schritt.“
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