CED: Diagnosestellung dauert bei Betroffenen ab dem 60. Lebensjahr länger17. Mai 2024 Foto: © Lumos sp/stock.adobe.com Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) gelten eher als Erkrankungen junger Menschen. Dabei erhalten zehn bis 15 Prozent der Patienten ihre Diagnose erst ab einem Alter von 60 Jahren. Dann sind Besonderheiten bei der Diagnostik wie auch der Therapie zu beachten. Diese Besonderheiten sollten zunehmend auch in die Leitlinienbearbeitung einfließen, betont die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) im Vorfeld des Welt-CED-Tages (19. Mai). „Da Morbus Crohn und Colitis ulcerosa vorwiegend mit Betroffenen bis zu einem Alter von 30 Jahren assoziiert sind, verzögert sich die Diagnose bei älteren Menschen über 60 um bis zu vier Jahre“, sagt PD Dr. Birgit Terjung, Ärztliche Direktorin der GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der DGVS. Wenn ältere Menschen über gastrointestinale Symptome klagen, sollte man daher auch an eine CED denken, meint die Expertin. „Die bereits vorliegenden Erkenntnisse sollten schnellstmöglich auch umfänglich in die Leitlinienbearbeitung einfließen“, so Terjung. Nur so könnten auch ältere Menschen zeitnah zum Erkrankungsbeginn von den vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten profitieren. So unterscheiden sich ältere von jüngeren Patienten „Erschwerend für eine zeitnahe Diagnose ist, dass die CED bei älteren Patient*innen oft etwas anders verläuft als bei jungen Menschen“, erläutert Prof. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV (Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Zentrale Endoskopie) am Universitätsklinikum Jena. So zeige sich bei der C. ulcerosa häufiger ein distaler Befall, und die Erkrankung beginne meist schleichend. „Beim Morbus Crohn ist auffällig, dass die Erkrankung im Alter anders als bei jungen Erwachsenen kaum Bauchschmerzen verursacht, was die Diagnosestellung ebenfalls erschweren kann,“ unterstreicht Stallmach. Zudem gibt es Beobachtungen, dass der M. Crohn sich bei älteren Patienten häufig auf das Kolon beschränkt. Generell sei die Differenzialdiagnose bei Älteren umfassender: So müssten zusätzlich zum Reizdarm-Syndrom und Infekten auch medikamentöse Ursachen für die Beschwerden angenommen werden, ebenso eine Divertikulitis, Durchblutungsstörungen oder Tumorerkrankungen. Rasant zunehmende Therapieoptionen Auch in Sachen Therapie müssen bei älteren Patienten abweichende Ausgangslagen angenommen werden. „Etwa treten vermehrt Multimorbidität und Polypharmazie auf, dadurch steigt das Risiko für eine Medikamentennebenwirkung deutlich an“, erklärt Dr. Elena Sonnenberg, Oberärztin an der Klinik für Gastroenterologie der Charité am Campus Benjamin Franklin. „Oft sind betagte Patienten auch mangelernährt und zeigen geriatrische Syndrome.“ Dennoch: „Aktuell können die Leitlinien mit der Entwicklung der Therapieoptionen für CED kaum schritthalten. Davon profitieren auch ältere Menschen mit ihren Teils schwereren Krankheitsverläufen enorm,“ sagt die Expertin. Eine Erweiterung des Behandlungsspektrums sei jedoch dringend erwünscht, denn nicht alle Betroffenen sprechen gleich gut und dauerhaft auf die verfügbaren Medikamente an. Jeder neue Wirkstoff biete daher eine neue Chance, den Darm zu retten – und damit die operative Entfernung des schwer entzündeten Organs zu vermeiden. „Um in einer alternden Gesellschaft auch eine optimale Behandlung für Menschen mit CED im Alter von 60+ zu gewährleisten, ist es dringend notwendig, deren individuelle Krankheitsparameter und Therapieoptionen in Leitlinien umfassender abzubilden,“ meint Terjung abschließend. Dafür sei es auch notwendig, diagnostische und therapeutische Spezifika in Studien verstärkt zu erfassen.
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