Candida albicans: „Faux-Biotika“ übernehmen Funktion von Probiotika zu Vermeidung einer Candidämie9. Juni 2024 Darstellung Candida albicans. (KI-generiert; Abbildung: © BoOm/stock.adobe.com) US-Forscher haben herausgefunden, dass ein gängiges entzündungshemmendes Medikament die Arbeit „guter“ Bakterien im Kampf gegen den Pilz Candida albicans im Darm ersetzen kann. In einigen Fällen von C.-albicans-Infektionen entwickelt sich vor allem bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem daraus eine potenziell tödliche invasive Candidiasis. Die Autoren der aktuellen Studie stellten fest, dass C. albicans ohne Sauerstoffzufuhr nicht wachsen kann. Ihre Untersuchung an Mäusen zeigte, dass das Medikament Mesalazin eine hypoxische Umgebung aufrechterhalten kann, die ein Gedeihen von C. albicans im Darm verhindert. Zunächst hatten die Wissenschaftler untersucht, wie C. albicans den Darm besiedelt. Der Pilz, der vor allem als Verursacher vaginaler Hefeinfektionen bekannt ist, wird normalerweise ohne ernsthafte Nebenwirkungen mit einem topischen oder oralen Antimykotikum behandelt und kommt bei etwa 60 Prozent aller Menschen im Darm vor, ohne Probleme hervorzurufen. Kommt es jedoch zu einer Immunsuppression, kann es zu einer invasiven Candidose kommen. Laut Hauptautor Andreas Bäumler von der UC Davis Health (USA) liegt die Sterblichkeitsrate bei einer invasiven Candidose bei etwa 50 Prozent – „und das sogar bei der besten verfügbaren Therapie“, erklärt der Professor für Medizinische Mikrobiologie und Immunologie. Wenn Patienten eine Behandlung mit Antibiotika brauchen, kann deren Einnahme ein mikrobielles Ungleichgewicht im Darm hervorrufen: So kann es zu einer Reduktion von Clostridien kommen, die die Resistenz gegen eine Pilzbesiedlung im Darm fördert. Sind weniger Clostridien vorhanden, nimmt C. albicans zu. Bäumler erklärt: „Das Gedeihen von C. albicans im Darm während einer Antibiotikatherapie ist die häufigste Ursache für eine Candidämie bei Menschen, die wegen Blutkrebs behandelt werden.“ Der Mediziner und sein Team untersuchten daher die Faktoren, die an der durch Antibiotika verursachten Kolonisierung von C. albicans im Darm beteiligt sind. Candida liebt Monosaccharide und Sauerstoff Die Wissenschaftler besiedelten zunächst keimfreie Mäuse mit Candida, um zu beobachten, was der Pilz benötigt um zu gedeihen. Sie stellten fest, dass Candida Monosaccharide braucht – ähnlich denen, die in einer zuckerreicher Ernährung vorkommen. Dann testeten die Forschenden das Wachstum von Candida in einer Petrischale, schufen für Candida mit einem Monosaccharid eine aerobe Umgebung und der Pilz gedieh. „Ein gesunder Darm hat wenig Sauerstoff“, erklärt Bäumler. „Also wiederholten wir den Test in einer hypoxischen Umgebung.“ Das Ergebnis: Candida wuchs trotz des Vorhandenseins des Monosaccharids nicht. Sauerstoff ist also eine notwendige Voraussetzung für das Wachstum von Candida. Die Rolle von Probiotika bei der Verhinderung des Pilzwachstums Das Team führte außerdem eine Reihe von Experimenten durch, die zeigten, dass der Einsatz von Antibiotika Clostridien im Darm reduzierte. Die Gabe von Probiotika wie Clostridien verhinderte bei Mäusen das Wachstum von C. albicans im Darm. Allerdings können Probiotika durch Antibiotika und Krebstherapien abgetötet werden. Aus diesem Grund würden Probiotika Patienten mit Leukämie oder anderen Blutkrebsarten nicht helfen. „Probiotika sind bei Patienten mit dem höchsten Risiko für invasive Candidiasis oft nicht sicher“, sagt Bäumler. „Es war wichtig, eine Therapie zu finden, die wie Probiotika wirkt, aber die Auswirkungen von Krebsbehandlungen und Antibiotika aushält.“ Entzündungshemmende Medikamente als Pseudobiotika Das Team untersuchte daher 5-Aminosalicylsäure (5-ASA; Mesalazin) als sicherere Methode zur Kontrolle von C. albicans im Darm. 5-ASA (Mesalazin). Das Team testete 5-ASA an Mäusen, die mit Antibiotika behandelt wurden, und fand heraus, dass das Medikament die Arbeit von Probiotika ersetzen könnte, indem es Sauerstoff im Dickdarm und die Ausbreitung von C. albicans im Darm verhindert. „Die Begrenzung des Sauerstoffs im Darm durch Ersetzen der Funktion guter Bakterien könnte eine Strategie zur Reduzierung invasiver Candidiasis sein“, meint Bäumler. „Unsere Studie eröffnet eine völlig neue Behandlungsoption für tödliche Pilzinfektionen, insbesondere für Krebspatienten. Schließlich können Pilze gegen Hypoxie nicht resistent werden.“ Das Team schlug den Begriff „Faux-Biotika“ vor, um Produkte wie 5-ASA zu bezeichnen, die die Funktion von Probiotika wie Clostridia nachahmen.
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