CDK4/6-Hemmer: Neue Hoffnung für die Behandlung von Darmkrebs

Darstellung eines Kolorektalkarzinoms. (Abbildung: © Dr_Microbe/stock.adobe.com)

Eine deutsche Forschergruppe hat die Wirksamkeit von CDK4/6-Hemmern bei Darmkrebs untersucht – mit vielversprechenden Ergebnissen. Die Medikamente bremsen laut den neuen Erkenntnissen das Wachstum von Darmkrebszellen wirksam, auch bei therapieresistenten Tumoren.

Entscheidend für den Therapieerfolg der für die Therapie bei Brustkrebs entwickelten Inhibitoren der cyclinabhängigen Kinasen 4 und 6 ist das Protein p16. Krebszellen mit hoher p16-Expression sprechen schlechter auf die Behandlung an. Das Protein eignet sich laut den Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Würzburg und der LMU München möglicherweise als Biomarker: Mit seiner Hilfe könnten sich Betroffene identifizieren lassen, die besonders profitieren. Die von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderte Studie wurde in „Cellular Oncology” publiziert und könnte den Weg für individualisierte Therapieansätze ebnen.

Trotz Fortschritten in der Chemotherapie entwickeln viele Darmkrebspatienten Resistenzen gegenüber bestehenden Therapien, was die Behandlungschancen erheblich mindert. CDK4/6-Hemmer sind in präklinischen Studien mit vielversprechende Ergebnisse getestet worden und könnten neue Therapieoptionen eröffnen.

p16 als Schlüssel zum Therapieerfolg

Bei Cyclin-abhängigen Kinasen (CDK) handelt es sich um Enzyme, die wie Schalter die Zellteilung steuern. Besonders CDK4 und CDK6 regulieren den Übergang in die nächste Teilungsphase. Bei vielen Krebsarten ist dieser Signalweg überaktiv, wodurch sich die Zellen unkontrolliert vermehren. CDK4/6-Hemmer blockieren diese Enzyme und bremsen so das Zellwachstum.

Das Forschungsteam unter Leitung von PD Dr. Florian P. Reiter vom Uniklinikum Würzburg untersuchte CDK4/6-Hemmer an verschiedenen Darmkrebs-, Brustkrebs- und Leberkrebszelllinien – darunter auch chemotherapieresistente Varianten. In den meisten Fällen konnte die Wirkstoffklasse das Zellwachstum deutlich bremsen.

Erstautorin Julia Schneider vom Klinikum der Universität München. (Foto: © Julia Schneider)

Als auffällig bezeichnen es die Wissenschaftler, dass Krebszellen mit hoher p16-Expression schlechter auf die Behandlung ansprachen. Die Auswertung der Gewebeproben von 185 Darmkrebsbetroffenen zeigte außerdem, dass eine niedrige p16-Aktivität mit einer besseren Prognose verbunden war. Die p16-Messung in frühen Tumorstadien hingegen hatte keinen klaren Vorhersagewert.

Julia Schneider, Assistenzärztin am LMU Klinikum München und Erstautorin der Studie, erklärt: „CDK4/6-Hemmer können das Wachstum von Dickdarmkrebszellen wirksam bremsen, auch bei therapieresistenten Tumoren. Das Protein p16 scheint ein wichtiger Hinweisgeber für den Therapieerfolg zu sein. Der Biomarker könnte helfen, Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die besonders von dieser Behandlung profitieren, sowie jene, bei denen alternative Ansätze erforderlich sind.”

Ausblick: Individuelle und nebenwirkungsärmere Therapien

Studienleiter Florian P. Reiter vom Universitätsklinikum Würzburg. (Foto: © Universitätsklinikum Würzburg)

„Unsere Ergebnisse könnten den Grundstein für neue, möglicherweise sogar chemotherapiefreie Behandlungsansätze legen”, betont Reiter, Oberarzt an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikum Würzburg und Letztautor der Studie. „Diese Medikamentenklasse hat bereits die Behandlung von Brustkrebs revolutioniert – nun könnte sie auch die Darmkrebstherapie verbessern.”

Allerdings seien weitere mechanistische Studien notwendig, um die genaue Rolle von p16 bei der Resistenzentwicklung zu verstehen, erklären die Studienautoren. Vielversprechend sei die Kombination von CDK4/6-Hemmern mit Immuntherapien oder zielgerichteten Therapien. „Langfristig könnte dies zu individuelleren und nebenwirkungsärmeren Behandlungsmöglichkeiten für Darmkrebspatienten führen”, bilanziert Reiter.