CED: Vorzeitige Todesfälle lassen sich mittels Künstlicher Intelligenz vorhersagen

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Bei fast der Hälfte aller Patienten mit Chronisch-entzündlicher Darmerkrankung (CED) tritt der Tod vorzeitig ein. Dies geht aus einer neuen Publikation aus Kanada hervor, in der maschinelle Lernmodelle zur Vorhersage der Mortalität eingesetzt wurden.

Die CED-Rate in Kanada gehört laut den Autoren zu den weltweit höchsten. Vor dem Hintergrund, dass CED-Patienten eine kürzere Lebenserwartung besitzen als Menschen ohne eine solche Erkrankung und dass sie an weiteren chronischen Erkrankungen leiden können, die mit der CED in Zusammenhang stehen, betrachteten die Wissenschaftler die Zusammenhänge genauer. Sie stellten fest, dass das Risiko für vorzeitigen Tod (definiert als Tod vor dem 75. Lebensjahr) bei CED-Patienten erhöht ist, wenn sie früher im Leben weitere chronische Erkrankungen entwickelt haben.

Da Modelle des maschinellen Lernens vorzeitige Todesfälle in der Allgemeinbevölkerung vorhersagen können, setzten die Studienautoren die Technologie ein, um anhand der vom Institute for Clinical Evaluative Sciences (ICES) gespeicherten Gesundheitsdaten aus der kanadischen Provinz Ontario zu untersuchen, ob sie auch vorzeitige Todesfälle bei Menschen mit CED und anderen chronischen Erkrankungen vorhersagen kann. „Die klinische Bedeutung liegt darin, dass bereits früh im Leben auftretende chronische Erkrankungen für den Krankheitsverlauf wichtiger sein können“, schreibt Dr. Eric Benchimol, Kindergastroenterologe und leitender Wissenschaftler am Hospital for Sick Children (SickKids), Professor für Pädiatrie und Epidemiologie an der Temerty Faculty of Medicine der Universität Toronto und leitender Wissenschaftler am ICES. „Allerdings ist weitere kausale Forschung erforderlich, um diesen Zusammenhang zu klären. Obwohl unsere Erkenntnisse nicht kausaler Natur sind, lassen sich durch sie Patienten identifizieren, die möglicherweise ein höheres Risiko für einen vorzeitigen Tod haben und daher von einer koordinierteren Behandlung ihrer CED und anderer chronischer Erkrankungen profitieren könnten.“

Von den untersuchten insgesamt 9278 Todesfällen unter Patienten mit CED in den Jahren 2010 bis 2020 traten fast die Hälfte (47%) vorzeitig ein. Dabei erwies sich die Sterberate bei Männern als höher als bei Frauen (50% vs. 44%). Die häufigsten chronischen Erkrankungen zum Zeitpunkt des Todes waren verschiedene Arten von Arthritis (77%), Hypertonie (73%), affektive Störungen (69%), Nierenversagen (50%) und Krebs (46%). Die Forscher stellten fest, dass die Berücksichtigung chronischer Erkrankungen, die vor dem 60. Lebensjahr diagnostiziert wurden, und das genaue Alter zum Zeitpunkt der Diagnose die Vorhersagen der Modelle verbesserten.

Ansatzpunkt für die Prävention

„Die Berücksichtigung des vorzeitigen Todes als Outcome lässt Möglichkeiten zur Verbesserung des Gesundheitssystems direkter erkennen, da vorzeitige Todesfälle durch geeignete Prävention oder frühzeitige und wirksame Behandlung als vermeidbar gelten“, schreiben die Autoren.

Die Autoren hoffen, dass ihre Forschung dazu beitragen wird, Bereiche zu identifizieren, in denen eine gezieltere Nachsorge durch Vertreter verschiedener Gesundheitsberufe – von Ernährungsberatern bis hin zu Psychologen und Spezialisten – erforderlich ist. „Diese Ergebnisse liefern wissenschaftliche Unterstützung für eine multidisziplinäre und integrierte Gesundheitsversorgung über die gesamte Lebensspanne (insbesondere im jungen und mittleren Erwachsenenalter)“, schlussfolgern die Autoren.