Cochrane Review: Hautkontakt nach der Geburt wirkt positiv23. Oktober 2025 Hautkontakt nach der Geburt verbessert die Gesundheit von Neugeborenen und fördert die Bindung. (Foto: © Kati Finell – stock.adobe.com) Wird ein gesundes Neugeborenes innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt auf die unbedeckte Brust seiner Mutter gelegt, verschafft ihm dies wahrscheinlich einen besseren Start ins Leben: So lässt sich das Ergebnis eines jetzt aktualisierten Cochrane Reviews zusammenfassen. Dem Review zufolge wurden etwa 82 Prozent der Säuglinge, die direkten Hautkontakt zu ihrer Mutter hatten, mindestens die ersten sechs Wochen lang voll gestillt – und in einigen Studien sogar bis zu einem halben Jahr. Zum Vergleich: Von den Säuglingen ohne Hautkontakt nach der Geburt waren es nur 59 Prozent. Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten bringt Müttern und Kindern viele gesundheitliche Vorteile. Zudem wirkt der Hautkontakt nach der Geburt wahrscheinlich stabilisierend auf Körpertemperatur, Blutzucker, Atmung und Herzfrequenz des Neugeborenen. „Früher wurden Babys unmittelbar nach der Geburt für Routineverfahren wie körperliche Untersuchung, Wiegen und Baden von ihren Müttern getrennt. Das verhindert einen unmittelbaren Haut-zu-Haut-Kontakt“, erklärt Elizabeth Moore, emeritierte Professorin an der „School of Nursing“ der Vanderbilt Universität in Nashville (USA). „Selbst in Ländern mit sehr guter Versorgung ist diese kostenlose und leicht umsetzbare Maßnahme keine gängige Praxis“, fährt die Erstautorin des Cochrane Reviews fort. Keine Verblindung in Studien möglich Dass die Ergebnisse des Reviews nur als „wahrscheinlich“ gelten, begründen die Autoren mit methodischen Schwächen der ausgewerteten Studien wie einer unvermeidbaren, aber eben fehlenden Verblindung. Dies stuft den Autoren zufolge die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz herab. Keine verlässlichen Aussagen konnte das Team um Moore auch zur Frage machen, wie sich ein direkter Hautkontakt auf die Mutter auswirkt – ob er beispielsweise ihren Blutverlust oder den Zeitpunkt der Plazentageburt beeinflusst. Bei diesen Fragen sei die Datenlage nicht gut genug, erklärten die Autoren. Weitere klinische Studien wären unethisch Trotz dieser Vorbehalte ziehen die Autoren des aktuellen Reviews aber ein klares Fazit: Die Evidenz zugunsten des unmittelbaren Haut-zu-Haut-Kontakts ist aus ihrer Sicht so deutlich, dass sie davon abraten, weitere randomisierte Studien durchzuführen. Dabei dürften die Mütter und Neugeborenen in der Kontrollgruppe nämlich nach der Geburt keinen Hautkontakt haben. Und diesen empfiehlt mittlerweile selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Standard, argumentieren die Autoren. „Den Haut-zu-Haut-Kontakt vorzuenthalten, wäre heute als unethisch anzusehen, da es ausreichende Evidenz gibt, dass der direkte Kontakt die Gesundheit und das Überleben von Neugeborenen verbessert“, erklärt Karin Cadwell, Senior-Autorin sowie Geschäftsführerin und leitende Dozentin des „Healthy Children Project’s Center for Breastfeeding“ in den USA. „Während die für unseren Review geeigneten Studien nicht das Überleben betrachteten, haben Forschungsarbeiten in ressourcenarmen Umgebungen gezeigt, dass dieser direkte Kontakt bei Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht über Leben und Tod entscheiden kann. Eine große Studie in Krankenhäusern in Indien und mehreren afrikanischen Ländern wurde frühzeitig gestoppt, als vorläufige Daten zeigten, dass Haut-zu-Haut-Kontakt das Überleben signifikant verbessert.“
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