CED bei Kindern: Erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen20. August 2019 Dr. Agnieszka Butwicka und Dr. Jonas Ludvigsson vom Institut für Medizinische Epidemiologie und Biostatistik des Karolinska Institutet.(Foto: © Gunilla Sonnerbring/MEB) Kinder mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) besitzen ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen, wie eine neue Studie des Karolinska Institutet in Schweden ergeben hat. Die Forscher konstatieren darin, dass mehr psychologische Unterstützung und längere Nachsorge für die betroffenen Kinder und ihre Eltern erforderlich sind. Man weiß, dass Erwachsene die an Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn leiden, ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen besitzen. Jetzt zeigt eine neue Studie, dass die Wahrscheinlichkeit für seelische Leiden auch bei Kindern mit CED erhöht ist. An der Untersuchung nahmen mehr als 6400 Kinder mit CED teil, die zwischen 1973 und 2013 geboren worden waren. Mithilfe von Bevölkerungsregistern verglichen die Forscher deren Risiko für psychische Störungen im späteren Leben sowohl mit dem gesunder Kinder aus der Allgemeinbevölkerung als auch mit dem der Geschwistern der Patienten. Durch den Vergleich der Patienten mit ihren Geschwistern konnten zahlreiche Störfaktoren – wie der sozioökonomische Hintergrund, der Lebensstil und Vererbung berücksichtigt werden, die bekanntermaßen das Risiko für psychische Störungen bei Kindern beeinflussen. In einem Beobachtungszeitraum von durchschnittlich neun Jahren wurde bei ungefähr 17 Prozent der Kinder mit CED eine psychische Erkrankung diagnostiziert, verglichen mit knapp 12 Prozent bei den gesunden Kinder und ungefähr 10 Prozent bei den Geschwisterkindern. Dies bedeutet, dass das Risiko für psychische Störungen bei Kindern mit CED 1,6-mal höher war als bei Kindern aus der Allgemeinbevölkerung. Ebenso war das Risiko bei Kindern mit CED größer als bei deren Geschwistern. Das höhere Risiko betraf eine Reihe psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung und Autismus-Spektrum-Störungen. Es bestand auch ein höheres Suizidrisiko nach Erreichen des Erwachsenenalters. „Die Studie zeigt, dass Kinder mit CED und deren Eltern psychologische Unterstützung und eine längere Nachsorge benötigen“, sagt Agnieszka Butwicka, Forscherin am Institut für Medizinische Epidemiologie und Biostatistik des Karolinska Institutet. „Besondere Hilfe könnte Kindern angeboten werden, die in jungen Jahren krank werden, sowie Kindern von Eltern mit psychischen Problemen.“ Das Risiko für psychische Probleme war im ersten Jahr der CED-Erkrankung am größten. Besonders hoch war es, wenn die CED vor dem sechsten Lebensjahr diagnostiziert wurde, sowie bei Kindern von Eltern mit psychischen Störungen. Bei der Studie handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, weshalb eine Kausalität nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann. Den Forschern zufolge deuten die Ergebnisse jedoch darauf hin, dass CED zu psychischen Problemen beiträgt. „Da das Risiko für diese Kinder im Vergleich zu ihren eigenen Geschwistern höher ist, ist es wahrscheinlich, dass sich CED eher auf ihre seelische Gesundheit auswirken als andere Faktoren wie der sozioökonomische Hintergrund, der Lebensstil oder eine Vererbung innerhalb der Familie“, sagt Jonas F. Ludvigsson, Professor am Abteilung für Medizinische Epidemiologie und Biostatistik, Karolinska Institutet.
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