Chronische und Krebserkrankungen der Leber: Europäisches Projekt erforscht innovative RNA-Therapie6. November 2025 Abbildung/KI-generiert: © MEB/stock.adobe.com Das neue Projekt „HepaModulatoR“ soll mithilfe von RNA-Editierung präzise, sichere und personalisierte Therapien gegen steatotische Lebererkrankungen, Entzündung und Leberkrebs entwickeln. Das europäische Forscherteam wird von den Tübingern Prof. Thorsten Stafforst und Prof. Mathias Heikenwälder sowie dem israelischen Wissenschaftler Prof. Erez Levanon geleitet. Die Kraft der gezielten Korrektur Während Gen-Scheren die DNA dauerhaft verändern, nutzt die RNA-Editierung einen sanfteren Ansatz. Statt den Bauplan der Erbinformation umzuschreiben, nimmt sie vorübergehende Korrekturen an der RNA vor. „Wir wollen Leberzellen dabei unterstützen, sich selbst zu helfen“, erklärt Heikenwälder, wissenschaftlicher Direktor am M3 Forschungszentrum der Medizinischen Fakultät Tübingen. „Wenn wir Krankheitsprozesse frühzeitig und präzise steuern können, schaffen wir völlig neue Möglichkeiten in der Behandlung chronischer Lebererkrankungen.“ Zehn Millionen Euro für visionäre Forschung Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert das Forschungsprojekt „HepaModulatoR“ mit einem Synergy Grant in Höhe von zehn Millionen Euro für die Jahre 2026 bis 2032. „Unsere Vision ist es, RNA-Medikamente zu entwickeln, die sich flexibel an verschiedene Krankheitsstadien anpassen lassen“, betont Stafforst vom Institut für Biochemie der Universität Tübingen und Gründungsmitglied des Tübinger Zentrums für Gen- und RNA-Therapie. „Wir kombinieren molekulare Präzision mit medizinischer Praxisnähe – das ist einzigartig in Europa.“ Die Tübinger Forschenden arbeiten mit ihrem Kollegen Levanon der Bar-Ilan-Universität in Israel an dem gemeinsamen Ziel, neue RNA-Medikamente zu entwickeln, die Leberzellen in verschiedenen Krankheitsstadien neu programmieren – vom gestörten Stoffwechsel bis zum Tumorwachstum. Drei Ansatzpunkte gegen die Lebererkrankungen Das Forschungsteam verfolgt drei Schwerpunkte. In der Frühphase soll der Leberstoffwechsel stabilisiert werden, damit sich Fette und Zucker nicht schädlich ansammeln. In mittleren Stadien will man chronische Entzündungen bremsen, um Lebergewebe zu schützen und in späten Stadien, wenn Krebs entsteht, soll das Immunsystem aktiviert werden, um Tumorzellen gezielt zu vernichten. Diese Kombination aus Prävention, Regulation und Immunaktivierung könnte nach Ansicht der Forschenden völlig neue Therapiepfade eröffnen – gerade für Patienten, bei denen herkömmliche Behandlungen versagen.Beide beteiligten Tübinger Forscher sind Mitglieder des iFIT Exzellenzclusters. Heikenwälders Labor bringt jahrzehntelange Erfahrung mit Modellen für Leberentzündung und Krebs ein, während Stafforst als internationaler Pionier der RNA-Editierung gilt. Gemeinsam bündeln sie ihre Kompetenzen, um den Leberstoffwechsel und das Immunsystem in verschiedenen Krankheitsstadien gezielt zu modulieren. Perspektiven für die Zukunft Langfristig will „HepaModulatoR“ mehr als nur neue Medikamente hervorbringen. Es soll auch zeigen, dass RNA-basierte Medizin ein Werkzeug für viele Krankheiten sein kann – sicher, flexibel und auf den einzelnen Menschen zugeschnitten. „Wir stehen erst am Anfang“, sagt Heikenwälder. „Aber wenn wir verstehen, wie man die Sprache der Zellen auf RNA-Ebene richtig interpretiert und verändert, dann ist das nicht weniger als ein Paradigmenwechsel in der Medizin.“
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