Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Auch in offenbar inaktivem Zustand möglicherweise ein Schwangerschaftsrisiko

Studienerstautor Karl Mårild von der Sahlgrenska-Akademie an der Universität Göteborg. (Foto: © Region Västra Götaland)

Eine Studie von Forschenden an der Universität Göteborg zeigt, dass Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) einen Risikofaktor für Frühgeburten darstellen, selbst wenn sich die Patientinnen offenbar in Remission befinden.

Sollten sich diese Forschungsergebnisse bestätigen lassen, könnten sie sich auf die Empfehlungen für Frauen mit Colitis ulcerosa und Kinderwunsch auswirken.

Da CED tritt häufig im Alter von 15–30 Jahren auftreten, werden Fragen zu den Auswirkungen auf eine Schwangerschaft und den Fötus häufig gestellt. In der Vergangenheit sind CED mit negativen Geburts-Outcomes wie Frühgeburten (Geburt <37 Schwangerschaftswoche) in Verbindung gebracht worden, hauptsächlich bei Frauen, die Anzeichen einer aktiven Krankheit zeigten. Auch Frauen ohne offensichtliche CED-Aktivität weisen häufig mikroskopische Entzündungen in der Darmschleimhaut auf. Bisher war jedoch nicht bekannt, ob bereits solche mikroskopisch kleinen Entzündungen mit Risiken in der Schwangerschaft verbunden sein können.

Höheres Risiko für eine Frühgeburt

Die vorliegende Studie, deren Ergebnisse kürzlich in der Zeitschrift „eClinicalMedicine“ veröffentlicht wurden, zeigt, dass mikroskopische Entzündungen bei CED, insbesondere bei Colitis ulcerosa, mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten verbunden sind.

Unter den Babys, die von Frauen mit mikroskopischer Entzündung aufgrund einer CED geboren wurden, waren 9,6 Prozent Frühgeborene, während 6,5 Prozent der Kinder von Frauen ohne mikroskopische Entzündung von CED zu früh geboren wurden. Dies entspricht einer relativen Risikosteigerung von 46 Prozent. Mikroskopische Entzündungen waren nicht eindeutig mit anderen unerwünschten Schwangerschaftsergebnissen wie einem eingeschränkten Wachstum assoziiert.

Die Ergebnisse basieren auf Registerdaten von Frauen in Schweden, bei denen zwischen 1990 und 2016 eine CED diagnostiziert worden war und zu denen Informationen zum mikroskopischen Erscheinungsbild des Darms kurz vor der Schwangerschaft vorlagen. Die Studie umfasste 1223 Kinder von Frauen mit mikroskopischer Entzündung des Darms infolge einer CED und 630 Kinder von Frauen mit CED, aber mit mikroskopisch abgeheilter Darmschleimhaut.

Die Wissenschaftler verbanden mehrere Register miteinander, sodass Daten aus unterschiedlichen nationalen Gesundheitsregistern wie dem schwedischen medizinischen Geburtsregister und dem schwedischen Qualitätsregister für entzündliche Darmerkrankungen (SWIBREG) ausgewertet werden konnten.

Aussicht auf neue Behandlungsziele

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine CED-Behandlung, die nicht nur darauf abzielt, die Symptome von CED zu lindern, sondern auch den Darm mikroskopisch zu heilen, das Risiko einer Frühgeburt verringern kann“, erklärt Erstautor Prof. Karl Mårild. Er ist außerordentlicher Professor für Pädiatrie an der Sahlgrenska Academy der Universität Göteborg und Leitender Kinderarzt an der Abteilung für Pädiatrie des Queen Silvia Children’s Hospital in Göteborg (Schweden). „Wenn unsere Ergebnisse in zukünftigen Studien Bestand haben, können sie daher die Grundlage für Empfehlungen zur Bestätigung der mikroskopischen Heilung vor der Schwangerschaft sein, um solche Risiken zu reduzieren.“

Mårild ergänzt: „Sogar ein leicht erhöhtes relatives Frühgeburtsrisiko ist wichtig, da eine Frühgeburt sowohl kurz- als auch langfristig die Gesundheit des Kindes stark beeinträchtigen kann. Frühgeburten sind immer noch eine der häufigsten Todesursachen für Kinder unter fünf Jahren in Schweden.“