COVID-19: Angeborenes Immunsystem hilft Kleinkindern bei der Bekämpfung von SARS-CoV-2

Florian Wimmers ist seit April 2022 Forschungsgruppenleiter in Tübingen, wird im Rahmen des DFG Emmy Noether-Programms gefördert und ist zudem beteiligt am einzigen onkologischen Exzellenzcluster Deutschlands, dem iFIT. (Foto: © Lena Kempa/Universitätsklinikum Tübingen)

Forschende haben wichtige Erkenntnisse über die Immunreaktionen von Säuglingen und Kleinkindern auf SARS-CoV-2 gewonnen. Sie entschlüsselten die Art und Weise, wie das angeborene Immunsystem von Kleinkindern, die oft nur leichte oder gar keine Symptome zeigen, mit dem Virus fertig wird. 

Kleinkinder und insbesondere Säuglinge gelten als besonders schutzbedürftig. Neueste Ergebnisse einer deutsch-amerikanischen Studie belegen, dass gerade diese Gruppe eine weitaus länger anhaltende Antikörperreaktion bei einer COVID-19-Infektion zeigt als Erwachsene. Unter der Leitung von Dr. Florian Wimmers von der Universität Tübingen wurden im Rahmen der Studie Blut- und wöchentliche Nasenproben von mehr als 50 Kindern im Alter von einem bis 47 Monaten, die an einer COVID-19-Infektion litten, untersucht und mit denen von Erwachsenen verglichen. Die Forschenden haben für ihre Analysen hochauflösende und durch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützte Methoden verwendet. Während der Antikörperspiegel bei Erwachsenen in der Regel nach 40 bis 50 Tagen seinen Höhepunkt erreicht und dann beginnt abzunehmen, war dieser bei den Kleinkindern nach 300 Tagen immer noch auf konstantem Niveau. Allerdings erwies sich die Menge der Antikörper bei Kleinkindern und Säuglingen als geringer als bei Erwachsenen, wie auch die T-Zell-Antwort. Stattdessen beobachteten die Wissenschaftler eine unerwartet starke Immunantwort des angeborenen Immunsystems, vor allem in der Nase.

„Unsere Studie zeigt eindeutig das Zusammenspiel zwischen angeborenem Immunsystem und einer umfangreichen Immunaktivität in der Nase von Säuglingen. Die starke Immunantwort in der Nase könnte Infektionen bereits im Frühstadium eindämmen und ihr Vordringen in die unteren Atemwege verhindern, was dann wiederum zu milderen Krankheitsverläufen führt“, erläutert Wimmers. „Die beobachtete robuste Antikörperantwort gepaart mit dem Ausbleiben schwerer Symptome, könnte auf einen potenziell alternativen Weg der Immunaktivierung hinweisen, der zukünftig für die Entwicklung innovativer Impfstoffe genutzt werden könnte“, führt er weiter aus. Dies müssten jedoch weitere Studien zeigen, ergänzt der Tübinger Immunologe.

Neben Wimmers wurde die Studie von Prof. Bali Pulendran und seinem Labor an der Stanford University (USA) geleitet, unter großer Unterstützung des Cincinnati Children’s Hospital Medical Center (ebenfalls USA), wo die Säuglinge behandelt wurden. Die Studie wurde zum Teil vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases des National Institutes of Health unter der Vergabe-Nummer [spezifische NIH-Zuschussnummer(n) in diesem Format: R01GM987654] unterstützt.