Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Häufig verwendeter Farbstoff in Lebensmitteln könnte ein Auslöser sein21. Dezember 2022 Foto: © Steve Gadomski/stock.adobe.com Kanadische Wissenschaftler haben den roten Azofarbstoff Allurarot AC, der häufig bei der Herstellung von Lebensmitteln zum Einsatz kommt, sowie dessen langfristigen Konsum als potenziellen Auslöser Chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) identifiziert. Laut Seniorautor Prof. Waliul Khan von der McMaster University ergaben Untersuchungen in experimentellen CED-Tiermodellen, dass die kontinuierliche Exposition gegenüber Allurarot AC die Darmgesundheit schädigt und Entzündungen fördert. Den Studienergebnissen zufolge stört der Farbstoff die Darmbarrierefunktion direkt und erhöht die Produktion von Serotonin, einem im Darm vorkommenden Hormon/Neurotransmitter, das anschließend die Zusammensetzung der Darmmikrobiota verändert und zu einer erhöhten Anfälligkeit für eine Colitis führt. Wie Khan erklärt, ist Allurarot (auch FD&C Red 40 oder Food Red 17 genannt und in der Europäischen Union als Lebensmittelfarbstoff E 129 zugelassen) eine häufige Zutat in Süßigkeiten, Erfrischungsgetränken, Milchprodukten und einigen Cerealien. Der Farbstoff wird verwendet, um Lebensmitteln Farbe und Textur zu verleihen – häufig mit dem Ziel, das Lebensmittel für Kinder attraktiver zu machen, wie die Forschenden betonen. Wie aus einer Mitteilung der McMaster University anlässlich der Veröffentlichung der Studie hervorgeht, hat die Verwendung synthetischer Lebensmittelfarbstoffe wie Allurarot in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zugenommen. Trotzdem gab es bislang kaum Untersuchungen zu den Auswirkungen dieser Farbstoffe auf die Darmgesundheit. „Diese Studie hat signifikante schädliche Effekt von Allurarot auf die Darmgesundheit ergeben, und wir haben darin Serotonin im Darm als einen kritischen Faktor identifiziert, der diese Effekte vermittelt. Diese Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf die Prävention und Behandlung von Darmentzündungen“, erklärt Khan, Professor der Abteilung für Pathologie und Molekularmedizin und Forscher am Farncombe Family Digestive Health Research Institute. „Was wir entdeckt haben, ist auffällig und alarmierend, da dieser häufige synthetische Lebensmittelfarbstoff ein möglicher diätetischer Auslöser für CED ist. Diese Studie stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, um die Öffentlichkeit auf die potenziellen Schäden von Lebensmittelfarbstoffen aufmerksam zu machen, die wir täglich konsumieren.“ Khan ergänzt: „Die Literatur legt nahe, dass der Verzehr von Allurarot auch bestimmte Allergien, Immunstörungen und Verhaltensprobleme bei Kindern beeinflusst, wie zum Beispiel die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.“ In den vergangenen Jahren wurden erhebliche Fortschritte bei der Identifizierung von Genen, die eine erhöhte Anfälligkeit begünstigen, und dem Verständnis der Rolle des Immunsystems und der Mikrobiota des Wirts bei der Pathogenese von CED erzielt. Bei der Definition von Umweltrisikofaktoren hinke man jedoch noch hinterher, erklärt Khan. Zu den CED auslösenden Umweltfaktoren gehören laut Khan die typische westliche Ernährung, die durch verarbeitete Fette, rotes und verarbeitetes Fleisch, Zucker sowie einen Mangel an Ballaststoffen geprägt ist. Der Wissenschaftler betont, dass die westliche Ernährung und verarbeitete Lebensmittel auch große Mengen verschiedener Zusatzstoffe und Farbstoffe enthalten. Er fasst zusammen, dass die Studie einen Zusammenhang zwischen dem häufig verwendeten Lebensmittelfarbstoff und CED nahelege und weitere Untersuchungen der Zusammenhänge zwischen Lebensmittelfarbstoffen und CED auf experimenteller, epidemiologischer und klinischer Ebene rechtfertige.
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